Anna-Maria Zimmermann: Die andere Seite der Partyikone

AMZ überrascht mit gefühlvoller Ballade

Anna-Maria Zimmermann – dieser Name steht für Abriss und Party pur. Doch auch die Powerfrau ist nicht nur Partyikone, sondern auch liebende Ehefrau und zweifache Mutter. Mit ihrer gefühlvollen Ballade „Kein Wort“ schlägt die 34-Jährige ein neues Kapitel in ihrer Karriere auf. 

„Anna hat heut‘ Bock auf Party“, schmettert sie durch das Mikrofon ihrem Publikum entgegen. „Habt ihr auch Bock?“ Die Menge tobt und brüllt ihr ein „JA!“ entgegen. Anna-Maria Zimmermann liefert immer wenn sie gebucht wird 110 Prozent ab. Aber wehe, wenn sie Bock hat! Dann lässt sie die Hüften kreisen, erzählt Corona-Anekdoten und wackelt mit dem Po. Dem Partyvolk vom Norden bis zur Platja gefällt‘s.

Bei ihren schier unzähligen Aufritten wirkt es fast so, als hätte sie die gute Laune erfunden und für sich gepachtet. Kaum jemand kommt auf die Idee, dass auch die ehemalige DSDS-Teilnehmerin mal schlecht drauf ist, einfach mal die Beine auf der Couch hochlegen möchte oder gar Schicksalsschläge hinnehmen muss.

Ihr schlimmer Hubschrauberunfall von 2010 scheint für viele völlig vergessen. Ihren gelähmten Arm überspielt sie geschickt, die Narben bleiben verborgen. Bis jetzt! Mit ihrer neuen, hochemotionalen Ballade „Kein Wort“ überrascht Anna-Maria Zimmermann und zeigt sich so nah und persönlich wie nie. Besonders in Verbindung mit dem gefühlvoll in Szene gesetzten Video trifft der Song mitten ins Herz.

Dazu AMZ im Schlagerzeile-Interview: „Dieses Video liegt schon fertig produziert seit zehn Monaten in der Schublade. Es war mir persönlich ganz wichtig, es zu einem passenden Zeitpunkt, wo ich es auch fühle, rauszubringen. Video und Song sollten nicht einfach so veröffentlicht werden. Wir wussten, es muss sich für mich passend anfühlen. Im ersten halben Jahr des Jahres war ich noch nicht bereit dafür. Aber vor ca. einem Vierteljahr haben wir entschieden, dass jetzt der richtige Zeitpunkt wäre.“

Wenn die Frage erlaubt ist – warum ist nun der richtige Zeitpunkt gekommen?

„Ich bin das ganze Jahr mit vielen Auftritten als Gute-Laune- und Strahle-Maus Anna unterwegs. Eigentlich habe ich immer den Job, auf die Bühne zu springen, 45 Minuten Vollgas zu geben und Partyfeeling zu verbreiten. Ich stehe einfach für ‚Das Leben ist schön‘.“ 

Das spiele ich auch nicht vor, das bin ich auch! Ich bin tatsächlich diejenige, die gerne auf die Bühne springt und gute Laune verbreitet. Schließlich wollen wir alle am Wochenende irgendwie unsere Alltagssorgen vergessen.

Aber natürlich steckt viel mehr dahinter. Ich habe in den letzten drei bis vier Jahren feststellen müssen, dass die Leute denken, ich sei immer gut drauf. Bei Anna funktioniert immer alles. Sie hat keine Sorgen und keine Probleme.“

Kann das nicht aber auch ein wenig zur Belastung werden?

„Ich habe für mich gemerkt, dass es kein Kompliment mehr ist. Es entspricht ja nicht der Wahrheit. Da habe ich entschieden, dass ich den Menschen mal wieder zeigen sollte, dass auch ich eine ganz normale Frau bin mit zwei kleinen Jungs zuhause, Alltagssorgen und Stress.“

Aber gerade mit diesem Stress gehst Du gerne in die sozialen Netzwerke…

„Ja genau. Gerade für alle Mamis ich das. Die gerade denken, sie verfallen ins totale Chaos. Denen zeige ich, wer gerade im Chaos versinkt; mit kurzen Posts aus meinem Leben. Ich bin nicht perfekt, weil ich auf der Bühne stehe. Deshalb funktioniert bei mir aber auch gar nichts besser, als bei jedem anderen auch.

In den letzten Jahren habe ich so viele Nachrichten erhalten, dass sie auch Schicksalsschläge hatten. Dass viele dadurch auch seit längerer Zeit nicht mehr klar kommen, ich aber immer irgendwie klar komme. Da denke ich häufig: ‚Es ist vollkommen okay, wenn ihr auch mal nicht klarkommt. Es ist völlig normal zu sagen: Ich bin dann mal weg und brauche Zeit für mich.‘

Auch ich habe sowas in meinem kleinen Kreis. In dem Video spielt meine beste Freundin mit. Wenn sie mich morgens fragt: ‚Ist alles gut bei dir?‘, und von mir kommt ein zögerliches ‚ja‘, dann schaut sie mich an und sagt: ‚Wir müssen reden.‘ Meine beste Freundin gehört zu den Menschen, die wissen, wann es mir nicht gut geht. Und die mich dann auffangen. 

Gerade jetzt, wo die Nebensaison beginnt, melden sich viele Freunde und sagen: ‚Anna, du hast jetzt Zeit.‘ Sie fragen dann: ‚Wollen wir zusammen was essen gehen?‘ Ich antworte manchmal ganz ehrlich, dass ich gerade keine Lust habe. Denn auch ich möchte abends mal meine Kinder ins Bett bringen und ihnen eine Gutenachtgeschichte vorlesen.“

Mit einem leichten Funkeln in den Augen kommt Anna-Maria langsam ins Schwärmen. „Dann möchte ich mit keinem mehr reden, mir einen Tee kochen, Fernsehgucken. Ich muss das ganze Jahr Vollgas und Party geben. Da genieße ich einfach solche Abende zuhause. Genau aus diesem Grund haben wir den Song auch in der Du-Form geschrieben.“

Verrate uns mehr zu Deinem Video..!

Im Video stehe ich vor dem besagten Spiegel. Ich schaue hinein und sehe eine Frau, die immer sagt, dass es ihr gut geht. Obwohl das ja nicht immer stimmt. Das Video soll zeigen, dass es auch einfach mal in Ordnung und wichtig ist, zu sagen: ‚Ich kann gerade nicht mehr.‘ Und so sehe ich eine Frau mit über 30 Narben im Spiegel.“

Wo Du gerade das ansprichst – wo nimmst Du die Kraft her, dennoch so viel Power zu verbreiten und Menschen Mut zu machen?

Also ich sag mal, der Unfall ist jetzt 13 Jahre her. In diesen 13 Jahren hatten wir viele Höhen, aber auch Tiefen. Es gab immer wieder Momente, in denen mich das alles selbst genervt hat und ich darauf nicht klar gekommen bin.

Heute bin ich mit mir vollkommen im Reinen. Das war bei mir ein Prozess, der Jahre gedauert hat. Ich bin gerade an so einem Punkt angekommen, an dem es mir egal ist, ob mein Popo gerade eine Nummer zu groß ist. Und wenn ich mal aufstehe und Augenringe habe, dann ist das doch okay. 

Das alles kann ich aber erst, seitdem ich vollkommen bei mir angekommen bin. Es ist viel Wahres an dem Spruch ‚Die Zeit heilt alle Wunden‘.“

Du hast mal gesagt, wenn die Corona-Pandemie länger gewesen wäre, hätte Deine Ehe das wahrscheinlich nicht überstanden. Stimmt das?

  „Ich sage immer, unsere Ehe lebt davon, dass jeder einen sehr glücklichen Job hat. Jeder hat bei uns seine Aufgabe. Unsere gemeinsame Aufgabe sind unsere Kinder. Und plötzlich ging gar nichts mehr in der Gastronomie und als Sängerin, beides Jobs, die zu 100 Prozent von Corona betroffen waren. Wir saßen plötzlich alle zuhause am Tisch, mit kleinen Kindern, die nicht verstehen konnten, warum die Menschen auf einmal so komisch wurden und mit Masken rumliefen. Sie fragten sich auch, warum sie sich auf einmal im Kindergarten 15 mal die Hände waschen mussten.

Wir mussten vor unseren Kindern alles runterspielen. Neben diesen Problemen hatten wir alle mit unseren eigenen Problemen zu kämpfen. Keiner wusste, wie es mit unseren Jobs weitergehen würde oder mit den Angestellten. Und da habe ich tatsächlich mal in einem Interview gesagt, dass ich nicht weiß, wo wir mit unserer Ehe heute stehen würden, wenn Corona ein halbes Jahr länger gewesen wäre.

Es war ja nicht so eine Situation ‚Hey, wir haben jetzt ein Jahr glücklich Urlaub‘. Dieses Jahr Urlaub war voll von Sorgen, organisatorischen Herausforderungen und Fragen, wie wir die Angestellten bezahlen. 

Abends sagte dann Einer: ‚Ich geh‘ in die Badewanne‘, während der Andere unten Fußball schaute. Im Klartext heißt das, dass unsere Beziehung es gut aushält, wenn wir nicht 24/7 aufeinander hocken. Ich kann sowas nicht, mich rund um die Uhr so an meinen Partner zu klammern.“

Wenn Du aber morgens schon siehst, dass Du einen vollen Terminkalender hast, nach Mallorca fliegst und am nächsten Morgen schon wieder fit als Mami parat stehen musst, woher holst Du die ganze Kraft?

„Ich mache das alles gerne. Ich komme nach Hause und bin natürlich müde. Eigentlich bin ich das ganze Jahr müde und kaputt. Ich finde, man muss ganz klar unterscheiden zwischen ‚müde und kaputt‘ und ‚glücklich müde und kaputt‘. Ich bin ‚glücklich müde und kaputt‘. Denn ich durfte mit euch gestern noch eine Party feiern. Dann bin ich halt müde und gehe mit meinen Jungs um 20.15 Uhr ins Bett. So lade ich meinem Akku wieder auf.

Das Beispiel Mallorca: Es zwingt mich ja keiner, die Mallorca-Auftritte zu machen. Wenn ich mich während der Saison jedes mal hinquälen würde, dann würde ich es lassen. Aber ich fliege gern und sage dann zu meinen Jungs: ‚Küsschen, Mama ist heut‘ Nacht wieder da, und wenn ihr morgen aufsteht, frühstücken wir wieder zusammen.‘ Ich glaube, das nennt man positiven Stress, wenn es das gibt.“

Wird es in der Zukunft häufiger solche Balladen von Dir geben?

„Nein. Es soll auch kein Song sein, den ich das ganze Jahr performen würde. Wie gesagt, die Single ist ein Statement, damit die Menschen begreifen, dass auch ich nicht immer gut drauf bin. Vor allem, wenn mal nicht alles gut läuft, ist das – glaube ich – das Leben.“

Was macht für Dich das Malle-Publikum aus? Oder ist es dasselbe wie in Deutschland?

„Es ist eigentlich das selbe Publikum, nur dass sie dort im Urlaub sind. Der Alltagsstress liegt hinter ihnen. Sie sind einfach noch eine Spur entspannter, weil sie begriffen haben, sie müssen nicht morgen früh wieder fit sein. Das macht die Party freier, frischer, fröhlicher. Aber eigentlich stehen dort die selben Menschen wie immer.“

Hast Du seit Deinen DSDS-Anfängen jemals daran gedacht, so erfolgreich zu werden?

„Nein, aber ich bin jeden Tag sehr dankbar dafür, dass es so ist. Ich war dieses Jahr beim Schlagerbooom dabei und zu Gast bei meiner ersten Zarrella-Show. Bei Giovanni habe ich mich schon 1000 mal bedankt, so dass er schon sagte: ‚Jetzt ist ja mal gut!‘ Ich freue mich über sowas wie ein kleines Mädchen. Es ist für mich nicht selbstverständlich, in dieser Liga mitspielen zu dürfen. Und das drückt auch der Song ‚Kein Wort‘ aus.“

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