Dieses Musical macht Hits erneut zu Hits
Was wäre, wenn Julia sich für ein Leben nach Romeo entscheidet, William Shakespeare seine Frau Anne Hathaway das größte Liebesdrama der Weltliteratur aus weiblicher Sicht weiterschreiben lässt, Julia mit ihrer Travestie-Bestie May und ihrer Amme Angelique in die Stadt der Liebe, Paris, flüchtet, sie auf dem Renaissance-Ball ihre neue Liebe Francois kennenlernt, der der Sohn von Lance, der Ex-Liebschaft ihrer Amme, ist, der Sohn sich bei Mays Anblick outet, obwohl er gerade dabei ist, Julia zu heiraten, und nicht weiß, wie er es seiner Familie erklären soll, zu allem Überfluss auch noch Romeo von den Toten aufersteht und Julia seine grenzenlose Liebe gesteht..?! Hat die gleichgeschlechtliche Liebe von Frank und May eine Chance, und gibt es ein Liebescomeback von Julia & Romeo? Die Musical-Hauptstadt Hamburg ist um ein weiteres Musical reicher: „& Julia“
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Lang erwartet
Das ist für die Hamburger erst einmal nichts Besonderes. Doch diese Premiere wurde in der Hansestadt nicht nur von Musicalfans sehnsüchtig erwartet. Denn „& Julia“, das bereits gefeierte Premieren in London und am Broadway hinter sich hat, ist weitaus mehr als nur ein Musical. Es ist eine musikalische Reise, hauptsächlich in die 90er und 2000er, vom schwedischen Hitproduzenten Max Martin, der unter anderem für die Hits von den Backstreet Boys und Britney Spears verantwortlich zeichnet. Sein Kommentar nach „Moin moin, Hamburg – no Deutsch, nicht sehr gut, nein, no. I apologize, no German tonight“:
Deutschland und vor allem Hamburg ist für mich ein ganz besonderer Ort. Denn als ich anfing, Songs zu schreiben, und zum ersten Mal mit Musik in Berührung kam, damals mit den Backstreet Boys, war das hier in Hamburg.“
Max Martin
Mit „& Julia“ hat sich Stage Entertainment selbst übertroffen und schickt ein Musical mit Partygarantie an den Start, das so fantastisch, divers und großartig ist wie die Liebe selbst.
Party ging später als erwartet los
Das muss gefeiert werden. Für unseren Geschmack war das Premieren-Publikum am Dienstag für dieses Stück ein wenig zu müde. Um diesem Musical, das schwierige historische Weltliteratur partygerecht mit jeder Menge Wortwitz, Gags und Überraschungen aufarbeitet, gerecht zu werden, hätten bereits nach dem ersten neuen Hit alle dauerhaft in den Reihen stehen, singen und tanzen müssen. Dazu aber später mehr.
Erst einmal von vorn. Gestern fand im Stage Operettenhaus auf der Reeperbahn die offizielle Premiere statt und bereits am Dienstag die Medienpremiere vom Musical „& Julia“. Das Stück zeigt einmal mehr, dass die Frauen das eigentlich starke Geschlecht sind. Neben Julia alias Chiara Fuhrmann gehörten Anne Hathaway alias Willemijn Verkaik und Amme Angelique alias Jacqueline Braun zu den großen Publikumsstars. Wir hatten das Gefühl, dass am Dienstagabend Shakespeares Frau Anne, die auch schnell in die Rolle der Freundin April schlüpfte, den fast größten Anteil am Applaus fand. Schon fast als legendär wollen wir hier ihre musikalische Glanzleistung als Celion Dion erwähnen. Hatte sie vorher noch in der Rolle der Eiskönigin alles eingefroren, taute sie nun das Publikum auf, das ihr einen schier endlosen Applaus für „That‘s the way it is“ gab.
William Shakespeare im Wandel der Zeit
Aus dem berühmten historischen Dichter wird nach Eingreifen seiner Frau Anne ein Popstar unserer Zeit. Gekonnt schafft Musicaldarsteller Andreas Bongard den Spagat zwischen Historie und Moderne. Der Dichter wird zusammen mit Romeo nach dessen Auferstehung, May, Lance und Francois zu den Backstreet Boys, bzw. hier „De Bois Band“, eine Performance auf der anstehenden Hochzeit, die „Everybody“ endlich ausrasten lässt.
Musikalisch eine Glanzleistung
Englisch oder Deutsch – das ist hier die Frage. Hier klingen die meisten großen Hits auf Deutsch, verlieren dadurch aber nicht ihren Charme und fügen sich nahtlos in die gewitzten Dialoge ein. Stage Entertainment mischte Englisch und Deutsch. Am Anfang singen die Darsteller einen in Deutsch übersetzten Text, ehe es dann in die Originalfassung übergeht. Musikalisch entstehen so einfach Highlights.
Romeos Auferstehung – eine Party
William Shakespeare war es, der Romeo wieder auferstehen ließ. Schließlich hatten Romeo und Julia vier unvergessliche Tage bis zu Romeos Tod. An seinem Namen „Romeo“ schwebt Musicaldarsteller Raphael Groß von der Decke herab und macht mit einem großen Auftritt seinem Namen alle Ehre. „It´s my life“ lautet dabei seine musikalische Bon-Jovi-Botschaft. Das rockte am Ende vom ersten Akt.
Mit der neuen Liebe hat Romeo nicht gerechnet
Als Romeo dann auf seine Julia trifft, die kurz vor der Hochzeit mit Francois steht, der sich mit nur einem Kuss in den Transvestiten May verliebt hat, ist die Verwirrung komplett. Ob Francois nun homosexuell oder bi ist, bleibt am Ende offen. Bleibt die Frage im Raum stehen: Hat er den Mut, sich vor seinem Vater Lance und vor allem vor seiner Braut Julia zu outen?!
Julia setzt sich für die freie Liebe ein
Am Ende ist es Julia, an der alles hängt. Ihr Herz hat auch noch Gefühle für Casanova Romeo. Will sie sich der Liebe zwischen Bestie May und Francois in den Weg stellen? Außerdem müsst Ihr ebenfalls miterleben, ob Angelique ihrem Lance nach dem Tod seiner Frau eine zweite Chance gibt. Hauptaussage ihrer Entscheidung ist jedenfalls: Erstmal liebe ich mich selbst!
Chiara Fuhrmann ist die Rolle der Julia auf den Leib geschrieben. Ihre gewaltige Stimme und ihre ansteckend positive Art sind schon alleine einen Besuch des Musicals wert. Und Hamburg liebt Julia und Romeo. Ein musikalisches Knallbonbon, das Ihr auf keinen Fall verpassen solltet.
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