50 Jahre KARAT und deutsch-deutsche Hits
Wer kennt ihn nicht, den Schwanenkönig, der auf dem blauen Planeten über sieben Brücken gehen und Mauern überwinden muss?! Am Dienstag trafen sich rund 200 Gäste anlässlich der Preview der MDR-Doku „50 Jahre KARAT – eine Rockgeschichte“ mit anschließender Podiumskiskussion im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig.
Anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Band KARAT waren Claudius Dreilich (Sänger), Bernd Römer (Gitarrist), Martin Becker (Keyboarder), Daniel Bätge (Bassist), Heiko Jung (Schlagzeuger) und Adele Walther (Managerin) auf Einladung des MDR zur Preview des Films von Autor und Regisseur Lutz Pehner „50 Jahre KARAT – eine Rockgeschichte“ nach Leipzig gekommen.

v.l.n.r.: Jana Brandt; Kim Fisher, Denny Niesar, Uta Bretschneider, Andreas Fritsch, Olaf Jacobs, Bernd Röber, Lutz Pehnert, Heiko Jung, Daniel Bätge, Ralf Ludwig, Claudius Dreilich und Martin Becker
Stimmen bei der Preview
MDR-Intendant Ralf Ludwig
„KARAT – das ist eine Band, die den Soundtrack vieler Biografien prägte. KARAT steht für starke Musik und tiefsinnige Texte, mit denen sich viele Menschen seit fünf Jahrzehnten identifizieren konnten und können. Ihre Musik ist unverzichtbarer Teil der gesamtdeutschen Kulturgeschichte. Ich freue mich sehr, dass wir dies als MDR mit unserer Dokumentation zum Jubiläum würdigen dürfen.“
MDR-Programmdirektorin Jana Brandt:
„KARAT hat deutsche Popgeschichte geschrieben und über Jahrzehnte immer wieder Brücken gebaut zwischen Ost und West, zwischen Pop und Klassik. Das macht die Band so einzigartig. Der MDR zeigt mit dieser kraftvollen Dokumentation zum 50. Bandjubiläum, dass uns die Aufarbeitung dieser Kultur- und Zeitgeschichte eine Herzensangelegenheit ist.“
Im Film trifft das Publikum die Musiker und ihre Managerin Adele Walter, die Musikmanager Peter Schimmelpfennig (West) und Jörg Stempel (Ost) sowie prominente Begleiter der Band wie Ute Freudenberg, Katarina Witt, Inka Bause und Gregor Meyle. Es begleitet die Gruppe, die schon vor der Wiedervereinigung deutsch-deutsche Rockgeschichte schrieb, bis ins Hier und Jetzt. So sind die Zuschauer unter anderem dabei, wenn KARAT ihr neues Album live im Studio einspielen und als erste Rockband aus der DDR ein restlos ausverkauftes Konzert in der Elbphilharmonie Hamburg spielen.
Lutz Pehnert, Autor der Dokumentation:
„50 Jahre KARAT sind für mich nicht nur Rockgeschichte, sondern eine spannende Lektion darüber, wie man am Leben bleibt: wach, heiter, kreativ, selbstkritisch und selbstbewusst, allen Widerhaken zum Trotz. Und daraus entsteht wohl so eine Musik, die immer noch Menschen zum Träumen und Tanzen bringt, sei es im Leipziger Clara-Zetkin-Park, in der Erfurter Messehalle oder in der Hamburger Elbphilharmonie.“
Claudius Dreilich, KARAT-Sänger:
„35 Jahre existiert diese Band nun im wieder vereinten Deutschland, wer hätte das bei der Gründung 1975 in der DDR gedacht. ‚50 Jahre KARAT‘ feiern wir mit neuem Album, einer großen Jubiläums-Tour und einer Dokumentation. Es gibt viel dazu zu erzählen.“
Deutsch-deutsche Erfolgsgeschichte – Aus „50 Jahre KARAT“
Der Eintritt der Band 1975 in die Rock- und Popszene der DDR ist zugleich ein Senkrechtstart. Nach zahlreichen erfolgreichen Titeln wird KARAT mit dem Lied „Über sieben Brücken“ zur beliebtesten Band der DDR – und außerdem zum lukrativen West-Export. KARATs Alben werden in Westdeutschland mehrfach vergoldet. Als einzige DDR-Band tritt KARAT sogar in der Samstagabend-Show „Wetten dass..?“ auf. Im eigenen Land werden die Musiker mit Kunstpreisen und dem DDR-Nationalpreis geehrt. 1980 covert Peter Maffay den Song „Über sieben Brücken“, der bis heute zu seinen erfolgreichsten Titeln gehört.

Anfang der 1990er Jahre droht die ostdeutsche Rock- und Popszene jedoch sang- und klanglos unterzugehen. Statt vor Tausenden spielt KARAT plötzlich vor nicht mal mehr Hundert Leuten. Erst Mitte der 1990er Jahre entdecken die Ostdeutschen die Rock- und Pophelden ihrer Jugend wieder. Zum 25-jährigen Jubiläum im Jahr 2000 spielt die Band in der Berliner Wuhlheide vor knapp 20.000 Menschen. Als Herbert Dreilich – jahrzehntelang Stimme der Band – 2004 im Alter von 62 Jahren stirbt, steht sein Sohn Claudius vor der wichtigsten Entscheidung seines Lebens: Manager in Shanghai werden oder Sänger von KARAT. Er entscheidet sich für die Musik. Der Sohn ersetzt den Vater – vielleicht ein einzigartiges Phänomen in der deutschen Rockszene.

Die Bandgeschichte prägt der Einfluss vieler hervorragender Musiker – der Erfinder der Band Henning Protzmann und Ulli Pexa, verstärkt durch Ed Swilms, Herbert Dreilich, Bernd Römer und Michael Schwandt. Zeitweilig ist Thomas Natschinski dabei, ab Mitte der Achtziger ersetzt Christian Liebig Hennig Protzmann am Bass. Der Posten an den Tasteninstrumenten wechselt von Ed Swilms zu Thomas Kurzhals und seit 1992 zu Martin Becker. Nach Ausstieg von Michael Schwandt und Christian Liebig 2023 verjüngt sich KARAT mit Heiko Jung (Schlagzeug) und Daniel Bätge (Bass).
Doch die Band ruht sich nicht auf ihrem Legendenstatus aus, bleibt innovativ und experimentierfreudig. Es entstehen die Alben „Weitergehn“ (2010), „Seelenschiffe“ (2015), „Labyrinth“ (2018) und 2025 das aktuelle Jubiläumsalbum „Hohe Himmel“. Auf die nächsten 50!
Der Film ist in der ARD Mediathek abrufbar und läuft am 30. März um 20.15 Uhr im MDR Fernsehen.
Quelle: MDR
Tickets
