Mark Dean: Ein Schweizer allein in New York

In nur 10 Minuten zur Broadway-Rolle

Er kreist die Hüften wie der King of Rock’n’Roll. Greift Mark Dean zum Mikrofon, liegen ihm die Frauen zu Füßen. Die Presse wagt sich an den Schlager-Rock’n’Roller nur zaghaft heran. Schlagerzeile schaut mit Euch auf die unglaubliche Karriere des charismatischen Schweizers, der es schafft, Elvis, James Dean, Peter Kraus, Shakin‘ Stevens, seinen eigenen Mark-Dean-Charme und coolen Schlager zu vereinen.


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Mark Dean ist Dein Künstlername. Ist Dean angelehnt an den legendären James Dean?

„Mark ist mein richtiger Name. Und das Dean kommt tatsächlich von James Dean. James Dean war ein großartiger Schauspieler.

Früher war ich als Duo mit einer Elvis-Presley-Show unterwegs. Wir haben in der damaligen Show sein Leben in zwei Abschnitten gezeigt. Mein Duettpartner hat den 50er-Jahre-Elvis gemacht und ich die Zeit seines Comebacks übernommen – die Zeit, als Elvis in seinem schwarzen Lederdress aufgetreten ist. Da haben wir uns nur bei unseren Vornamen genannt.

Als wir dann mit der Elvis-Show aufgehört haben, sagte das Management, ‚du brauchst jetzt einen eigenen Künstlernamen‘. Es musste auf die Schnelle was her. Da die 50er Jahre so ein wenig mein Hintergrund sind, kamen wir relativ schnell auf James Dean. Meinen Vornamen wollte ich allerdings behalten. Wenn du gerufen wirst, musst du dich ja auch angesprochen fühlen.

Also blieben wir bei Mark Dean. Hätte ich damals gewusst, dass die sozialen Netzwerke so einen Stellenwert bekommen, hätte ich es nicht gemacht. Es gibt in Amerika einen ganz bekannten Computerexperten mit demselben Namen. Du musst jetzt immer bei Google und Co. ‚Mark Dean Sänger‘ eingeben.“

Nochmal zurück zu Deiner Duett-Zeit. Ihr wart unter welchem Namen mit der Elvis-Show unterwegs?

„1984 ging ich für 2 Jahre in die USA und habe dort die Schauspielschule absolviert.“

Kurze Zwischenfrage: Warum in den USA und nicht in der Schweiz?

„Für mich war James Dean immer ein Idol. Oder Marilyn Monroe, Robert deNiro, alle waren sie in New York.
Genau dort wollte ich auch hin! Ich hatte nur ein Problem. Ich konnte zu dem Zeitpunkt kein Englisch.

Ich schrieb die Lee Strasberg Actors School an. Die meinten natürlich, ich solle erst mal Englisch lernen, bevor ich mich bewerben kann. Ich schrieb mich also in ein College ein und bin mit 21 Jahren in die Staaten. Auf diesem College habe ich intensiven Englischunterricht genommen. Dort hatte ich Riesenglück und lernte eine Schauspielerin kennen, die in einem Stück am Broadway spielte.

Sie nahm mich mit zu den Proben. Ich war damals ein Exot: Ein Schweizer, der nach Manhattan kommt. Ich schaute mir begeistert die Proben an, und plötzlich erzählte sie dort, dass ich singe und so ähnlich wie Elvis klinge.

Auf einmal kam der Regisseur auf mich zu und meinte: ‚Sing mal was vor!‘ Was soll ich sagen, es schien ihm gefallen zu haben, denn er bot mir eine Rolle in ‚Finians Rainbow‘ an. So kam ich tatsächlich in 10 Minuten an eine Broadway-Rolle. Das war ein cooler Einstieg“, erinnert sich Mark an seine Anfänge zurück.

Auch die Presse stürzte sich auf den gutaussehenden Schweizer mit der unglaublichen Stimme. „Ich erinnere mich noch an die Presseartikel – ‚Ein Schweizer, der über den großen Teich kommt und gleich eine Broadway-Rolle ergattert.'“
Sowas geht eben nur in Amerika.

Ehrlicherweise gibt Mark lachend zu: „Das klingt jetzt alles so gewaltig. Meine Rolle war winzig klein. Ich hatte nur zwei Sätze!

Nun machte ich die Aufnahmeprüfung an der Schauspielschule und habe sie bestanden. Ich besuchte die Schule ein halbes Jahr lang, dann lief mein Studentenvisum aus. Damals war der Dollar wesentlich stärker als heute. Hinzu kam, dass Manhattan schon damals sehr, sehr teuer war. Für mich stellte sich einfach die Frage: Wie willst du überleben? Offiziell durftest du nicht arbeiten, meine Eltern wollten das nicht finanzieren. Also gab es nur den Weg zurück in die Schweiz.“

Und da?

„Habe ich mich erstmal selbständig gemacht.“

Womit hast Du Dich selbständig gemacht?

„Mit Autoimport. Wir haben amerikanische Autos importiert. Ich hatte gute Kontakte in die Staaten. Der Konkurrenzkampf wurde mit den Jahren in dieser Branche immer größer. Es war eine spannende Zeit. Ich stieß dann auf eine Annonce der deutschen ‚Elvis Presley Gesellschaft‘. Das ist die größte europäische Vereinigung.

Nach dem Tod von Elvis Presley haben seine Hinterbliebenen in Memphis einen weltweiten Elvis-Imitatoren-Grandprix veranstaltet. Dieser Wettbewerb fand jedes Jahr in einem anderen Land statt. Ende der 80er war dieser Grandprix in Deutschland in Münster in der Halle Münsterland zu Gast.“

Die Freundin von Mark war von ihm als Sänger überzeugt und überredete den Sunnyboy, daran teilzunehmen. Mark zögerte. „Ich bin doch für so einen Wettbewerb zu schlecht“, sagte Mark zu seiner Freundin und zweifelte an seinen Fähigkeiten.

Doch seine Freundin blieb hartnäckig. Mark ließ sich breitschlagen. Da er aber selber kein Instrument spielte, kontaktierte er einen Kollegen, einen Gitarren- und Pianospieler.

„Mein Kollege sah auch tatsächlich ein wenig wie der junge Elvis aus.“ Gemeinsam entschieden sich die Beiden, etwas „Spezielles“ auf die Beine zu stellen: „Wir bringen einen Song aus den 50ern und einen aus den 60ern und schicken das ein. Wir waren gespannt, was passiert“, gesteht Mark ohne große Erwartungen. „Das Unglaubliche passierte“, so der Sänger weiter. „Wir kamen unfassbarerweise in die Vorausscheidung nach Soest.“

Die Glückssträhne riss nicht ab. „Die Vorausscheidung haben wir mit unserer Nummer gewonnen“, berichtet Mark. So führte der Weg ins Finale nach Münster.

In der Jury des Wettbewerbs in Münster saß der legendäre Peter Kraus. Auch hier waren Mark und sein Partner wieder einmal die einzigen Schweizer unter den 150 internationalen Teilnehmern. Und was soll man sagen: Die beiden 1. Plätze gingen an die Schweizer Teilnehmer. „Peter Kraus verdanke ich den Sieg“, gibt Mark Dean ehrlich zu. „Er hat mich praktisch auf Platz 1 katapultiert.“

Die Glückssträhne hielt weiter an. Auch hier stürzten sich wieder die Medien auf die Gewinner, und sie stellten eine „Elvis Presley Memorial Show mit Vincent und Mark“ auf die Beine. Damit tourten die Beiden durch Deutschland und die Schweiz.

„Dann passierte was ganz Tolles“, verrät Glückskind Mark. Bei einem Auftritt in der französischen Schweiz in Genf kam ein Mann aus dem Publikum auf die Beiden zu und bedankte sich für die, wie er sie nannte, geile Show. Doch damit noch nicht genug. „Er sagte zu uns, ‚ich habe gute Kontakte nach Nashville zu den original Musikern von Elvis'“. Und er setzte noch einen drauf: „‚Ich bring euch D.J. Fontana.'“

D.J. Fontana hieß mit bürgerlichem Namen Dominic Joseph Fontana und war ein amerikanischer Musiker. Fontana wurde vor allem als Schlagzeuger von Elvis bekannt. Mit seinem Spitznamen D.J. sorgte er am Schlagzeug in der Country Radio Show „Louisiana Hayride“ für den richtigen Rhythmus.

„Wir dachten natürlich, das es alles nur Gerede ist“, gibt der Sunnyboy zu. Doch wer Mark etwas besser kennt, weiß, dass er häufiger mal zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist.

Es dauerte ein paar Wochen, da klingelte das Telefon. „‚Der Deal steht! Wir buchen jetzt ein paar Auftritte.'“ 1993 wurde dann mit D.J. Fontana die erste Tour durch die Schweiz gemacht. „Es war ein unglaubliches Gefühl, mit dem Drummer von Elvis aus der Hayride auf der Bühne zu stehen.“ Diese Euphorie sprang damals auf das Publikum über, und die Show wurde zum Riesenerfolg.

Auch D.J. Fontana war total begeistert und sagte: „Ich bringe Scotty Moore.“

Mark und Vince konnten ihr Glück kaum fassen. Hatte doch der amerikanische Musiker, der als Gitarrist des Kings bekannt wurde, seit Jahren keine Gitarre aus gesundheitlichen Gründen angerührt. „Eine Arthrose in den Fingern machte es der Musiklegende schwer, die Saiten der Gitarre zu spielen. Er hat tatsächlich wieder angefangen zu üben. Und ein Jahr später kam er dann in die Schweiz, und wir tourten mit gemeinsamen Auftritten durch die Schweiz.“

Deutschland war damals noch überhaupt nicht interessiert, doch der Erfolg ging weiter. Es kam ein Angebot aus den USA für eine Florida-Tour. „Das war für uns kleine Imitatoren der Hammer! Du stehst auf der Bühne mit den Jungs, die den King in seinen Anfängen begleitet haben, die sozusagen von Anfang an dabei waren, die auch in allen Filmen wie ‚King Creole‘ mitgewirkt haben. Das war dann aber für mich auch irgendwann der Abschluss der Imitatorengeschichte. Du bist nie du selber. Dein Publikum will immer das selbe hören.“

–> Was Mark Dean dann machte und wie ihn sein Weg zum Schlager-Rock’n’Roll führte, darüber mehr in Teil 2 der coolen Mark-Dean-Reportage.

2 Kommentare

  1. Wer Vincent Cassella und Mark Dean einmal gehört und erlebt hat, kann nicht verstehen, dass sie nicht in den neunziger Jahren zu Weltstars geworden sind. Was ist da wohl schief gelaufen?

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