Olaf Henning

Olaf Henning – „Das Lied mit den Augen fühlen“

Olaf Henning im Exklusiv-Interview

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25 Jahre Olaf Henning – heute in Oberhausen ein gelungener Auftakt zu Deinem Jubiläumsjahr. Wie war der heutige Abend für Dich?


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Olaf noch etwas erschöpft, aber überglücklich nach fast vier Stunden Konzertmarathon: „Der Abend war perfekt“, strahlt der 54-Jährige nachts um 0.45 Uhr. „Ich glaube, wir haben heute alles gerockt, was geht! Ja, es war wirklich perfekt. Normalerweise ist perfekt ja langweilig, aber heute war es wunderschön.“

Du hast heute Abend aber auch wirklich alle Facetten von Dir gezeigt. Ob Deine Klassiker, die neuen Songs, die 80er und sogar Rock – Olaf Henning kann alles…

Olaf Henning
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Wo fühlst Du Dich am wohlsten?

„Zuhause fühl ich mich am wohlsten, wenn ich meine Rockmusik anmache. Auf der Bühne finde ich das Ausbrechen mal ganz interessant. Das Publikum sieht so, was man alles für Facetten bedienen kann, dass wir eben nicht nur Schlager machen. Aber am wohlsten fühle ich mich nach wie vor bei den Klassikern. Selbstverständlich aber auch bei den ganz neuen Songs. Da freut es mich umso mehr, wenn die neuen Songs so super ankommen wie heute Abend.“

Es war zwischendurch eine lange Zeit etwas ruhiger um Olaf Henning. Was hast Du in dieser Zeit gemacht?

„Es wurde um meine Person etwas ruhiger, weil es ehrlich gesagt mit dem alten Management nicht mehr so gepasst hat. Ich habe für mich neue Wege gesucht, und die habe ich mit Viva Concepts gefunden. Und seitdem geht es wieder steil bergauf. Die etwas ruhigere Zeit hat mir jetzt auch nicht wirklich geschadet. Es ist alles so schnelllebig geworden, wir mussten nur darauf achten, dass man wieder mit an den Start kommt. Und ich denke, das ist uns innerhalb von nur 6 Monaten ganz gut gelungen.“

Olaf Henning
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Das ist es. Praktisch aus dem Nichts war Henning wieder da…

Lacht. „Ja, wir haben einfach gesagt: ‚Was ist los mit Euch?‘ Hier bin ich doch! Ich hab nur mal ein bisschen Heia gemacht.“

Mal ein wenig in Deine Vergangenheit geschaut: Du hast als Schüler bereits mit Klavierunterricht begonnen. Warum gerade dieses Instrument?

„Ein Klavier hat so viele Facetten. Du kannst mit dem Klavier Rock’n’Roll machen, du kannst Klassik damit spielen. Du findest auf dem Klavier schwarze und weiße Tasten“, fängt der gutgelaunte Henning an zu schmunzeln, „es geht mit dem Klavier eben alles!“

Als Schüler gründetest Du Deine eigene Band, wie hieß Deine erste Band?

„Wir hießen ‚Phänomenal‘. Wir machten damals Neue Deutsche Welle.“

Olaf Henning
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Dass Du Achtziger kannst, hast Du heute auch mehr als bewiesen…

„Ja, dankeschön. Die 80er waren ja musikalisch auch eine geile Zeit.“

Dein Debüt „Ich bin nicht mehr dein Clown“ war Dein größter Erfolg. Wie lange hast Du für den Song gebraucht, und wo ist er entstanden?

„‚Die Manege ist leer‘ war meine erste Single. Der Song war tatsächlich auch die erste Schlagermaxi, die in die Charts ging in Deutschland. Damals noch unter Media Control musstest Du noch richtig Verkaufszahlen vorweisen. Doch trotzdem schafften wir mit der ersten Schlagermaxi Platz 98. Für Platz 98 mussten wir tausende Maxis verkaufen. Unfassbar.“

Deine Idee, den Song auf Mallorca zu promoten. Wie kamst Du darauf?

„Ich bin wirklich mit der CD in die Bierlokale und Diskotheken gegangen und habe die DJs gebeten, den Song zu spielen. Ich hab gesagt, zur Not sing‘ ich den Song mal schnell.“

Und die Djs spielten Deinen Titel rauf und runter…

„Ja, sie spielten alle ‚Die Manege ist leer‘ und sagten ‚Wow‘. So wurde mein Song zum Hit! Es war ein ganz anderer Schlager als das, was die Leute bis dahin kannten.“

Die Urlauber brachten den Song förmlich im Gepäck nach Deutschland und machten Dich praktisch über Nacht zum Star…

„Ja, genau. Die DJs haben kistenweise CDs abgenommen, um sie zu verteilen. Die haben die Single richtig schön für mich promotet, weil sie sie geil fanden. Dafür bin ich allen natürlich unendlich dankbar!“

Olaf Henning
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Und wo entstand der Song?

„Der Song war wirklich in nur 10 Minuten fertig. Ich saß zuhause am Klavier und drückte die Tasten, fertig war die Melodie. Eine Freundin von mir, die bei einem privaten Fernsehsender arbeitet, habe ich gebeten, einen Text zu schreiben. Sie war Werbetexterin. Ich habe gesagt, dass ich eine Bildergeschichte haben möchte. Es sollte eine Trennungsgeschichte sein, die ganz stark von Bildern lebt. So kam sie auf das Zirkusthema. Wenn ich Dir sage ‚Die Manege ist leer‘, hast Du ein Bild vor Augen. Du siehst ein Zirkuszelt und eine Manege. Du kannst das Lied förmlich mit den Augen fühlen. Und das machte, glaube ich, auch einen großen Teil des Erfolges aus.“

Hast Du einen persönlichen Lieblingssong von Deinen Hits?

„Es gibt bei mir keinen Lieblingssong von meinen Titeln. Es gibt viele meiner Songs, die ich sehr gern habe, die nicht berühmt sind. Die Hits sind klar, aber es gibt auch viele Songs, die einfach so auf einem Album rumdümpeln. Bei einigen denke ich ‚Warum gehen die einfach nicht?‘ Da stelle ich fest, dass ich häufig einen anderen Geschmack habe als die Menschen draußen. Diese Songs sind meine Lieblingslieder.“

Wie war es bei „Die Manege ist leer“? Wusstest Du sofort: „Ich halte da einen Hit in den Händen“?

„Ja, das habe ich sofort gewusst. Das ist ein Hit. Die Melodie war eingängig, und ich habe mir vorgestellt, wie ich sie produzieren möchte, nämlich mit ganz viel Bass, wie es das vorher noch nie gegeben hat.“

In den letzten 25 Jahren hast Du Dich auf der Bühne nicht verändert. Du scheinst nicht älter zu werden. Wie machst Du das?

„Ich bewege mich einfach viel. Ich mache viel Sport und achte auf die Ernährung. Es muss nicht immer Schokolade sein, es darf auch ruhig mal ein Proteinriegel sein. Ich kann nicht rumsitzen. 12 bis 15.000 Schritte sind Pflichtprogramm.

Wenn ich Bock habe, gehe ich ins Fitnessstudio. Oder ich miste die Box des Pferdes meiner Tochter aus. Das ist auch Sport.“

Deine Tochter Isabella ist jetzt 17 Jahre alt. Will sie auch einen musikalischen Weg einschlagen?

„Sie möchte eher in Richtung Architektur gehen. Architektin ist ihr Traumberuf. Es ist sowieso sinnvoller, erstmal was Anderes zu lernen, bevor man Musik macht. Denn Musik ist auch wirklich anstrengend.“

Olaf lernte den Beruf des Versicherungskaufmanns und arbeitete 11 Jahre in seinem erlernten Beruf.
Dann fügt der stolze Papa noch hinzu: „Isabella könnte aber locker Musik machen. Kennt ihr das Lied ‚Ich bin ein Einhorn, hier wurde ich geborn‘? Das hat meine Tochter gesungen. Damit hat sie mehr Klicks als ich mit ‚Cowboy und Indianer‘.“

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Olaf Henning und das Team von „Mr. Perfect“

Du hast über 5 Millionen Platten verkauft…

„Ja, das ist wirklich eine wahnsinnige Zahl. Es ist wirklich cool. Es war aber auch eine Zeit, bevor die Brenner auf den Markt kamen. Das ist heute schwieriger geworden. Umso mehr freue ich mich natürlich, dass wir Gold mit dem Album ‚Mr. Perfect‘ gemacht haben.

Du musst heute viel Wert auf Streamingdienste legen. Das gehört einfach dazu. Ob du damit groß Geld verdienst, ist die eine Sache.

Allerdings muss man an dieser Stelle auch mal erwähnen, dass man nach 25 oder mehr Jahren im Geschäft auch genügend Geld verdient hat, um das abzufangen. Wir Künstler leben zum großen Teil von den Auftritten. Wenn wir mal ehrlich sind, ist der CD-Markt irgendwann platt.“

Auftritte sind tatsächlich die Haupteinnahmequelle?

„Ja, ich persönlich muss immer raus. Das habe ich früher so gehalten und heute auch. Der Eine ist beliebter und wird häufiger gebucht, der Andere weniger. Der Eine schraubt die Gage höher… Die Hauptsache ist: Raus! Wenn jemand zum Beispiel Handwerker war, und geht jetzt nebenbei mit 5 Auftritten à 500 Euro raus, geht es ihm ja auch nicht schlecht. Von daher: Raus ist wichtig!“

Betreibst Du auch noch Deinen Club in Gelsenkirchen?

„Nein, die Deluxe-Zeiten sind durch. 3 Jahre hatte ich den Club. Die Erwartungshaltung der Leute war einfach zu groß. Ich konnte leider nicht immer da sein. Die Gäste kamen in erster Linie, weil ich da war. Das habe ich drei Jahre durchgezogen. Aber irgendwann wird es dann alles zuviel. Und enttäuschen möchte man das Publikum nicht.“

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Olaf Henning

Wie hat sich Deine Musik in über zwei Jahrzehnten verändert?

„Meine Musik ist reifer und besser geworden, ich denke auch richtungsweisend für viele andere Schlagerinterpreten. Wir bedienen uns immer wieder alter und auch neuer Elemente. Mit ‚Die Manege ist leer‘ waren wir unserer Zeit damals weit voraus. Wenn Du den Song mit den heutigen Produktionen vergleichst, stellst Du fest, dass die Unterschiede nicht groß sind. Wir waren damals ziemlich weit vorn.“

Heute auch…?

„Ich denke schon. Das sind wir auch mit ‚Mr Perfect‘ Extended Remix- Alben. Ich kenne keinen Künstler, der ein 12inch-Album zur Zeit gemacht hat, einfach coole, lange und DJ-Versionen.“

Ein weiterer toller Schachzug: Das Ibo-Album. War Ibo ein Freund von Dir?

„Wir haben uns leider nur kurz kennenlernen dürfen. Ich war aber immer ein Fan von seinen Liedern. Ich wollte dann einfach ‚Ibiza‘ covern. Mein alter Produzent sagte: ‚Wir covern nicht, wir machen ein Duett-Album.‘ Ich sagte spontan: ‚Ibo ist doch tot!‘ ‚Wir finden die Bänder‘, bekam ich zur Antwort. Also riefen wir Walter Gehrke an. Der kramte in seinem Keller und fand die alten Gesangsbänder. Sie wurden zur Aufarbeitung weggeschickt – eine Mega-Vorarbeit. Und dann hatten wir ein Duett-Album à la Nat King Cole, mit einem tollen Künstler, der leider viel zu früh verstarb. Das ist fantastisch.“

Wie sieht ein freier Tag bei Dir aus?

„Ich stehe in der Woche immer zwischen 6.30 Uhr und 7.00 Uhr auf. Und dann ab in den Vormittag. Ich fahre zum Stall, füttere die Pferde oder mache so alltägliche Dinge wie Einkaufen. Ich muss sagen, um das Turnierpferd meiner Tochter kümmere ich mich sehr gerne, wenn sie vormittags in der Schule ist. Auch viel administrative Arbeit erledige ich am Vormittag, wie die allgemeine Büroarbeit. Oder ich besuche meinen Produzenten. Und natürlich muss auch die Pressearbeit gemacht werden. Kurzum: Der ganze Quatsch, der da noch so dazukommt.“

Worauf können sich Deine Fans im Jubiläumsjahr noch freuen?

„Es wird eine kleine Tournee im Frühjahr geben. Und natürlich werde ich mich in NRW bewegen. Das war hier heute Abend nur der Startschuss. Jetzt wird ein Jahr lang gefeiert.“

Welche Schlagerkollegen wurden Freunde?

„Mickie Krause, Tanja Lasch und Anna-Maria Zimmermann. Das sind so die Buddies. Leider können wir alle schlecht Freundschaften pflegen. Mickie sehe ich privat zweimal im Jahr. Wenn er Zeit hat, bin ich unterwegs, und umgekehrt.“

Wirst Du Deinen Song „Cowboy und Indianer“ wegen überflüssiger Debatten ändern?

„Ein klares Nein. Ich bin doch nicht blöd. Ich lasse mir doch nichts verbieten, nur weil sich irgendwelche Wahnsinnigen aufregen. Wir sind leider ein Moralapostel-Land geworden. Allerdings habe ich Moralapostel noch nie ernst genommen.“

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–> weiter geht es im KidsBlitz-Interview mit Kinderreporterin Finja: KidsBlitz: Olaf Henning

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