Schlagersterne Mallorca vor und hinter den Kulissen
Das waren die „Schlagersterne Mallorca“ 2023 – das Resümee: Etwas durchwachsen wie das Wetter an den beiden Tagen auf der schönsten Insel der Balearen. Wenn Stars funkeln und Organisationswolken alles verdunkeln, wird aus einem Top-Event eine Schlagerparty, aus der man wesentlich mehr hätte machen können. Hier lest Ihr alles über Schlagerlust und Organisationsfrust und erlebt die Schlagersterne vor und hinter den Kulissen. (Für die Texte zu den Bildern Bilder anklicken.)
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Erfahrt, was unvergessen bleibt und was unendlich frustrierend war – ohne „Maulkorb“, weil wir sonst vielleicht für die nächsten „Schlagersterne Mallorca“ nicht akkreditiert werden.
„Nur der frühe Vogel fängt den Wurm“, sagt eine alte Weisheit. Das mag zwar stimmen, wenn sich der „frühe Vogel“ am Abend zuvor sehr zeitig in seinen Federn im Nest einrollt. Wir fanden es dagegen ziemlich ermüdend, nach einem langen Arbeitstag noch drei Stunden nach Münster zu fahren, um dort unseren Flieger (natürlich von Eurowings, Kooperationspartner der „Schlagersterne Mallorca“) nach Palma de Mallorca zu bekommen und pünktlich um 4.25 Uhr in Richtung Sonne und 14 Topschlageracts abzuheben.
Auf der Insel gelandet das übliche Prozedere von Mietwagen bis Einchecken (natürlich mangels Organisation und Kommunikation des Veranstalters nicht in eines der Kooperationshotels der Schlagerreise).
Eigentlich hatten wir gedacht, wir könnten uns nun hinsetzen, völlig euphorisch lostippen und Euch nur Großartiges berichten. Doch leider kam es in Teilen anders. Und wir finden es nicht richtig, Euch zu erzählen, dass das der Schlagerhimmel auf Erden war, wenn das Organisationsteam genau dies verhinderte. Auch, wenn uns das sicher einige glückliche Emojis und Likes kostet.
Vorab: Alle Stars waren großartig und hätten das Kolosseum stimmungsmäßig zum Toben gebracht. Jeder der 14 Schlagerkünstler wurde gefeiert wie einst der stolze Torrero in der historischen Arena.
Doch die Capa (rotes Tuch) der stolzen Schlagermatadore wurde mehr als einmal zuviel von den Veranstaltern zu Boden geworden. Oder wie würdet Ihr es nennen, wenn eine Arena, die ohne Bühne 11.620 Gäste fassen kann, an beiden Tagen nur jeweils um die 3.000 Fans ins Coliseo Balear im Herzen von Palma locken kann?
Eine volle Arena sieht anders aus!!! Eigentlich hätte diese Besucherzahl jeder Künstler alleine erreichen können. Wie es das Unternehmen Travelpartner geschafft hat, nur 3.000 Fans pro Konzert in die Location zu bekommen, bleibt ein Rätsel. Schließlich war das Line-Up ein wahrer Schlagertraum.
Am ersten Tag, dem 10. Mai, standen Ross Antony, VoXXclub, Francine Jordi, Semino Rossi, Hannah für die kranke Christin Stark, Matthias Reim mit Sohn Julian und Schlagerlegende Howard Carpendale auf der Bühne. Was auffiel, war, dass ein Großteil des noch verloren wirkenden Publikums verkleidet kam. Jede Menge bunter Hawaii-Hemden, blinkende Pailletten-Hüte, Blümchen-Ketten und leuchtende Haarreifen waren zu bestaunen. Schlager ist eben auch ein bisschen 70er-Jahre-Glamour, was uns schließlich zu den noch vergessenen Schlaghosen führt.
Die Vorfreude auf das Event war immens. Wenn man allerdings den eher mager besetzten Innenraum der Arena ansah, wurde diese etwas geschmälert. „Ich hab‘ gedacht, dass es voller wäre“, verrät uns Renate aus Hannover, die das Reisepaket mit ihren Freundinnen gebucht hat. Freundin Heike nimmt es entspannter: „Ist doch cool, dann haben wir mehr Platz zum Abfeiern.“ Da hat sie zwar Recht, trotzdem wirkten die Ränge des sonst prallgefüllten Kolosseums teilweise sehr verlassen.
Nachdem Andrea Kiewel den Schlagermarathon im engen Glitzerkleid eröffnet hat, ist Ross Antony der Eisbrecher. Der immer gutgelaunte Ross gibt sein Bestes und bringt 100 % Schlager. Er lässt die Liebe Liebe sein und schmettert den Bata Illic-Klassiker „Michaela“ gleich hinterher. Damit schafft er es, das „brave“ Publikum zum Mitmachen zu animieren.
„Es ist so toll, bei den Schlagersternen dabei sein zu dürfen“, freute sich Ross bei unserem Interview zwei Tage vor seinem Auftritt. Deshalb telefonierte Ross mit uns aus seinem Garten, um schon ein paar Sonnenstrahlen als Vorbereitung auf das mallorquinische Wetter zu tanken.
Hinter den Kulissen der Schlagersterne rennt der Vollblut-Entertainer in bester Laune hin und her. Strahlend bestätigt er nochmal, was er uns am Telefon schon verraten hat: „Ich freue mich schon riesig auf den Auftritt.“
Danach verschwindet Ross im froschgrünen Anzug, um „Alleman“ vor der Bühne als Eisbrecher zu animeren.
VoXXclub trifft kurze Zeit später in der Arena ein. Bereits vormittags um 11.00 Uhr haben die Jungs ihren viel zu lauten Soundcheck absolviert und allen anwesenden Pressevertretern verraten, dass wir vorab die Weltpremiere ihres neuen Songs „Känguruh“ bei den Proben miterleben durften. Kleine Tanzsequenzen animierten dabei Kinderreporterin Finja, erste Tanzschritte der neuen Single nachzutanzen.
Anschließend gaben VoXXclub uns und dem netten Chefredakteur vom Hossa-Magazin ein Interview mit ein Fotoshooting. Bilder seht Ihr exklusiv bei Schlagerzeile und Hossa. Am Nachmittag rocken die Jungs, die man heutzutage wohl als Paradeband der DACH-Region bezeichnen könnte, mit ihren Hits wie „Rock mi“, „Känguruh“ und „Anneliese“ das langsam erwachende deutsche Publikum.
Als Francine Jordi die Bühne betritt, kommen vor Alleman die Herren der Schöpfung auf ihre Kosten. Das fluffige Sommeroutfit gibt den Blick auf ihre traumhaften Beine frei, und mit ihren Hits wie „Voyage“ und „Mon Chérie“ heizt sie dem Publikum mit ihrem Schweizer Charme richtig ein. Aber auch ein Statement für den Frieden setzt die Schweizerin mit der unverwechselbaren Stimme. Nicoles ESC-Song „Ein bisschen Frieden“ sorgt für den ersten Gänsehaut-Moment am ersten Abend.
Schlagerzeile ermöglicht sie ein exklusives Fotoshooting in der einzigartigen Kulisse des Coliseo Balear, das bei uns fast zum „Herzburnout“ führt. Sogar die „Psst“-Pose von ihrem „Mon chérie“-Cover stellt sie bei einer Stippvisite auf dem Roten Teppich, den wir natürlich wieder Dagmar Ambach zu verdanken hatten, für uns nach.
Mit Kinderreporterin Finja fachsimpelt Francine noch ein wenig über ihren Auftritt, Mallorca und die Welt.
Im Hintergrund ist das Organisationsteam derweil damit beschäftigt, sich ab dem Vormittag selbst zu feiern und die anwesenden Journalisten in Kategorien down- und upzugraden. Im Klartext heißt das: Die Pressevertreter sind auf eigene Kosten angereist, um sich dann teilweise die Nase zu stoßen, was kurze Interviews angeht.
Allein Dagmar Ambach ist es zu verdanken, dass einige verärgerte Fotografen wieder Lust auf ihre Arbeit hatten. Sie war kurzfristig ins Team geholt worden, da vermutlich sonst die gesamte Veranstaltung baden gegangen wäre…
Exklusive Events rund um die Schlagersterne, die im Vorwege versprochen waren, wurden angeblich nie verkündet. Eine geplantes Get-Together-Event wurde kurzfristig abgesagt. Angekündigte Proben und Soundchecks durften nur zeitweise begleitet werden. So mussten die anwesenden Pressevertreter beim Soundcheck von Howard Carpendale sogar die Arena verlassen. Schade, auch das wären sicher schöne Bilder geworden.
Aber zurück zur Veranstaltung. Während Francine Jordi ihr Publikum voll im Griff hat, posiert Hannah auf dem Roten Teppich. Falls Ihr Euch fragt, warum die Österreicherin auf Mallorca war, hier die Antwort.
Der erste Tag der Schlagersterne schien unter keinem so guten Stern zu stehen. Denn gleich zwei Künstler fielen an diesem Tag aus gesundheitlichen Gründen aus. Ben Zucker verletzte sich beim Fußball und konnte nicht im Kolosseum auftreten. Für den Berliner fanden die Organisatoren als würdigen Ersatz den großartigen Johnny Logan. Im Leoparden-Anzug begeisterte der Ire, der zu diesem Zeitpunkt als einziger Teilnehmer zweimal den ESC gewonnen hatte das Schlagerpublikum, obwohl seine Musik nicht ganz dem Genre entspricht.
Hannah vertrat Christin Stark, die zuhause krank im Bett lag und nicht mit Ehemann Matthias Reim und seinem Sohn Julian nach Palma kam.
Gewohnt professionell rockt Hannah die Bühne und den Roten Teppich, sehr zur Freude der Fotografen. Auf der Bühne stellt sie fest „We will rock you“, was das Publikum mit tosendem Applaus bejubelt.
Inzwischen trifft Semino Rossi im Coliseo ein – im roten Pulli und schwarzer Sommerlederjacke statt wie gewohnt im eleganten Anzug. Während die Fotografen schon die Kameras in Position bringen, bittet Semino darum, sich vor dem Fotoshooting umziehen zu dürfen.
Als er dann im eleganten blauen Anzug mit Einstecktuch und Krawatte zurückkommt gibt es jede Menge Komplimente für’s neue Outfit. „Du hast Dich heute wieder schön gemacht“, schmunzeln wir, wofür sich der Gentleman wie immer höflich bedankt.
Auf die Frage, was es für ihn bedeutet, bei den Schlagersternen dabei zu sein, antwortet der Argentinier: „Es ist für mich eine große Ehre, in der historischen Kulisse dabeisein zu dürfen.“ Dann lobt Semino noch die mallorquinische Küche, bevor er zu seinem Auftritt weiter muss.
Das Publikum tobt, als der ehemalige Straßenmusikant mit seinen Hits wie „Vamos, amore mio, vamos“, „Du hast dich heute wieder schön gemacht“, „Rot sind die Rosen“ und „Was bitte was“ bestens unterhält.
Auch Schlagerzeile ist mehr als überwältigt. Die großartige Kulisse im Zusammenspiel mit Seminos unverwechselbarer Stimme kann man schon als eins der ganz großen Highlights bezeichnen, das für 30-minütige Gänsehaut sorgte. Kinderreporterin Finja ist begeistert und feiert Semino mit ihren Spanischkenntnissen: „El canta tan bien!“
Anschließend erobert Schlagerlegende Matthias Reim die Bühne. Matze macht klar, dass die Reim-Familiy auch ohne Christin ein absolutes Highlight der Schlagersterne ist. Er begeistert mit seinen Hits wie „Einsamer Stern“, „Acht Milliarden Träumer“, „Ich hab geträumt von dir“, „Eiskalt“ und natürlich „Verdammt ich lieb dich“. „Pech und Schwefel“ fehlt ebenfalls nicht. Den Song singt er allerdings nicht mit Finsch, sondern mit Sohn Julian.
Danach überlässt der stolze Papa seinem Sohn die Bühne. Mit „Euphorie“ bringt der das Publikum zum Tanzen. Das will die Reims gar nicht gehen lassen. Natürlich hat wieder einmal Dagmar es geschafft, Vater und Sohn zu einem kurzen Fotobesuch der Presse zu überreden.
Frei nach dem Motto „Du bist das Letzte“ bildet Howard Carpendale den Abschluss des ersten Tages. Nach Semino Rossi und Matthias Reim ist Howie der gelungene Schlussact und das Letzte, das Allerletzte, das man nicht mehr von der Bühne gehen lassen wollte.
Ähnlich elegant wie Semino betritt Howie im dunklen Sakko die Arena. Statt einer Krawatte schmückt ein Schal den Hals des Südafrikaners. Auf Sangeseinlagen aus Richtung Ballermann reagiert Howie lässig ungehalten: „Ihr wollt Ballermann-Musik? Dann seid ihr hier falsch!“ Anschließend legt Howie gewohnt mit „Hello again“, „Ti amo“ und „Tür an Tür mit Alice“ weiter los.
Was die Pressevertreter miterleben durften, war eine völlig schlechte Akustik während des Soundchecks von VoXXclub. Am Abend setzte das viel zu laut fort. Besuchern im Innenraum wurde fast völlig die Möglichkeit genommen, sich zu unterhalten. Die Organisatoren waren indes mit Wichtigsein beschäftigt, so dass der Ton erst am zweiten Abend besser wurde.
Die Akustik schien auch den Anwohnern nicht gefallen haben. Sie beklagten sich laut „Ultima Hora“ und „Mallorca Magazin“ über die extreme Lärmbelästigung des gesamten Viertels über Tage, sowohl bei der Veranstaltung, als auch bereits vorher bei den Proben. Apps zur Messung des Lärmpegels hätten in den Wohnungen Werte um die 80 Dezibel angezeigt, erlaubt seien 30.