Der Sänger über Rituale und Gitarren
Andy Borg zählt unumstritten zu den Schlagerlegenden der heutigen Zeit. In seiner Show Schlager-Spaß sorgt er regelmäßig für gute Quoten. Mit Schlagerzeile® sprach er exklusiv über Rituale vor der Show und die „Adios Amor“-Gitarre.
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Seine Bilderbuch-Karriere begann vor mehr als 40 Jahren. Schlager und Andy Borg gehören schon ewig zusammen, wie die Fischer und San Juan oder Adios und Amor. Doch wie fand der sympathische Österreicher den Weg zum Schlager?
„Ich war nicht immer nur Schlagersänger. Vorher hab‘ ich auch was Anständiges gelernt, wofür man sich nicht schämen muss. Ich habe eine Ausbildung zum Mechaniker absolviert. Die Wahrheit ist allerdings, dass ich dort auch schon gesungen habe. In der Werkstatt hat es nur keinen gestört, weil dort alles andere lauter war als mein Gesang.“
An der Antwort des 64-Jährigen merkt man: Andy Borg versteht es wie kein Anderer, zwei Dinge zu verbinden, die einfach zusammen gehören – Schlager und Spaß. Genau das ist auch das Erfolgsrezept des bodenständigen singenden Mechanikers.
Schon in der Werkstatt sang er Schlager. „Ich habe damals die Songs von großartigen Kollegen wie Roy Black und Karel Gott gesungen.“ Mittlerweile erfüllt Andy Borg in seiner Weinstube „Beim Andy“ immer noch Musikwünsche, auch wenn sie nicht von ihm stammen. Dabei hat er selbst jede Menge eigenen Schlagerkult in den über 40 Jahren Karriere herausgebracht. Legendär seine Hits wie „Adios Amor“, sein musikalischer Durchbruch von 1982, und „Die Fischer von San Juan“. Du kannst unzählige Hits Dein Eigen nennen. Wenn Du als Sänger auf der Bühne stehst, welche drei Songs dürfen nicht fehlen?
„Das ist eine schöne Frage. Das ist natürlich ‚Adios Amor‘, ‚Die berühmten drei Worte‘ und ‚Die Fischer von San Juan‘. Ich sehe in den Gesichtern des Publikums, dass ihm diese Lieder sehr gefallen und es sie hören möchte. Und ich werde einen Teufel tun, etwas anderes zu probieren. Das habe ich lange genug getan. So auch in der ZDF Hitparade. Da bin ich mit meinem Lieblingslied auf dem letzten Platz gelandet.
Die Sache ist bei einem Konzert ganz einfach. Hast du eine Stunde Programm, kannst du ein bis zwei neue Songs testen, dann siehst du am Gesicht der Menschen, ob diese Songs funktionieren oder nicht. Und dann müssen natürlich die Klassiker kommen.“
Du hast gerade drei Deiner erfolgreichsten Titel genannt. Was macht einen Song von Andy Borg aus?
„Friede, Freude, Eierkuchen“, lacht Andy. „Ich bin für die schönen Momente im Leben verantwortlich. Gott sei Dank, muss ich sagen. Das sind auch die Momente, wo ich mich persönlich am besten auskenne. Die Liedermacher, die die Probleme dieser Welt besingen, die haben Ahnung davon. Ich möchte davon keine Ahnung haben.“
Humor spielt in Deinen Songs auch häufig eine Rolle…
„Das stimmt. Traurige Songs liegen mir nicht. Ich hatte in 40 Jahren vielleicht zwei Lieder ohne Happy End. Meine Aufgabe ist es, die Menschen zu unterhalten. Damit umzugehen habe ich gelernt. Schließlich haben viele Menschen genügend Probleme zuhause. Wenn sie zu mir in ein Konzert kommen, wollen sie ihre Sorgen für diese Zeit hinter sich lassen. Außerdem gibt es im Moment genügend schlimme Dinge, die wir überleben müssen. Um Menschen mit meinem Gesang ein wenig Freude zu machen und sie ihre Sorgen zumindest für einen Moment vergessen zu lassen, dafür bin ich sehr gerne zuständig.“
Doch nicht nur als Sänger, sondern auch als Moderator ist Andy Borg legendär. Unvergessen der „Musikantenstadl“ den er neun Jahre lang moderieren durfte. Ebenso hat sein Schlager-Spaß mittlerweile Kultstatus erreicht. Wenn ein Freund sich Freunde in die Weinstube „Beim Andy“ einlädt, dann verbindet Andy, der Entertainer, gekonnt Fernsehnostalgie aus Zeiten der ganz großen TV-Shows und Moderne. Denn auch Newcomer liegen Borg sehr am Herzen.
Was sind die schönsten TV-Momente Deiner Karriere?
„Da gibt es so viele. Man realisiert es ja leider immer erst hinterher. Ganz wichtig für mich war die Casting-Show in Österreich vor gefühlten 200 Jahren. Spaß beiseite, es war 1981. Dort wurde ich mit den Worten nach Hause geschickt: ‚Sie hören von uns.‘ Darauf warte ich noch heute! Außer, dass es einen erneuten Casting-Ausruf gab.
Der Schlager-Spaß ist die Zugabe zu meiner Karriere. Zugabe deshalb, weil eine Zugabe immer zwei Dinge voraussetzt: 1. Das Publikum muss sie fordern, und 2., dass der Künstler bereit ist, sie zu geben. In dieser Lebensphase bin ich gerade – überglücklich.“
Wenn der Vollprofi Andy Borg auf der Bühne ist, steht bei ihm Respekt im Vordergrund. Egal, ob er gerade mit einem Weltstar oder Newcomer zu tun hat. „So, wie ich mir den Umgang mir gegenüber wünsche, so gehe ich mit Anderen um – Respekt, Freundlichkeit und Rücksichtnahme. Lässt man nicht den Miesepeter heraushängen, dann bekommt man ein Lächeln zurück. Wenn mir mal was nicht gefällt, formuliere ich es höflich und schlage Türen nicht so zu, dass sie nicht mehr aufgehen.
Newcomer liegen uns beim Schlager-Spaß sehr am Herzen. Auch, wenn das Internet dem Schlager-Nachwuchs viele Möglichkeiten bietet, muss man als Newcomer erst mal gefunden werden. Einen Fernsehauftritt zu bekommen, ist für einen Neuling natürlich viel schwerer als für einen etablierten Künstler. Wir geben bei Schlager-Spaß auch dafür Platz.“
Hast Du ein Ritual vor jeder Show?
„Oh ja“, grinst Andy. „Bevor ich raus auf die Bühne gehe, hole ich mir einen Kuss von meiner Frau ab. Und wenn ich von der Bühne gehe, bekomme ich den nächsten.“
Dein Schlager-Spaß erzielt immer wieder tolle Quoten. Wo liegt Deiner Meinung nach das Erfolgsrezept?
„Das ist ganz einfach. Immer freitags vor der Show, gehe ich los von Tür zu Tür und mache mit Flyern Werbung. Letztes Mal habe ich an zwei Millionen Türen geklingelt, es haben aber leider nur 1,6 Millionen eingeschaltet.“
Genau diese Antwort ist es. Andy Borg nimmt sich persönlich nicht wichtig und ist immer zu einem Späßchen aufgelegt. Und dann kommt wieder die berühmte Bodenständigkeit. „Ich weiß es wirklich nicht. Die Sendung gibt es seit 2018. Es hat ungefähr ein halbes Jahr gedauert, bis es sich herumgesprochen hat. Seitdem schauen die Leute die Show, und die Zahlen stiegen. Ich kann es eigentlich selber gar nicht glauben, denn ich mache das einfachste von der Welt. Ich stehe auf der Bühne und mache ein wenig Schlager und Spaß. Und jetzt habe ich die Sendung dazu.“
Bei Deinem Schlager-Spaß seid Ihr musikalisch etwas breiter aufgestellt. Ob moderner oder volkstümlicher Schlager, beim Andy kehren sie alle ein.
„Vielleicht ist auch die musikalische Mischung einer der Gründe. Wir sind, glaube ich, anders als die anderen Shows. Unser Programm bestimmt mittlerweile zu 100 Prozent das Publikum. Sie überhäufen uns mit Briefen. Selbst bei der Tournee werden wir mit Briefen überflutet.“
Damals in der ZDF-Hitparade sah man Dich noch mit einer Gitarre auf der Bühne. Bei all Deinen anderen Auftritten hast Du keine Gitarre dabei…
„Das stimmt. Die Zeit mit der Gitarre war meine aggressive Phase. Ich habe wie Uriah Heep zu ihren besten Zeiten eine akustische Gitarre am Verstärker kaputtgeschlagen.“ Der Andy kann es nicht lassen. „Nein, die Wahrheit ist anders und einfach. Mir hat man damals nicht zugetraut, während des Singens nicht in der Nase zu bohren. Im Ernst! Kurt Feltz, mein Entdecker hat gesagt: ‚Gib ihm lieber eine Gitarre in die Hand, du weißt sonst nicht, was der Junge mit der linken Hand macht, wo er kein Mikrofon hält.‘ Danach hab‘ ich sie nie wieder gebraucht. Das Kuriose an der Sache war, ich hatte die Gitarre bei dem Titel ‚Adios Amor‘, und bei dem Lied ist gar keine Gitarre dabei.“
Da die Gitarre nicht Dein Markenzeichen wurde, hast Du Dir das Stolpern über eine Treppe ausgesucht…
„Mit meinem Stolpern teste ich das Mitleid des Publikums. Nein, das hat sich durch Zufall ergeben. Mittlerweile sagen alle: ‚Wenn du mal wirklich stolperst, dann lachen sich alle kaputt.‘“
Hast Du nicht Angst, dabei wirklich mal zu fallen?
„Ich glaube, auch wenn es vielleicht arrogant klingt, dass ich, wenn ich es provoziere, darauf vorbereitet bin. Und es passiert nichts. Wenn ich es nicht möchte, ist das was anderes.“
Kommen wir zu Deiner Musik zurück. Dein letztes Album „Fern von Daheim“ erschien 2023. Das Album davor „Es war einmal… Lieder, die Geschichten erzählen“ war ein fulminanter Erfolg – Gold in Deiner Heimat. Arbeitest Du derzeit auch an neuen Songs?
„Das, was ich jetzt sage, wird jeder Schlagersänger sagen. Wir arbeiten immer an einer aktuellen CD und somit an neuer Musik. Wir bekommen von unendlich vielen Komponisten und Textern Lieder angeboten. Selber schreibe ich natürlich auch. Wenn dann wieder mal ein Eimer voll ist, dann kippt man den aus, es wird ausgesucht, und es kommt ein neues Album.
Beim Schlager-Spaß wollen sie auch CDs auskoppeln. Eine Duette-CD gibt es bereits. Und eben eine CD mit alten Coversongs, die wir vom Publikum auf‘s Auge gedrückt bekommen, wird auch als CD kommen. Deshalb habe ich eigentlich derzeit keinen Druck, ein Andy-Borg-Album zu machen.“
Du bist zu unheimlich vielen Scherzen aufgelegt. Worüber lacht Andy Borg?
„LOL, die Sendung von Bully Herbig ist genau mein Geschmack. Nein, auch das Leben bietet so viele Gelegenheiten zum Schmunzeln. Wir hatten letztens einen Auftritt, da blieb die komplette erste Reihe leer. Nach 30 Minuten dachte sich die zweite Reihe, dass sie sich ja auch nach vorne setzen können. Es entstand eine kleine Völkerwanderung. Die dritte Reihe war nicht dümmer als die zweite und setzte sich auch um. Nach einer Stunde kam dann die erste Reihe, und alle setzen sich wieder auf ihre Plätze. Darüber konnte ich auch herzlich lachen.“
Also jede Menge sportliche Körper und Lachmuskeln auf Andy Borgs Konzerten…