Adel contra Senat im Fall Gabriel-Brücke
Eines muss man Gunter Gabriel lassen: Musikalisch hatte der Country- und Schlagersänger einiges auf dem Kasten. Als deutscher Johnny Cash wurde er sogar bezeichnet. Ein Adeliger hatte deshalb die Idee, eine Hamburger Brücke nach ihm zu benennen. Der Senat blockte ab.
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Gunter Gabriel wurde 1942 in Bünde bei Hannover geboren. Seine Kindheit und Jugend kann man als eher schwer bezeichnen. Seine Mutter verstarb, als Gunter vier Jahre alt war, nachdem sie von seinem Vater zu einer Abtreibung mithilfe einer Stricknadel gezwungen worden war. Gunter und seine Schwester wuchsen bei ihrem Vater auf, der schnell ein weiteres Mal heiratete. Gunter wurde häufig von seinem Vater geschlagen.
Deshalb war es auch nicht verwunderlich, dass Gunter die Volksschule abbrach, um Geld zu verdienen. Er jobbte sich durch verschiedene Länder Europas. Auch sein begonnenes Fachabitur brach er ab. Er begann, Musik zu machen, wurde DJ und Promoter einer Plattenfirma. So konnte er Kontakte zu Künstlern knüpfen und fing an zu schreiben. Seinen ersten Song komponierte Gunter 1970 für Norman Ascot, einen deutschen Sänger.
1974 folgte sein erster eigener Song „Er ist ein Kerl“, für den er mit einer Goldenen Europa ausgezeichnet wurde. Dies machte den Weg frei für deutschen Countryschlager wie von Truck Stop oder Linda Feller.
Ein weiterer Riesenerfolg: Sein Hit „Hey Boss, ich brauch‘ mehr Geld“. Und das sollte auch Gabriels Programm werden. Finanzielle Probleme begleiteten den talentierten Komponisten und Sänger sein ganzes Leben und darüber hinaus. Trotz zahlreicher Hits, zum Beispiel für Juliane Werding („Wenn du denkst, du denkst“) und Frank Zander („Ich trink auf dein Wohl, Marie“), hinterließ er einen Schuldenberg von fast einer halben Million Euro – auch, wenn er zu Lebzeiten versuchte, diesen Berg sogar mit Wohnzimmerkonzerten abzutragen.
Seit 1995 lebte er auf einem Hausboot im Harburger Binnenhafen. Das Boot wurde nach seinem Tod an zwei YouTube-Stars veräußert, die es zu einem Musikstudio umbauten. Diese Arbeiten begleitete Netflix und strahlte sie unter dem Titel „Das Hausboot“ aus. Danach verließ das Hausboot Hamburg, das dort über 20 Jahre lang vor Anker gelegen hatte.
Der Adelige Parisfal von Pallandt regte nun an, dass die Zitadellenbrücke den Beinamen des Verstorbenen bekommt. Gegenüber dem Hamburger Abendblatt begründete er seinen Wunsch wie folgt: „Was mich für Gunter Gabriel einnimmt, ist, wie er sich von seinem Schuldenberg runtergearbeitet hat. Dabei war er sich selbst für Wohnzimmerkonzerte nicht zu schade.“
Gunter Gabriel machte neben den Schulden durch Frauengeschichten und Alkoholprobleme auf sich aufmerksam. Doch er war ein Stehaufmännchen, das sich von nichts unterkriegen ließ.
Das Parlament des Bezirkes Harburg ist von der Idee nicht sehr angetan. Der Vorschlag schaffte es nicht, die Harburger Bezirksversammlung zu überzeugen. SPD und CDU ungewohnt einig: „In der Sache teilen wir Herrn von Pallandts Auffassung, dass eine Brücke nach Gunter Gabriel benannt werden sollte, nicht.“ Weiter heißt es: „Es gibt andere Hamburger Persönlichkeiten, die uns da viel eher einfallen würden.“
Die CDU setzt mit ihrem Harburger Bezirksvorstand noch einen drauf. So äußerte sich Ralf Dieter Fischer: „Herr Gabriel hat sich hier nicht nur Freunde gemacht und war in den letzten Jahren, die er hier lebte, kein Vorbild. Deshalb haben wir dagegen gestimmt.“
Tja, lieber Gunter. In Hamburg hat man immer schön den Mund zu halten und mitzulaufen. Willkommen in der weltoffenen Stadt. Deshalb sagt man in Hamburg lieber Tschüß und bleibt nicht nur wegen der horrenden Parkgebühren fern. Grüße an Herrn Tschentscher und seine Gang.