Vanessa im NDR-Talk über Karriere, Schlager, Wolkenfrei und Klogeschichten
Vor 10 Jahren eroberte sie die Schlagerwelt. Schnell stellte Vanessa Mai fest, dass hier andere Regeln und Gesetze gelten. Mutig geht sie ihren eigenen Weg. Vanessa Mai im Gespräch der NDR-Talkshow.
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Vanessa Mai kann sich über ihre erfolgreiche Karriere freuen. Schon als Kind zeigt sie ihr Talent für Hollywood. Mit der Fliegenklatsche in der Hand singt sie sich in die Herzen ihrer Familie. Als sie dann die Klatsche gegen ein richtiges Mikrofon eintauscht, ist ihr Weg in den Schlagerhimmel nicht mehr zu stoppen. Es regnet förmlich goldene Schallplatten und Auszeichnungen.
In Shows wie „Let’s Dance“ schwebt sie bei den Choreographien in luftige Höhen, wobei Vanessa sonst nie ihre Bodenständigkeit verliert. Auch als Schauspielerin und Moderatorin macht sich das Multitalent einen Namen. Privat ist Vanessa seit zehn Jahren mit ihrem Mann und heutigen Manager Andreas Ferber verheiratet. Sie liebt Selfies und begeistert ihre Fans mit Liedern, die das Herz berühren.
Man könnte sagen, Musik liegt Dir im Blut. Dein Vater war schon Musiker, und Du bist oft mit ihm aufgetreten. Ist dabei die Liebe zur Musik entstanden?
„Ja, ich glaube schon. Ich bin in einer Familie groß geworden, in der es normal war, den Wunsch zu haben, Sängerin zu werden. So habe ich bereits mit fünf Jahren Blut geleckt, und mir war klar: Ich möchte Sängerin werden. Ab diesem Moment habe ich meinen Wunsch fokussiert und manifestiert, würde ich sagen.“
Wo Du gerade „manifestiert“ sagst: Du hast den Wunsch tatsächlich niedergeschrieben und an einen ganz besonderen Adressaten geschickt?
„Abgeschickt habe ich ihn nicht, aber abgelegt. Ich habe meinen Wunsch an Gott geschickt. Ich bete auch heute noch. Dafür brauche ich auch keine Kirche, außer an Weihnachten. Ich bete für mich jeden Abend und bedanke mich für den Tag und alles. Wünschen tue ich mir heute nichts mehr.“
Dafür gibt es einen kräftigen Applaus vom Publikum.
Das machst Du richtig einmal am Tag als Ritual?
„Ja, abends vor dem Schlafengehen. Am Anfang seiner Karriere hat man so eine Unbeschwertheit, die vielleicht schon ein wenig naiv ist. Das geht mit der Zeit leider etwas verloren. Das muss man sich meiner Meinung nach zurückholen. Mit meinem Ausbrechen habe ich mir genau diese Leichtigkeit zuückgeholt, als alle mir zum Vorwurf gemacht haben: ‚Jetzt tritt sie den Schlager mit Füßen‘.
Das habe ich nie gemacht. Ich habe immer für dieses Genre eingestanden, denn ich bin der Meinung, dass jede Musik, die berührt, ihre Berechtigung hat. Persönlich höre ich unter anderem auch sehr gerne Schlager. Und auch die damit verbundene Dankbarkeit muss man sich wieder zurückholen. Auch dafür bete ich jeden Abend.“
Alle erwarten von Dir, dass Du diesen Esprit, die Leichtigkeit und das Funkeln in den Augen mitbringst. Es schafft aber nicht jeder mit den Verträgen und Auftritten, das aus Dir rauszuholen. Dann kommen noch Einschränkungen dazu. Wie schaffst Du es, Deine Leichtigkeit zu erhalten?
„Wie ich es schaffe, mich frei zu machen? Zum einen bin ich ein großer Dickkopf. Manchmal wird mir gerade das zum Verhängnis. Manchmal ist es aber auch gerade das, was mir sehr hilft, wenn ich der Überzeugung bin, ich möchte was anderes machen oder einen Weg anders gehen mit allen Konsequenzen. Deshalb stand ich auch schon mal ohne alles da, weil gerade in dieser Welt ein gewisses Monopol herrschte.
Mein Wille und vor allem auch die Fans, die mich getragen haben, waren stärker. Dazu gehört für mich auch Social Media, das für mich eine gewisse Unabhängigkeit geschaffen hat. Ich hatte eine eigene Plattform, wo ich selber bestimmen konnte, was ich streue und wie ich es mache. Alles in Allem ist es letztendlich gutgegangen, und ich bin froh, dass ich ein Buch schreibe und eine Doku hab‘, die das alles so ein bisschen genauer erklärt. Denn in einem Satz kann man sowas natürlich nicht runterbrechen.“
Gerade im Social-Media-Bereich hast Du unglaublich viele Follower, insgesamt 1,6 Millionen. Jetzt mit Deinem neuen Song „Selfie von heut‘ Nacht“ machst Du wieder klassichen Schlager?
„Ja, es ist Wolkenfrei. Das ist gar nicht Vanessa Mai. Wolkenfrei war das Projekt, mit dem ich vor zehn Jahren angefangen habe, Musik zu machen. Das war noch reiner Schlager.
Und irgendwann durch die DSDS-Jury konnte ich dann solo weiter machen als Vanessa Mai. Ich wählte einen Weg, der in die Unabhängigkeit führte. Ich durfte mit Features mit so vielen Künstlern Musik machen. Das war für mich so toll, so viele unterschiedliche Menschen und Genres kennenzulernen. Das war für mich ein Privileg.
Ich habe auch heute noch Respekt vor sehr vielen Dingen und schreie nicht immer gleich ‚Hurra‘, weil ich denke, dass es schiefgeht. Da muss ich etwas an mir arbeiten, damit ich positiver an manche Dinge herangehe und die Chancen einfach nutze.
Wolkenfrei ist jetzt zehn Jahre her, und die Fans hatten Lust auf Schlager. Und auch ich hatte mal wieder Lust auf Schlager. Deshalb kam jetzt das Album „Hotel Tropicana“ raus.
Ich muss sagen, das Echo ist Wahnsinn. Die Fans sind wirklich verrückt danach, was mich natürlich freut, weil es für mich eine Herzenssache war. Fans fragen, ob es eine Tour geben wird. Wir überlegten lange hin und her. Aber wir wollen es erst einmal bei einem Album belassen.
Ich habe nächstes Jahr in der Porsche-Arena mit dem Titel ‚Zuhause‘ ein Konzert. ‚Zuhause‘, weil ich aus der Nähe von Stuttgart herkomme und dort aufgewachsen bin. Da wird dann auch Wolkenfrei auftreten. Ich bin sozusagen mein eigener Spezialgast.“
Das scheint ja aber auch für Dich ganz wichtig zu sein, damit Du diese verschiedenen Metiers auch bedienen kannst. Dabei ist Wolkenfrei ein Projekt und Vanessa Mai die Person.
„Genauso ist es. Ich kann als Person in das Projekt Wolkenfrei gehen und kann wiederum als Vanessa Mai ganz andere Wege gehen.“
Was macht für Dich einen guten Schlager aus?
„Ein guter Song berührt einfach die Menschen. Dabei ist es völlig egal, ob es sich um Schlager handelt oder nicht. Wenn wir wirklich wüssten, wie Hits gehen, hätten wir alle nur noch Hits. Das kannst du einfach nicht planen. Musik transportiert Emotionen. Gerade in unserer Welt, wo um uns herum so viel passiert, brauchen wir Fluchtorte. Deshalb mache ich meinen Job so gerne und habe meine Fans so lieb.“
Wenn Du beim ESC auftreten würdest, in welcher Sprache würdest Du singen, eher Deutsch oder Englisch?
„Wenn ich ehrlich bin, habe ich mir darüber noch gar keine Gedanken gemacht.“
Ein leibhaftiger Partner an Deiner Seite ist dein Mann Andreas, mit dem Du nicht nur Dein Leben verbringst, sondern auch den Beruf. In wiefern klappt das, und was ist das Besondere?
„Ich kann natürlich nur für mich sprechen. Viele können das so nicht, für uns ist es eine Symbiose. Für mich ist es ein Lebenstraum, und, wenn ich ehrlich bin, weiß ich nicht, wann wir das letzte Mal mehr als 24 Stunden getrennt waren. Es ist tatsächlich unser Lebenstraum, und wir wissen, wie es dem Anderen geht. Wir sind auf jeden Fall entspannter, ich bin auf jeden Fall entspannter geworden. Ich glaube, wenn man etwas unbedingt will, wird es sowieso nicht wahr. Vielleicht liegt es auch am Alter, dass die Gelassenheit mit 30 kommt.“
Wenn man überlegt, was Du mit 30 schon alles erlebt hast, das passt teilweise nicht in das Leben eines 80-Jährigen. Bei Deinen Schlagzeilen, die Du machst, kann es auch schon mal sein, dass Du bei einem Date mit Deinem Mann…
„Ich hab‘ einfach zu viel getrunken und bin eingeschlafen, Punkt“, gibt Vanessa schmunzelnd zu.
Beim Date?
„Ja, auf einem öffentlichen Klo.“
Und dann bist Du nach einer halben Stunde irgendwann wieder aufgewacht, und er saß da noch brav?
Kopfschüttelnd gesteht sie: „Meine Mutter hat mich aus der Toilette geholt.
Es wird häufig gesagt, Schlager sei oberflächlich. Aber ‚Hotel Tropicana‘ hat wirklich Tiefgang. Wir haben dort ein paar Sachen mit reingebastelt – wie in ‚Selfie von heut‘ Nacht‘. Dieser Song beschreibt genau diese Situation, nur dass wir das Klo rausgelassen haben. Das ‚Selfie von heut‘ Nacht‘ war der Beweis, dass ich den Abend mit Andreas wirklich erlebt habe.
Ich dachte, es ist besser, wenn ich einmal kurz auf’s Klo gehe. Und da bin ich dann einfach eingepennt.“
Euphorisch reißt Vanessa ihre Arme hoch: „Aber wir sind verheiratet“, strahlt sie.
Verheiratet, das heißt, es gehört auch eine Schwiegermutter dazu. Und das ist bei Dir Andrea Berg. Es gibt unterschiedliche Schwiegermuttertypen, magst Du uns erzählen, wie Andrea so als Schwiegermutter ist?
„Ich möchte jetzt nicht schon wieder die Jägermeister-Story auspacken. Die bringe ich echt oft. Wir teilen uns wirklich den Durst. Wir haben eine besondere Verbindung. Sie versteht mich besonders, da sie selbst Künstlerin ist. Andrea kann mir in so vielen Situationen gute Tipps geben. Wir sind eine wirkliche Working-Familie, das ist echt was Schönes.“
Das, was Dich auszeichnet, ist, dass Du nicht nur singend eine Performance ablieferst, sondern auch Tanzen ist Dir wichtig. Du hast bei der letzten Giovanni Zarrella Show doch tatsächlich den Tanz aus Dirty Dancing getanzt. Warum musste es gerade Dirty Dancing sein?
„Vorsichtig, Du sitzt neben einem der größten Dirty-Dancing-Fans. Man muss dazu sagen, dass die Hebefigur wirklich nie geklappt hat – wirklich nie. Ich bin ihm entweder durch die Füße durchgerutscht oder auf der Hacke ausgerutscht. Aber gerade im entscheidenden Moment wurde der Schalter umgelegt.“
Die Hebefigur ist wirklich schwer, oder?
„Ja, absolut. Gerade die Frau braucht eine hohe Körperspannung. Und der Mann muss an der richtigen Stelle greifen.“