Die Höhner im Exklusiv-Interview mit Schlagerzeile
Er ist das Gesicht der Gruppe Höhner. Sein Schnauzer – sein Markenzeichen. Seit 35 Jahren ist Henning Krautmacher Frontmann der Höhner. Jetzt gibt das Karneval-Urgestein das Mikro an seinen Nachfolger Patrick Lück ab.
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Was Henning im musikalischen Ruhestand alles vorhat, was sich mit Patrick Lück bei den Höhnern ändert, darüber sprachen der alte und der neue Frontmann im Interview mit Schlagerzeile.
Spricht man Henning Krautmacher auf seinen angekündigten musikalischen Ruhestand an, gibt er sich gewohnt bescheiden. Dabei steht für alle Fans der Höhner fest, de Höhner ohne Henning ist wie Kölle ohne Dom, Hühnerstall ohne Hahn oder der FC Köln ohne sein Maskottchen, den Geißbock.
„Nun macht doch nicht so eine große Sache daraus“, lacht der 65-jährige Noch-Frontmann. „Mit Patrick haben die Höhner einen tollen neuen Sänger.“ Der Henning hat sein Herz eben am rechten Fleck: „Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist.“ Un dat is genau jetz….!
Die letzten 35 Jahre sind scheinbar spurlos an dem sympathischen Jeck vorübergegangen. Henning scheint in den vergangenen 3 Jahrzehnten nicht gealtert zu sein. Die Köllsche Dauerparty hat ihm über Jahrzehnte gut getan. „Danke für das Kompliment“, so der immer gut gelaunte Höhner. „Aber mal Spaß beiseite. Während der Corona-Pandemie habe ich auch ein kleines Bäuchlein bekommen“, verrät er. „Das ist nicht schlimm, da kann man jetzt mit den ganzen Auftritten was dagegen tun.“ Sonst hält sich Henning mit Sport fit. „Ich gehe normalerweise regelmäßig laufen, in der Addition ist das pro Woche ein Marathon.“
Jetzt, nach der Pandemie-Pause, muss er aber erst einmal wieder antrainieren. Denn die letzten zwei Jahre hat er fast nur im Büro verbracht: „Da war ich nur damit beschäftigt, die Verschiebung von der Verschiebung von der Verschiebung zu organisieren.“ Wie er sich dazu motiviert? Ganz einfach: „Das macht der Körper selber. Wenn du das über einen gewissen Zeitraum gemacht hast, dann fehlt dir sogar etwas. Das ist sogar stimmungsbeeinflussend; ich meine jetzt nicht die Karnevalsstimmung, sondern deine Gemütsstimmung. Das ist ähnlich wie bei Spitzensportlern, die plötzlich aus dem Training gerissen werden, psychologisch nicht ganz einfach. Die werden dann missmutig. Daher ist die Frage nach der Motivation eigentlich falsch gestellt. Die Kollegen können bestätigen, dass ich, wenn ich nicht laufen war, kaum auszuhalten bin.“
Corona habe ihn zum Umdenken gebracht: „In dieser Zeit kamen wir alle ein wenig zur Ruhe. Wir haben gelernt, dass es auch ohne den ständigen Termindruck geht.“
Während der Pandemie fiel auch auf, dass bei Krautmacher gesundheitlich nicht alles stimmte. „Eine Ader in meinem Gesicht war verstopft. Mein Auge hing etwas runter, und ich musste mir anhören, ‚Du siehst ja aus wie Karl Dall.‘ Wäre das unter normalen Umständen passiert, hätte ich wahrscheinlich nicht so schnell reagiert, und es hätte zum Schlaganfall kommen können.“
Seinen Posten an vorderster Bühnenfront an Nachfolger Patrick Lück abzugeben, damit hat er kein Problem: „Patrick ist der Richtige als Frontmann.“ Außerdem übergibt Henning das Staffelholz ja nicht spontan an den 45-Jährigen: „Den Zeitpunkt zum Aufhören habe ich mit meiner Frau lange Zeit durchgesprochen.“
Bereits seit November 2021 stehen Henning und Patrick gemeinsam auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Die Übergabe findet sozusagen schrittweise statt. Bis zum Ende des Jahres gibt es ohne Kampf zwei Hähne im Hühnerstall. Danach wird der siebte Hohn im Bunde es schon richten, davon ist Krautmacher fest überzeugt: „Ich könnte sicher noch ein paar Jahre so weitermachen. Aber man kann nie wissen, wie lange es weitergehen kann. Und dann doch lieber so. Ich kann jetzt entspannt beobachten, wie sich alles entwickelt.“
So ganz ohne Höhner geht es dann aber doch nicht. „Ich kann und werde sicher weiter mit an den Songs der Höhner schreiben, ich muss sie halt nur nicht mehr selber präsentieren.“ Als Frontmann steht man besonders im Mittelpunkt. „Man bekommt viel Lob wenn es gut läuft, muss aber ebenso viel einstecken, wenn es anders ist“, weiß Henning nur zu gut.
Apropos schreiben – für seinen Ruhestand hat sich der baldige Pensionär einiges vorgenommen: „Seit über 20 Jahren spiele ich mit dem Gedanken, einen Roman zu schreiben. Aber dafür brauche ich Zeit und Muße.“
Worum es in dem Roman geht, dazu sagt der künftige Schriftsteller über sein Debütwerk: „Es wird natürlich ein Köln-Krimi. Die Hauptrolle wird ein Musiker spielen.“
Außerdem zieht es Henning samt Frau in wärmere Gefilde: „Wir suchen gerade das passende Haus auf dem spanischen Festland.“ Dann fügt er hinzu: „Die Preise auf den Inseln sind dermaßen explodiert. Darüber hinaus müssen wir alle zur Zeit unseren Beitrag zum Umweltschutz leisten.“
Bei nur einem Roman soll es darüberhinaus nicht bleiben. Wie gern Henning kocht, davon konnte man sich letzte Woche bei „Immer wieder sonntags“ überzeugen. Sein Kochbuch soll eher in Richtung Veggie-Küche gehen, kombiniert mit Fisch. Warum ein Kochbuch? Dazu sagt Henning: „Mein Vater war gelernter Koch und Konditor. Meine Mutter war das Kind eines Müllers. Sozusagen stamme ich aus einem kulinarischen Haushalt. Bereits als Kind hatte ich Spaß am Kochen.“
Dazu kommt, dass Krautmacher ein Laster abgelegt hat: „Ich habe aufgehört zu rauchen. Deshalb koche ich heute leidenschaftlich gern. Statt Süßigkeiten, die ein Bäuchlein verursachen, lieber ein warmes Süppchen.“
Ebenso hat Koch Henning seine Liebe zur spanischen Küche und Köln verbunden. „Köllsche Tapas“ heißt seine gelungene Kombination. Bei „Immer wieder sonntags“ zauberte er in der Show-Küche „LSD“, was selbstverständlich nichts mit Drogen zu tun hat. „LSD“ steht für Leberkäs-Senf-Dömsche.
Schlagerzeile fragte nach, warum er keine Biografie schreibt, sondern einen Roman?
Henning lacht und antwortet: „Wie eben schon gesagt, habe ich den Gedanken an den Roman schon seit 20 Jahren. Eine Biografie? Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass die Zahl der Leser einer Biografie von mir so hoch wäre. Schließlich kann man eh alles Wissenswerte über mich im Netz nachlesen. Da ist der Roman schon eine bessere Idee.“ Dann fügt er noch hinzu: „Es hat sich sogar von alleine ein sogar namhafter Verlag bei mir gemeldet, als er von der Idee gehört hat.“ Der Bald-Autor lacht: „Ich habe nur gesagt, Ihr seid aber mutig. Ihr wisst doch gar nicht, ob ich das überhaupt kann.“
Henning hält kurz inne. „Selbstverständlich werde ich auch persönliche Erlebnisse mit einfließen lassen.“ Klingt, als wäre das Gerüst schon fertig, der Roman bereits fast fertig. Und wer Henning und die Höhner kennt, weiß, dass auch der FC und Musik eine Rolle spielen werden.
Neben alldem will der Musikrentner auch seiner Liebe zur Malerei nachgehen und diese weiter ausbauen: „Ich habe dann für alles mehr Zeit.“
Der siebte und neueste Hohn im Bunde ist Patrick Lück. Bereits seit November 2021 steht der 45-Jährige neben Krautmacher auf der Bühne.
Wie sind die Höhner eigentlich auf Patrick gekommen? Gründungsmitglied Peter Werner empfahl den neuen Frontmann. „Ich war zu einer Gartenparty beim Nachbarn von Elmar Hüsch, dem Keyboarder meiner Band, eingeladen“, erzählt Hohn Nummer 7. „Dieser Nachbar war UrHohn Peter Werner. Peter wusste daher von meiner musikalischen Vergangenheit mit ‚Streetlife‘.“
Der Verlauf der Gartenparty überraschte Patrick: „Alles fing locker an. Doch dann wurden immer mehr Fragen gestellt, die sehr stark an ein Bewerbungsgespräch erinnerten“, erzählt er lachend. Was Patrick nicht wusste: Henning Krautmacher hatte sich an den UrHohn gewandt, um seinen Nachfolger zu finden. „Peter kannte mich von verschiedenen Konzerten, die er besucht hatte, und erinnerte sich glücklicherweise an mich“, flachst Lück.
„Es gab schon viele Kandidaten“, witzelt Henning von der Seite. „Aber bei Patrick waren wir uns alle schnell einig. Die Chemie hat gestimmt.“ Es wurde gemeinsam geprobt, und der Verdacht eines Bewerbungsgespräches erhärtete sich.
Als es dann konkret wurde, sagte Patrick nach ein paar Nächten darüber schlafen und mehreren Gesprächen mit seiner frischgebackenen Ehefrau Michelle zu. Ab sofort gab es einen weiteren Hahn im Stall, und das gerade zum 50-jährigen Bestehen der Höhner. Dazu Henning Krautmacher: „Wir sind nach so einer langen Zeit wie eine Familie zusammengewachsen. Über die Jahrzehnte gab es wie in jeder Freundschaft Höhen und Tiefen, manchmal sogar Streit. Aber der gegenseitige Respekt hat uns zusammengeschweißt.“
Patrick Lück: „5 Jahrzehnte, das ist eine sehr lange Zeit. Es ist für mich eine Ehre, dass ich dabei sein darf. Als neuer Frontmann kann ich auf ein dermaßen großes Fundament zurückgreifen, was einen selbstverständlich mehr als positiv in die Zukunft schauen lässt.“
Das halbe Jahrhundert wird natürlich auch gefeiert. Wie, verraten der Alte und der Neue: „Seit dem 1. September gibt es im Kölner Maritim-Hotel eine kostenlose Ausstellung über das 50-jährige Bestehen der Höhner. Da lohnt es sich vorbeizuschauen. Und am Freitag erschien die Jubiläums-Geschenk-Box mit 6 CDs und 99 der über 500 Höhner-Songs.“ Die Ausstellung geht noch bis zum 12. Februar 2023, dem Ende der Karnevals-Session, und beinhaltet auch das „Höhner-Sound-Studio“, in dem man 16 Titel der Band mit Original-Playback selbst singen kann.
Patrick lacht: „Eigentlich hat Henning bereits alles gesagt. Ich habe für das kommende Jahr auch noch einiges geplant. Das ist aber noch eine Überraschung.“
Was ist für die Frontmänner der größte Erfolg der Höhner? Henning: „Viele denken, die Single, die sich am höchsten oder längsten in den Charts platziert hat. Natürlich ist das der Nummer 1-Hit zur Handball-WM ‚Wenn nicht jetzt, wann dann‘. Für mich ist ‚Viva Colonia‘ ein Meilenstein. Der Song hat es nie auf Chartposition 1 geschafft, wurde aber in 9 Sprachen übersetzt, „mit Bayerisch sogar in 10“, scherzen die beiden Hähne. „Viva Colonia“ gibt es auf Dänisch, Englisch, Portugiesisch, Spanisch, Holländisch, Polnisch, Kroatisch, Südafrikanisch, Chinesisch.
Patrick Lück: „Bei über 500 Songs muss ich ehrlich zugeben, dass ich noch nicht alle kenne. Es hängt unter anderem von der Stimmung ab. Am Anfang hätte ich gesagt ‚Blootwoosch, Kölsch un e lecker Mädche‘. Geht man nach den Zahlen, sind natürlich ‚Wenn nicht jetzt, wann dann‘ und ‚Viva Colonia‘ die erfolgreichsten Titel.“
Ob er sich jetzt als neuer Kopf einen Schnauzer wachsen lassen möchte, darüber schmunzelt Patrick und sagt: „Ich glaube nicht, dass der mir so gut steht wie Henning.“ Auch auf die Frage, was sich mit ihm als Frontmann bei den Höhnern ändert, hat er spontan eine witzige Antwort. „Der Altersdurchschnitt“, schmunzelt der 45-Jährige, „ich ziehe den Altersdurchschnitt extrem runter. Und eins verspreche ich hier nochmal: Es wird keinen neuen Schnauzer geben.“
Einen neuen Schnauzer gibt es also nicht; holt sich Patrick dennoch Tipps vom „alten Hohn“ Henning?
Patrick Lück: „Mir keine Tipps zu holen, wäre der größte Fehler, den ich machen könnte. Henning hat in fast vier Jahrzehnten einen großen Teil zum Erfolg der Band beigetragen.“ Auch umkrempeln will er die Band nicht: „Das wichtigste ist, dass ich ich bleiben kann. Henning zu kopieren, würde nicht funktionieren. Es ist ein Spagat zwischen Tradition und ‚was Neuem.“
Lück hat viele Talente. Er sieht nicht nur gut für sein Alter aus, hat eine gute Stimme, ist ein exzellenter Entertainer. Zudem ist er auch noch Musikproduzent, Komponist und Autor. Nicht zu vergessen: Liebender Ehemann und seit dem 11.12.2020 stolzer Papa von Romy!
Schon der kleine Patrick tickte anders als zum Beispiel sein Schwesterchen. Das mussten seine Eltern sehr früh feststellen. Bereits mit 5 Jahren war kein Musikinstrument vor ihm sicher. Von der Gitarre bis zur Mundharmonika wurde alles ausprobiert. In der Realschule legte Patrick, ohne es zu wissen, einen weiteren Meilenstein und meldete sich zum Schulchor an. Als Guns N‘ Roses-Frontmann bekam er sein erstes Solo bei seiner eigenen Schulabschlussfeier. Wie der kleine Bruder von Axl Rose rockte Patrick mit „November Rain“ die Bühne.
Bei einem Talentwettbewerb des Radiosenders RPR1 gelingt ihm 1999 der langersehnte Durchbruch. Mit dem R. Kelly-Hit „I believe I can fly“ wurde er zum Newcomer des Jahres gewählt. Danach ging es musikalisch bergauf. Er ging auf Tour und hatte zahlreiche Auftritte vor größerem Publikum. Wie damals mit den Instrumenten war Patrick nicht mehr zu stoppen.
2004 hing er seinen sicheren Job als Bänker an den Nagel, um sich ganz der Musik zu widmen. 100 Auftritte füllten nun jährlich seinen Terminkalender. Er stand mit Größen wie DJ Bobo, Haddaway oder Hot Chocolate auf den Brettern, die seine Welt bedeuten.
Den Ritterschlag erhielt Patrick dann 2008. „Lady in Red“ durfte der aufstrebende Sänger gemeinsam mit Chris de Burgh bei einer Fernsehshow singen. Ebenfalls 2008 wurde er Frontmann der Band „Streetlife“. Die Live-Band war weit über den rheinischen Raum hinaus bekannt. Und bekanntlich führen in Köln alle Wege zum Karneval. Unter anderem bei den „Blauen Funken“, der Prinzengarde Köln sowie auf den Festen der Colombina Colonia konnte sich Patrick mit seiner Band einen Namen machen. In der Session 2014/2015 schrieb er für das Kölner Dreigestirn den Song „Wenn ich ne kölsche Jung wör“.
Auch künftig will Patrick mit „seinen“ Höhnern neue Ohrwürmer gemeinsam schreiben. So ist es bei den Jungs Tradition. Die Single „Prinzessin“ schlägt schon ein wie eine Bombe. „Das zentrale Thema ist wie so oft die Liebe. Wir erzählen die Geschichte generationsübergreifend. Wir alle kennen doch Kasperle-Theater mit Prinzessin, Krokokil, und, und, und. Da fahren immer noch alle Generationen drauf ab. Wir staunen darüber, wieviele Manuskripte wie wunderschöne Kinderzeichnungen täglich zu diesem Titel bei uns ankommen. Wir haben diese Geschichte nicht neu erfunden, sie aber mit Stilmitteln belebt, die offenbar gut ankommen und immer noch modern sind. Prinzessinnen wird es immer geben“, so Henning Krautmachers Schlusswort.
Kleine Anekdote zur Klärung am Rande: Gegründet wurde die traditionsreiche Schar unter dem Namen „Ne Höhnerhoff“, zu Deutsch „Ein Hühnerhof“. Bei Auftritten trugen die Musiker Hühnerkostüme und begrüßten ihr Publikum mit der Frage „Gack gack gack?“ Die Zuhörer antworteten stets mit „Gack gack gack!“ Später nannten sie sich „De Höhner“, köllsch für „Die Hühner“. Doch da nicht alle Deutschen des rheinischen Dialektes so mächtig waren, wurde daraus häufig falsch ausgesprochen „De Höner“, was „Die Hörner“ bedeutet. Um dieses Problem zu beseitigen, wurde kurzerhand das „De“ aus dem Bandnamen gestrichen, der fortan wieder richtig zitiert wurde.
So, und jetzt zieht die Karawane weiter, und der Sultan kann in den wohlverdienten Ruhestand gehen…