Schlagerdiva erteilt Fotoverbot
„Warum hast du bloß nein gesagt“, diese Frage stellten sich Pressefotografen bei der „Schlagernacht des Jahres“ am Samstag in Stuttgart. „Bitte lächeln, Frau Kelly…” Pustekuchen! Statt schöner Bühnenfotos oder gar brauchbarer Backstage-Aufnahmen hieß es: Fotoverbot! Was war da los…?
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Die Schlagernacht des Jahres versprach Semmel Concerts am Samstag allen Stuttgartern. Zugegeben, das Line-Up konnte sich wirklich sehen lassen. Howard Carpendale, Giovanni Zarrella, Kerstin Ott, Nino de Angelo, die Münchener Freiheit, Sonia Liebing, Team 5 und Maite Kelly, um nur einige zu nennen, gaben sich in der Schleyerhalle das Mikro in die Hand. Auch für Pressefotografen ist so ein Staraufgebot ein gern genommenes Event.
Bei solch einem Termin haben Pressevertreter viele tolle Bühnenaufnahmen verschiedener Interpreten. Während sich Schlagerfans schnell eine Karte kaufen, um das Event nicht zu verpassen, müssen sich Pressefotografen für ein Konzert beim Veranstalter, in diesem Fall Semmel Concerts, akkreditieren. Laut Wörterbuch bedeutet das „einen Vertreter beglaubigen“.
Hatte er die Hürde Semmel Concerts erstmal genommen, kann sich ein Pressefotograf schon zu den „Großen“ zählen und mit stolz geschwellter Brust, an der selbstverständlich eine Kamera in der Preisklasse eines Kleinwagens hängt, in einer Herde in den Konzertsaal führen lassen.
Selbstverständlich wird an dieser Stelle nicht vergessen, die häufig „ungezogenen“ Pressefotografen nochmal darauf hinzuweisen, dass nur vom zugewiesenen Punkt aus fotografiert werden darf, und dann nur die ersten drei Titel bitteschön. Damit auch kein Fotograf auch nur eine Sekunde länger fotografiert, wird die Herde brav wieder vor die Tür gebracht.
Sollte man im ungünstigsten Fall noch gleichzeitig zur schreibenden Zunft gehören, gelten noch strengere Anweisungen. „Die Kamera muss raus“, heißt es dann seitens Semmel Concerts. Danach darf ein (nicht mehr) fotografierender Journalist zu seinem Platz im Publikum. Die Kamera muss also aus dem Saal. Nur wohin mit der teuren Ausrüstung? „Bringen Sie die Kamera doch ins Auto“, sind die Semmel-Mitarbeiter vor Ort sehr interessiert, bei der Lösung des Problems zu helfen.
Gehört man zu den örtlichen Journalisten, die dann noch Wert auf Umweltschutz legen und in Zeiten des 9-Euro-Tickets mit öffentlichen Verkehrsmitteln angereist sind, fängt das Problem erst richtig an. Schließlich kann man seine Fototasche nicht in die U-Bahn oder gar den Bus stellen und dann zurückkommen…
Eine Lösung wird gesucht. Eine Idee liegt nahe: Die teuer bezahlte Garderobe, an der drei Mitarbeiter sitzen. Diese nehmen dann mit den Worten „Wir können aber keine Garantie dafür übernehmen!“ die Geräte an sich. Unverständlich! Heißt also: Gebe ich etwas an einer Garderobe ab, an der 3 Mitarbeiter sitzen, kann nicht garantiert werden, dass nichts abhanden kommt? Waaaas? – die Erste!
Doch wenden wir uns nochmal dem vergangenen Samstag zu. Jeder Schlagerstar ließ sich auf der Bühne fotografieren. Warum auch nicht? Wird darüber berichtet, ist der Künstler in der Presse. Oder wie bekannt wäre er wohl ohne die Medien?
Kurz vor Maites Auftritt die Ansage: Fotoverbot! Die gesamte Berichterstattung über ihre Figur wird der Schlagerdiva zu viel. Unzählige Artikel berichteten über ihren Gewichtsverlust. Interviews, in denen die Sprache auf ihre Figur kommt, werden vehement abgeblockt. Interviews von RTL werden dann immer wieder gern herangezogen. Hieraus stammen Äußerungen wie „Es herrscht ein enormer Druck in der Branche…” oder “Kolleginnen wie Andrea Berg, die mit ihren 56 Jahren noch so toll aussieht, und eine Helene Fischer, die nur wenige Wochen nach einer Geburt wieder so schlank ist, machen den Druck nicht besser“.
Maite möchte einfach nicht, dass ihre Figur so im Fokus steht, deshalb ein generelles Fotoverbot.
Gehört nicht aber auch das zu einem Leben als Star dazu? Darüber hinaus machen die Pressefotografen all die Bilder ja nicht, um ihre Brotbox damit zu bedrucken. Mit den Fotos bringen wir die Künstler in die Medien und damit zu ihren Fans, wovon die Stars nun einmal leben! Und das wirkt eben ohne Foto nicht so stark. Ein Bild sagt häufig mehr als 1.000 Worte.
Sollte man dann trotz Presseausweis tatsächlich betteln müssen, um zu einer Veranstaltung zugelassen zu werden? Für Vertreter diverser Print- und Onlinemedien ist das seit Jahren bitterer Berufsalltag, im Übrigen nicht nur bei Maite Kelly oder Semmel Concerts, sondern ähnlich auch zum Beispiel bei Beatrice Egli…
Vielleicht bekommen wir dazu einen Interview-Termin mit Maite oder Semmel…