Claudia Jung im Exklusiv-Interview
Claudia Jung im Exklusiv-Interview mit Schlagerzeile über Männer, Musik und Macken
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Großes Kompliment! Dein neuestes Album „Einfach Jung“, das Mitte Oktober erschien, ist ein Highlight. Das fängt schon bei Track 1 mit „Denn wenn wir uns berühr’n“ an. Wie kam die Idee, den Klassiker von Bonnie Tyler auf Deutsch aufzunehmen?
„Peter Risavy, der Autor selber hat den Song 1992 komponiert und zusammen mit Maggie Reilly und Stuart Mckillop geschrieben. Der Peter war in den ersten Jahren mein Gitarrist auf den Tourneen. Darüber hinaus war er einer meiner Studiochorsänger bei fast allen Produktionen bis Anfang 2000. Er hat eigentlich schon immer zu mir gesagt, ‚du magst die Nummer doch so gerne, mach die doch einfach mal auf Deutsch‘. Ich sagte immer wieder, dass das eine gute Idee sei. Aber irgendwie passte es nie ins Konzept. Wir haben es geschoben und geschoben.
Leider verstarb Peter viel zu früh. Im Oktober 2019 wäre er 60 Jahre alt geworden. Seinen Geburtstag habe ich zum Anlass genommen, den Song endlich auf Deutsch aufzunehmen. Auch wenn mein alter Freund es selbst leider nicht mehr erlebt, zeige ich Peter damit, dass ich an ihn denke. Eigentlich sollte das Album schon 2020 erscheinen. Aber durch Corona wurde es zwei Jahre später.“
Die Inspirationen für Deine Songs, hast Du mal gesagt, holst Du auch viel aus Deinem eigenen Leben. Stimmt das?
„Auch. Ich gehe mit offenen Augen und Ohren durch die Welt. Dann erlebt und sieht man so viele Dinge, von denen ich sage, das ist mal einen Titel wert.“
Dann drängt sich die Frage auf: „Tür an Tür“, Track 2, ist schon jetzt ein Riesenerfolg. Ist das auch eine Geschichte, die Du selbst erlebt hast?
„Mal Hand auf’s Herz, wer nicht?! Gerade Menschen, die viel beruflich unterwegs sind, die dann abends zum Runterkommen alleine an der Hotelbar sitzen, kann das passieren. Es kommt dann der eine Mensch, der dich im Normalfall, wenn du nicht vergeben wärst, völlig vom Hocker gehauen hätte. Bei dem zufälligen Treffen tut dieser Mensch es wahrscheinlich auch, aber Gott sei Dank fangen nur die Gedanken an zu kreisen. Man denkt an seinen Partner zuhause und überlegt, dass man viel zu viel auf’s Spiel setzen würde. Wenn man Glück hat, ist die Vernunft stärker als alles andere.“
Liegt dieses Erlebnis länger zurück, oder ist Dir so etwas in letzter Zeit mal passiert?
„Nein. Ich habe gemerkt, dass es im Leben nicht nur dieses eine Match gibt, dass man irgendwie sagt, das passt zusammen. Es gibt eben nicht nur den oder die Eine. Es gibt meiner Meinung nach immer mehrere Menschen, mit denen man kompatibel wäre. Die müssen halt nur zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein. Das wichtigste dabei ist, dass man mit der Entscheidung, die man getroffen hat, nicht hadert, sondern damit glücklich und zufrieden ist. Auch wenn man irgendwann mal sagt, zu einer anderen Gelegenheit hätte er oder sie jetzt gefährlich werden können, aber so nicht!“
Worauf achtet Claudia bei einem Mann als Erstes?
„Das kommt darauf an, ob ich ihn von vorne oder hinten sehe. (lacht) Also, ich schaue Männern immer erst mal ins Gesicht, vor allem in die Augen. Wobei es natürlich auch wichtig ist, dass man sich gut unterhalten kann. Das Aussehen ist ja nur das Oberflächliche.“
Das stimmt. Aber wenn einem der optische Gesamteindruck nicht gefällt, kommt man auch schwer ins Gespräch, oder?
„Naja, das ist natürlich richtig. Aber was heißt eigentlich die Optik? Es muss einen einfach ansprechen. Und die Geschmäcker sind unterschiedlich. Das ist immer so eine Definitionssache. Ein Mensch muss nicht schön sein, sondern interessant. Er sollte Ecken und Kanten haben. Letztendlich ist jeder Mensch doch einzigartig.“
Was sind Deine Ecken und Kanten?
„Meine Kanten? Ich sage manchmal zu vehement, was ich nicht will und was mir nicht gefällt. Ich habe im Laufe der Jahre gelernt, dass es manchmal besser ist, über gewisse Dinge zu schlafen oder mal bei einem Spaziergang darüber nachzudenken und dann erst was rauszuhauen. Aber ich glaube, ich wäre heute nicht da, wo ich bin, wenn ich immer erst mal den Mund gehalten hätte. Ich sage, was ich denke, und Menschen in meinem Umfeld müssen damit umgehen können. Ich rede keine Dinge schön. Wenn ich was nicht gut finde, sage ich das auch. Aber wenn ich etwas schön finde, sage ich es ebenso! Und ansonsten kann ich auch mal meinen Mund halten.“ (lacht)
Du hast schon sehr viele Berufe gemacht – Fotolaborantin, Arzthelferin und sogar Reiseleiterin…
„Was heißt, ich habe diese Berufe gemacht? Ich habe mich in diesen Berufen ausprobiert. Ich wollte als junges Mädel möglichst schnell auf eigenen Beinen stehen. Ich wollte zuhause raus, wollte arbeiten und mein eigenes Geld verdienen.
Und da dachte ich, Fotolabor klingt alles ganz toll. Aber dass es nicht meins war, merkte ich relativ schnell. Man hat nicht viel mit Menschen zu tun. Du bist überwiegend alleine und hängst in ‚deinem Kellerloch‘ zwischen stinkenden Chemikalien. Dass ich nicht viel mit Menschen zu tun hatte, war gegen meine Natur. Ich brauche einfach den Kontakt mit Menschen. So kam ich auf die Idee, Arzthelferin zu werden, was mich heute auch immer noch interessiert.
Als Corona kam, hab ich gedacht: Mist, hättest du das mal fertig gemacht, dann hättest du jetzt auch im Krankenhaus oder irgendwelchen Praxen arbeiten können. Aber ich habe damals gemerkt, dass es immer noch nicht meins war. Ich hatte immer das Glück, dass meine Eltern nie mit erhobenem Finger dastanden und sagten: ‚Du musst das jetzt durchziehen.‘ Stattdessen wussten sie, dass ich das Richtige für mich finden werde. Ich denke, es gibt nichts Schlimmeres für einen Menschen, der frisch aus der Schule kommt, und dann für sich entscheiden muss, was er ein ganzes Leben machen soll. Das geht meiner Meinung nach gar nicht.“
Und während der gesamten Zeit war Musik Dein Hobby?
„Ja. Schon während meiner Schulzeit habe ich gesungen. Wir hatten eine Tanzband. Die älteren Jungs, die bereits gearbeitet haben, haben mich immer mitgezogen, weil ich nett singen konnte. Sie wollten einfach was Nettes vorne in der Band stehen haben. Das waren meine Anfänge, womit ich damals mein Taschengeld aufgebessert habe. Es wurden dann immer mehr Auftritte. Ich hatte das Glück, dass ich im richtigen Moment die richtigen Leute kennengelernt habe. Und dann lief das bei mir.“
Erinnerst Du Dich noch an Deinen allerersten Auftritt und was Du dort gesungen hast?
„Puh… Mein allererster Auftritt, das weiß ich gar nicht mehr. Doch, den hatte ich mit 9 Jahren vor der Schule. Aber nicht nur mit Gesang, sondern in einem Theaterstück. Woran ich mich aber noch erinnere, ist, dass ich da schon gemerkt habe, dass ich unbedingt vor Publikum auftreten möchte.“
35 Jahre bist Du als Künstlerin im Geschäft. Gibt es Schlagerkollegen, mit denen Dich eine Freundschaft verbindet?
„Freunde? Es ist schwierig, in unserer Branche Freundschaften zu pflegen. Einen sehr engen Draht habe ich zu Patrick Lindner, allein schon durch die räumliche Nähe zu München. Wir haben über ein Jahr lang zusammen jeden Samstag Radio gemacht. Patrick ist so jemand, mit dem ich in allen Lebenslagen, zu allen Tages- und Nachtzeiten Spaß haben und auch nicht so schöne Dinge austauschen kann. Ich kann mit Patrick sehr gut reden. Das ist eine Freundschaft für mich. Es gibt aber auch Kollegen, die man nicht so oft sieht, wie zum Beispiel Mary Roos oder Ireen Sheer. Wir freuen uns immer, wenn man sich mal trifft und Zeit miteinander verbringen darf. Wir erinnern uns dann gern an schöne Momente, die wir gemeinsam erleben durften.“
Wie hat sich der Schlager in den letzten 30 Jahren verändert?
„Musik verändert sich im Laufe der Zeit generell. Das ist nicht nur der Schlager. Schlager ist vielfältiger geworden. Er hat sich nicht komplett verändert, die Vielfalt hat zugenommen. Es ist schwerer auszumachen, ist es jetzt Schlager, oder ist es keiner. Die musikalischen Grenzen verschmelzen. Es ist nicht mehr klar zu erkennen, wo Schlager anfängt und aufhört.“
Du hattest tolle Duettpartner während Deiner Karriere: Richard Clayderman, Patrick Lindner, Nino de Angelo und Cliff Richard. Gibt es trotzdem noch einen Wunschduettpartner?
„Klar. Die gibt es immer wieder. Dass ich denke, das ist ein toller Typ mit einer tollen Stimme. Aber meistens scheitert es an der Größe. Ich denke, es gibt nichts schlimmeres, als auf der Bühne zu stehen, und du guckst auf deinen Duettpartner runter.“
Wie groß bist Du?
„Ich bin 1,75 Meter. Bei meiner Größe schrumpft leider die Auswahl der Duettpartner. Und wenn sie größer als ich sind, sind sie 20 Jahre jünger. Da habe ich dann auch wieder Hemmungen. Das geht auch nicht, weil es nicht authentisch wirkt.“
–> Fortsetzung folgt