Nockis Interview

Nockis: Die Rolling Stones des Schlagers mit viel Herz

„Gefühlsecht“ präsentiert sich das neue Nockis-Album

Der erste Kuss mit dem Schulhofschwarm im Kornfeld, eine Jugendliebe vor der traumhaften Kulisse des Mississippi River oder eine erotische Tanznacht, in der zwei Körper zu einem verschmelzen, sind nur drei Beispiele aus dem neuen Album der Nockis. Der Titel „Gefühlsecht“ ist dabei Programm. Musikalisch liebevoll zusammengetragene Erinnerungen an längst vergangene Romanzen und tiefe Gefühle gehen dem Hörer sofort ins Herz.


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Kinder, wie die Zeit vergeht. Auch wenn man es dem immer gut gelaunten Friedl Würcher nicht ansieht, die Nockis stehen nunmehr seit 42 Jahren auf der Bühne. Sie sind die erfolgreichste österreichische Schlagerband. 13 mal gingen sie in ihrer Heimat mit ihren Alben auf Platz 1. 38 Goldene und 29 Platin-Schallplatten sowie eine Multiedelmetall-Auszeichnung zum Jubiläum können Friedl und seine Jungs ihr Eigen nennen. Die Nockis kann man also wahrlich als Rolling Stones der Schlagerwelt beschreiben.

Nun legen die Nockis nach und wollen mit einem neuen Musiker an bisherige Erfolge anknüpfen. Keyboarder Kurt Strohmeier, der seit 2016 für Keyboard und Gesang verantwortlich war, verließ die Band. Dafür stieg Musiklehrer Thomas Trinkl am Keyboard ein.

Frontmann Gottfried (Friedl) Würcher im Schlagerzeile®-Interview

Ihr steht seit über 42 Jahren zusammen auf der Bühne. Nur bei den Keyboardern gab es bisher drei Wechsel. Warum gerade immer bei den Keyboardern?

„Warum gerade die Keyboarder, ist schwer zu sagen. Bei den Kastelruther Spatzen waren es immer die Gitarristen. Wenn sich jemand neu orientieren möchte, dann muss man diesen Menschen ziehen lassen. Ich sage immer: ‚Reisende kann man nicht aufhalten.‘ Viel wichtiger ist aber, dass neue Musiker kommen, die zu den Nockis passen. Mit Thommy haben wir menschlich wie musikalisch jemand ganz Besonderen gefunden.“ Gitarrist Markus schlug der Band den begnadeten Klavierlehrer vor. Beide unterrichten an der selben Musikschule. Die Männer setzten sich zusammen, und es passte. „Ich bin sehr stolz und glücklich, dass Thomas mit uns ab sofort den Nockis-Weg geht.“

2023 hattest Du gesundheitliche Probleme mit Deinem Herzen…

„Das stimmt. Aber ich bin froh und glücklich darüber, dass ich heute wieder mit den Nockis auf der Bühne stehen kann. Ich habe dadurch gemerkt, dass sich von einem Tag auf den anderen alles ändern kann und dass die Gesundheit das Wichtigste überhaupt ist. Ich war auch vorher schon ein Mensch, der nicht geraucht oder getrunken hat, habe mich schon immer gesund ernährt und war jemand, der vernünftig durch’s Leben geht.  Und trotzdem ist es passiert. Ich bin froh, dass es mir wieder gut geht.  Wenn mich allerdings jemand fragt, wie es mir geht, antworte ich: ‚Ich weiß es nicht.‘ Ich dachte nämlich immer, es geht mir gut, und dann hat mich der Herzinfarkt erwischt.“

Wir haben schon über den Titel „Hätt‘ ich nur noch einen Tag“ gesprochen. Was würdest Du tun, wenn Du nur noch einen Tag hättest?

„Viele würden jetzt sicher antworten: ‚Ich würde mich noch einmal mit meinen Freunden treffen, vielleicht noch mal ein Glas zusammen trinken.‘ Aber ich denke, so funktioniert das nicht. Wenn man weiß, mir bleibt nur noch ein Tag, hat man andere Sorgen und Probleme. Es steht dann sicher die Frage im Vordergrund: ‚Warum muss ich gehen?‘ Deshalb, glaube ich, kann man diese schwierige Frage nicht wirklich beantworten.  Weil keine Antwort richtig wäre.“

Im September 2023 kamst Du auch mit Deinem Solo-Album ein „Ein bisschen Cowboy“ heraus. Hat das einen Zusammenhang, oder ist es reiner Zufall?

„Ich wollte schon lange eine Country-CD machen, da ich ein großer Fan dieser Musik bin. Mit der CD habe ich mir einen lang gehegten Wunsch erfüllt. Alle Songs habe ich, wie bei meinen beiden anderen Solo-Alben auch, selbst komponiert. Mit dem Herzinfarkt hat das allerdings nichts zu tun. Das Album war da bereits fertig.“ Die anderen beiden Solo-CDs sind im Bereich Schlager. Sie haben Ähnlichkeit mit den Nockis-Titeln, sind nur ein Stück moderner.
„Auch wenn ich über 200 fertige Titel in der Schublade habe, sind derzeit keine weiteren Soloprojekte geplant. Aber vielleicht habe ich irgendwann mal eine böse Idee und bringe eine CD wie Udo Jürgens raus, die heißt ‚Lieder, die man kennen sollte‘. Ich habe so viele schöne Titel komponiert, die aber bei den Nockis nicht passen. Es ist halt nur die Frage, ob sich solche Produktionen noch lohnen, wo die physische CD doch am Aussterben ist und nur noch gestreamt wird.“

Meinst Du, dass CDs oder andere Tonträger ein Revival wie die Schallplatte feiern? Oder ist Streaming das Ende der Fahnenstange?

„Ich glaube nicht, dass die CD zurückkehren wird. Vielleicht hat irgendjemand eine tolle neue Idee, was die CD ersetzt. Das fängt doch schon bei den Autos an. Kaum ein Radio hat noch einen CD-Player. Auf den Konzerten kommen schon die älteren Fans und sagen: ‚Tolle CD, die uns gefällt, aber wir haben gar keinen CD-Player mehr. Der physische Tonträger ist rückläufig. Was das angeht, bin ich sehr konservativ. Ich habe gerade ein Best-of-Album von den Scorpions gekauft. Vielleicht werden meine Enkel mich für meine Sammlung auslachen. Auch bei der Schallplatte glaube ich nicht, dass der Hype ewig anhält, obwohl es schon cool und kultig ist.  Die Musik wird dadurch immer kurzlebiger. Ich bin mit der Tochter und dem Sohn meiner Freundin, die in einem guten Karate-Club sind, nach Kroatien gefahren. Alle im Bus sangen die alten Schlager. Es ist ewig schade, dass die CD am Aussterben ist.“

Friedl hält kurz inne und erinnert sich. „Ich erinnere mich noch an Zeiten, in denen wir auf Konzerten Schallplatten verkauft haben. Und dann kam die CD. Wir hatten ein Konzert in Zürich gespielt, und ich hatte das erste Mal eine Nockis-CD in der Hand. Die Fans fragten: ‚Was ist denn das? Sind das österreichische Schallplatten?‘“ Friedl klärte auf: „Das sind die neuen Schallplatten.“

Du bist ausgesprochen vielseitig. 2006 hast Du die Malerei für Dich entdeckt. Wie bist Du dazu gekommen, Deine Gefühle in Bildern auszudrücken? Gibt es Dinge, die sich mit Bildern besser sagen lassen als mit Musik?

„Das Malen mache ich gern. Ich male gern, wenn ich von Auftritten komme. Dann gehe ich manchmal in mein Atelier und male. So komme ich mich runter. Beim Malen tauche ich in eine andere Welt ein. Dabei höre ich überwiegend Country oder klassische Musik in einer dezenten Lautstärke. Oder wenn ich mich etwas mehr auf die Musik konzentrieren möchte, lerne ich beim Malen meine Texte. Abstrakt malen, behaupte ich, kann jeder. Aber die meisten trauen sich nicht. Man sollte sich nur ein bisschen Wissen aneignen, wie man mit Pinsel, Farbe und Leinwand umgeht.

Ich male nicht nur abstrakt, sondern auch gerne was Sichtbares wie Landschaften nach Fotovorlagen in Aquarell. Das ist einfacher, weil man weiß, was man malt. Bei der abstrakten Malerei weiß man nicht, was dabei herauskommt. Wenn mir ein Bild gelingt, freue ich mich, wenn nicht, kann ich es übermalen. Beim Malen, vor allen bei Dingen wie Landschaften, bin ich ein großer Selbstkritiker, denn dort müssen die Proportionen stimmen.“

Finden alle Deine Bilder noch Platz in Deinem Haus?

„Ich habe schon um die 400 Bilder gemalt. Meine ersten Bilder hängen in meiner Galerie. An meine Freunde habe ich so um die 200 Bilder verschenkt. Von der Malerei muss ich nicht leben. Es gibt unter meinen Bildern welche, die ich nicht hergebe.“

Nicht nur über ein neues Bandmitglied können die Nockis-Fans sich freuen. Das neue Album mit dem Titel „Gefühlsecht“ steht schon in den Startlöchern. Was die Fans auf dem neuen zwölf Tracks starken Longplayer erwartet, verrät Friedl Würcher höchstpersönlich: 

“Bei ‚Gefühlsecht‘ sind alle zwölf Songs sehr stark“, schwärmt er. „Ich denke, dass sich in einem oder mehreren Titeln der Eine oder Andere wiederfinden wird. Wir haben von der Ballade über  Midtempo- bis zu gut tanzbaren  Foxnummern mit Texten, die aus dem Leben gegriffen sind, alles dabei.“ Zwar haben die Bandmitglieder die Geschichten nicht selbst erlebt, trotzdem sind die Songs autobiografisch. Die verschiedenen Songwriter erzählen liebevoll ihre Erinnerungen an vergangene Romanzen und tiefe Liebesgefühle. Acht Songs stammen dabei sogar von Friedl selbst, der die Texte dazu sorgfältig ausgewählt hat. „Auch, wenn wir diese besonderen Momente nicht selbst erlebt haben, erzählen wir sie musikalisch weiter.“

In Eurem Album geht es um tiefe Gefühle und längst vergangene, aber unvergessene Romanzen. Erinnerst Du Dich noch an Deine erste Schulhofliebe?

„Bei meiner ersten Schulhofliebe war ich tatsächlich schon 14. Es begann mit einem süßen, lieben ‚Hallo‘ und endete damit, dass sie mir beim Fußballspielen zusah. Wir haben nicht einmal Händchen gehalten oder uns ein Küsschen gegeben. Doch trotzdem hatten wir jede Menge Bauchkribbeln und fliegende Schmetterlinge. Meine erste große Liebe fand ich nicht auf dem Schulhof, aber kurz danach. Beim Konfirmandenunterricht fand ich meine erste große Liebe, mit der ich drei Jahre zusammen war. Sie war ein tolles Mädel, und es hat zwischen uns mächtig geknistert.“

Es ist mittlerweile auch schon knapp zehn Jahre her, dass ihm seine Schulhofliebe mit ihrem Mann über den Weg lief. „Sie sprach mich an und sagte: ‚Kennst du mich noch?‘“ Würcher dachte kurz nach. „Bist du Regina?“, fragte er vorsichtig. Regina nickte. Dann gestand sie: „Mein Mann und ich sind riesige Nockis-Fans.“ In Erinnerungen schwelgend, fügt der Nockis-Frontmann hinzu: „Regina hat bei Nockis-Musik ihrem Mann gestanden, dass es sich bei Friedl um ihre erste Liebe handelte.“ Auch der gibt nochmals zu, dass Regina damals den ersten Platz in seinem Herzen eingenommen hatte, und kommt dabei sogar ein wenig ins Schwärmen. Lächelnd berichtet er: „Es hat immer noch ein wenig geknistert wie früher.“

Deshalb passt „Gefühlsecht“ zu den Nockis wie ein maßgeschneiderter Anzug. Ein abwechslungsreiches Album mit sorgfältig ausgesuchten Texten, in denen sich sogar der Frontmann wiederfindet. Friedl war von dieser Begegnung so überrascht, dass er sogar vergaß, seinen Schulhofflirt samt Ehemann zum Konzert einzuladen. Umso mehr freute er sich, als er die Beiden  auf einem Konzert erneut traf.

Acht Songs komponierte Würcher selbst, die Texte wurden der Band angeboten. Die Auswahl, welche Texte genommen wurden, traf der Frontmann hauptsächlich allein. 16 Lieder hat er für das neue Album komponiert, wovon es acht auf „Gefühlsecht“ geschafft haben. „Beim Aussuchen sind meine Kollegen und das Management schon dabei. Aber von meinen Favoriten lasse ich mich nicht abbringen. Das ist auch bei den angebotenen Songs so. ‚Marie, dich vergess‘ ich nie‘ war einer meiner Favoriten, den ich unbedingt auf dem Album wissen wollte.“

„Herzradio“ ist einer unserer Favoriten, müssen wir Dir an dieser Stelle mal sagen.

„Das freut mich. ‚Herzradio‘ ist auch von mir, und ich habe ihn ehrlich gesagt auch als Singleauskopplung gesehen. Den Text hat Hans Greiner gemacht. Als ich den Text las, habe ich zu Hans gesagt: ‚Den vertone ich.‘“

Mit Wolfgang Hofer habt Ihr im Autoren- und Komponistenteam natürlich einen ganz großen Texter ins Boot geholt…

„Das stimmt. Er ist für so große Songs wie ‚Mit 66 Jahren‘ von Udo Jürgens verantwortlich. Für uns hat er ‚Für immer Sirtaki‘ und ‚Hätt‘ ich nur noch einen Tag‘ gemacht. Besonders der Text von ‚Hätt‘ ich nur noch einen Tag‘ gefiel mir. Das Arrangement des Songs übernahm Christian Zierhofer. Die Melodie entstand in Zusammenarbeit. Und ich denke, der fertige Song kann sich mehr als hören lassen.“

Das neue Album „Gefühlsecht“ wird dieses Jahr natürlich auch Hauptthema beim traditionellen Nockis-Fest von 13. bis 15. September sein. Bereits zum 35. Mal steigt dieses Megaevent. Was erwartet Eure Fans dieses Jahr beim Nockis-Fest?

„Dieses Jahr stehen Fantasy, Sandro und Mela Rose unter anderem auf der Bühne. Wir haben die bekannteste ABBA-Coverband aus Österreich dabei. Unser Nockis-Fest hat sich zu einem der größten Events bei uns in den Bergen entwickelt. Wir haben dieses Jahr wieder für jeden etwas dabei. Wir versuchen dafür auch immer, Interpreten zu finden, die noch nicht bei uns in der Gegend aufgetreten sind.“ Friedl lacht: „Das ist nach 35 Festen manchmal nicht mehr so ganz einfach.“

Das komplette Programm findet ihr auf www.nockis.at Natürlich stehen die Nockis an beiden Tagen mit einem Konzert auf der Bühne. Und am Sonntag gibt es einen Frühschoppen, bei dem mit den Nockis und Freunden geschunkelt werden darf.

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