Matthias Reim 30 Jahre, ©Fracasso

Matthias Reim: Durch Passivrauchen zum ungewollten Mashup

Matthias Reim in der NDR-Talkshow

Er steht seit 30 Jahren im Rampenlicht. In der NDR-Talkshow sprach Matthias Reim über seine Karriere mit Höhen und Tiefen … und seine Gesundheit.


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Matthias Reim, NDR Talkshow, ©Fracasso

Matthias, wie geht es dir?
„Gut“, antwortet Matthias Reim kurz und knapp. „Mir geht es gut, den Umständen entsprechend, sage ich immer. Wir hatten ja ein ganz furchtbares Frühjahr, wo es nur geschüttet hat am Bodensee. Das ging mir massiv auf die Nerven. Das hat auch meine Kreativität etwas eingeschränkt.“

Barbara Schöneberger unterbricht Matthias und will lachend wissen: „Bist du besser bei Sonne?
„Hm, ja. Nach einem schönen Frühlingstag bist du einfach besser drauf, wenn du abends ins Studio gehst. Völlig klar. Es ist schon was anderes, als wenn du zwei Wochen in Dauerregen und Nebel guckst.“

„Meine Frage zielte jetzt weniger auf meteorologische Geschichten ab, sondern auf deine Gesundheit“, hakt der Moderator nach. „Das wollen deine Fans gerne wissen. Ich bin der Anwalt deiner Fans. Wie geht es dir gesundheitlich?“

Mir geht es gut. Ich bin 65 Jahre alt, saß zwei Jahre eingesperrt in Corona-Quarantäne und bin direkt im Anschluss durch 25 Arenen gezogen. Ich hatte einfach keine Abwehrkräfte mehr. Die waren einfach weg. Ich bekam Husten, Schnupfen und Heiserkeit. Und das alles über vier Monate. Irgendwann habe ich gesagt: Ich kann nicht mehr!

Sonst hätte ich das alles auch nicht bekommen. In den Medien wird alles etwas hochgespielt. Dabei wollte ich nur Schnupfen und die Halsschmerzen auskurieren. Und dass ich dann so unter Druck war, hat mich psychisch echt belastet. Ich kann doch nicht ständig rauslaufen und sagen: ‚Lasst mir doch die zwei Wochen zum Auskurieren.‘

Matthias Reim, NDR Talkshow, ©Fracasso

Du lässt als Künstler nicht mal eben 10.000 Leute, die Tickets gekauft haben und sich auf ein Konzert freuen, stehen. Da nimmst du bei kleinen Beschwerden mal eben was. Da greifst du zu einem Schmerzmittel, lässt dir ein Antibiotikum geben und ziehst das durch. Du ziehst das durch, entgegen jedem Ratschlag eines Arztes, der dir sagt, dass du zuhause bleiben sollst.“

–> mehr zum Thema: https://schlagerzeile.de/interviews/matthias-reim-ueber-sein-burnout/

Ging es denn bis zu einem „Burnout“?
„Hm, ja, ich sage mal, man kann es ein Burnout nennen. Das ist so ein merkwürdiger Begriff. Ich wollte einfach irgendwann nicht mehr aufstehen. Ich konnte einfach nicht mehr. Schließlich willst du auch keine schlechten Konzerte geben. Wenn ich fix und fertig auf die Bühne gehe und schon eine halbe Stunde vorher Angst habe, ob ich das überhaupt schaffe, dann gebe ich einfach kein gutes Konzert.“



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Hattest du eine Strategie, wie du aus dem Tief selber rauskommst?
„Ich ziehe alle Register. Als ich vor 7 oder 8 Jahren eine Herzmuskelentzündung hatte, gab es genau zwei Möglichkeiten, die dir die Ärzte immer anbieten. Du bleibst entweder den Rest deines Lebens auf dem Sessel sitzen, oder du holst dich zurück mit Sport.

Ich wählte die sportliche Variante. Mein Ziel war es, wieder auf der Bühne zu stehen und dort über 2 Stunden singen und toben zu können. Ich nahm mir vor, mindestens bis 85 zu machen.

Ich war vorher unsagbar unsportlich. Mit zehn Minuten Kardio am Tag fing ich an, daran Spaß zu finden. Ich ging nicht ins Fitnessstudio, ich habe mir gleich eins gekauft. Auf einmal sammelte ich Fitnessmaschinen. Wenn ich trainiere, höre ich dabei brüllend laute Musik.

Seitdem das Baby da ist, muss ich immer etwas leiser machen, was mir wirklich schwer fällt. Denn Baby schläft nicht, wenn Ozzy Osbourne brüllt.“

Du siehst mit deinen 65 Jahren aber wirklich auch noch knusprig aus. Wir wissen jetzt, was du die nächsten 20 Jahre machst. Wenn du jetzt wieder auf Tour bist, wer passt auf dich auf? Auch, dass du dich nicht zu sehr verausgabst?
„Zum einen hab‘ ich als Chorsänger meinen Sohn, der jetzt 27 wird. Julian passt sehr auf mich auf. Er hat sehr die Verantwortung übernommen. Julian kennt meine Schwächen. Er weiß, wovor ich mich fürchte, was ich nicht leiden kann und wo ich sage, ich drehe durch. Das versucht er alles aufzufangen.“

Was wäre das zum Beispiel?
„Was ich am meisten hasse, sind Schlangen vor der Security am Flughafen. Da drehe ich durch.“

Und was macht dann dein Sohn?
„Mit mir reden und mich beruhigen. Ich sage dann immer zu ihm: ‚Hol mich hier raus.‘ Vorher war es meine Frau, die das gemacht hat. Christin hat dann mich immer beruhigt, was ich dann wiederum im Flugzeug mit ihr tun musste.

Wir haben eben alle unsere Stärken und Schwächen und passen toll aufeinander auf. Ich fliege einfach schon viel beruhigter los, weil ich weiß, dass Julian mitfliegt. Schon am Abend vor einem Konzert freue ich mich wie ein Schneekönig, dass es wieder los geht.“

Julian Reim, Fracasso
Julian Reim, ©Fracasso

Am 16. September findet in Berlin dein 1.500stes Konzert statt.
„Auf diesen Tag freue ich mich wirklich sehr. Weil ich mir nach so vielen Jahren wirklich sicher bin, dass ich weiß, was ich tue. Ich habe die besten Musiker, die man in Deutschland finden konnte. Wir haben eine Show aus 33 Jahren Matthias-Reim-Songs.

Dabei erzähle ich Geschichten. Ich mache ja auch keine Schlagertexte über die Sonne, die im Meer versinkt. Sondern ich erzähle aus dem Leben wie ‚Ich hatte mal ein Haus, lebte in Saus und Braus, egal, was soll’s, ist jetzt mal weg. Kommt ja auch wieder.‘

Matthias Reim, ©Fracasso

Eigentlich habe ich immer genau die Sachen genommen, die einen runterziehen, um mit ein wenig Augenzwinkern und Emotionen damit das Leben zu erklären. Eigentlich bin ich ein grenzenloser Optimist. Ich beschreibe gerne Seelenschmerz, um definiert wieder einen Weg zum Seelenglück zu finden.“

Hast du dir für das Konzert am 16. September etwas Besonderes vorgenommen?
„Ja, ich arbeite derzeit an ganz vielen Überraschungen.“

Zum Beispiel?
„Ich freue mich riesig auf Finsch, mit dem ich den wunderbaren Song ‚Pech und Schwefel‘ gemacht habe. Die Nummer präsentiere ich jetzt immer auf meinen Konzerten mit Julian.

Matthias und Julian Reim, ©Fracasso
Matthias und Julian Reim, ©Fracasso

Ich freue mich auf einen Teil meiner ost-rockenden Kollegen. Aber am allermeisten freue ich mich auf die Atmosphäre, auf das Publikum und auf die große Show. Dort stehen 18 bis 85-Jährige und feiern und hören gemeinsam zu. Alle hören den Geschichten zu. Und davon kann ich einige erzählen. Denn ich habe in meinem Leben viel erlebt.“

Matthias und Julian Reim, ©Fracasso

Gelegentlich sind deine Frau Christin und deine Tocher Marie Reim bei Konzerten dabei. Bei dem 1.500sten Konzert auch?
„Ich gehe mal davon aus, dass sie sich das nicht entgehen lassen.“

Christin Stark, Marie Reim, Matthias Reim - die Reim-Familie, ©Fracasso

Gab es auch mal ein Konzert während deiner Karriere, bei dem du nicht „Verdammt ich lieb dich“ gesungen hast?
„Nein, und das wird es auch nie geben. Ich weiß wirklich nicht, wie oft ich den Song schon gesungen habe, aber wenn ich dieses Lied singe, ist es für mich so ein Glücksmoment. Der Titel kommt immer als Zugabe, und dann singt wirklich jeder mit. Ich empfinde dabei eine solche Dankbarkeit und Euphorie in mir selbst. Wenn ich ehrlich bin, kann ich es immer kaum erwarten, bis der Song endlich kommt.

Ich höre dann von hinten ‚one, two, three‘. Dann fange ich an: ‚Ich ziehe durch die Straßen bis nach Mitternacht…‘ Und dann kann ich aufhören. Den Text werde ich nie vergessen. Es ist mir nur ein einziges Mal passiert. Da war ich mit den ganzen Rocklegenden wie Karat und Puhdys unterwegs.

Da stand ich zu lange an einem Winkel und wollte eine Zigarette rauchen. Ich hab‘ bei einigen passiv mitgeraucht. Da war ich wirklich so stoned, und das, obwohl ich keine Drogen nehme oder kiffe. Ich hab‘ nur gedacht: ‚Was ist denn mit dir los?‘ So ging ich auf die Bühne, und es kam ‚Ich hab geträumt von dir‘. Und ich versuchte, dazu den Text von ‚Verdammt ich lieb dich‘ zu singen.

Wirklich alle lachten sich halb tot. Und ich wusste nicht, wie mir geschah. Und das kam nur vom passiv Mitrauchen. Das kannte ich nicht. Bei den neueren Songs freue ich mich manchmal, wenn ich auf die Monitore schauen kann. Ich brauche in solchen Fällen nur das erste Wort aus der Zeile, und dann weiß ich wieder alles.

Es gibt halt Momente, in denen du ins Publikum schaust oder irgendwas passiert. Dann bist du kurz abgelenkt und musst überlegen, wo du gerade bist.“

Hast du noch Lampenfieber?
„Immer. Ich hab‘ immer Lampenfieber und mag es gar nicht. Ich habe in den Jahren verschiedene Strategien ausprobiert, wie ich es in den Griff bekomme. Ganz am Anfang habe ich es mit Kamilientee versucht. Alle hatten so bei meiner ersten Tournee Spaß, nur ich nicht.

Heute lass‘ ich mir genau eine Stunde vor der Show ein kleines Bier geben. Und eine halbe Stunde davor nochmal. Das hilft bei mir ungeheuer. Das ist jetzt schon ein Ritual, das kommen muss. Das Bier muss genau um 7 dastehen, wenn wir um 20.00 Uhr spielen.

Viele sagen: ‚Du kannst ja auch beide um halb acht trinken.‘ Nein, das muss wirken. Dieses bisschen Alkohol reicht bei mir schon. Aus Sicherheitsgründen lasse ich mir aber immer noch eins ans Schlagzeug stellen.“

Eine Frage bleibt noch bleischwer im Raum hängen. Du rauchst gerne Zigaretten. Zuhause musstest du dein Raucherzimmer aufgeben, in das du dich zurückgezogen hast, weil du wieder Vater geworden bist. Was hat die Zigarette mit dem Kind zu tun?

„Ich war da ziemlich gnadenlos. Ich hab‘ gesagt: ‚Es ist mein Haus.‘ Und ich habe wirklich ein sehr schön großes Haus. Und in einem Zimmer, hab‘ ich gesagt: ‚Da kommt eine Stereoanlage hin, dort ein Flipper und ein Dartautomat und ein großer Aschenbecher. Ach, und ein großer Getränkekühlschrank.‘

Dort habe ich auch mit meiner Frau gerne Familienfeiern gemacht. Da konntest du rauchen, trinken, einfach alles, was du wolltest. Doch dann zog Baby Zoe ein.

Es hat sich keiner mehr getraut, in dem Zimmer was zu machen. Alle fingen nur noch an, die Aschenbecher weg zu nehmen. Und so wurde aus dem Family-Zimmer ein Kinderspielzimmer. Ich bin dort noch Gast. Aber es ist schön so, weil es erst mein Spielzimmer war, und jetzt ist es das Spielzimmer einer so unfassbar bezaubernden junge Dame geworden. Sie ist ein Jahr und vier Monate alt. Seit einer Woche sagt sie: ‚Okay‘.“

Matthias Reim Motorräder

Was würde sie sagen, wenn sie wüsste, dass du Motorrad fährst, und nicht nur eins? Motorradfahren bringt ja gewisse Risiken mit sich…
„Ich bin sehr gechillt. Ich muss mir nichts beweisen, sondern ich flaniere. In meiner Garage stehen 10 Motorräder. An die Decke habe ich Bühnenlicht gebaut. Wenn alle müde sind und nicht mehr können, schiebe ich Zoe in die Garage. Sie sieht das Licht und ist ruhig. Dann muss ich die Motorräder anmachen, die Blinker betätigen. Jedes Mal, wenn ich das elektrische Garagentor öffne, fängt sie vor Freude an zu quietschen. Sie kommt voll nach mir.“

Für Matthias Reim Fans: Klick!

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