Gildo-Film auf den Münchener Filmfestspielen
Viele träumen von einer Karriere als Schauspieler oder Schlagerstar. Doch was passiert, wenn man sein gesamtes Leben für seinen Erfolg verstecken muss und daran zerbricht? „Rex Gildo – Der letzte Tanz“ heißt der Film, der das tragische Leben des Frauenschwarms auf die Leinwand bringt und bei den derzeit laufenden Münchener Filmfestspielen vorgestellt wurde.
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Erschien er auf dem Bildschirm, war die Welt ein wenig schöner. Seine immer richtig liegenden schwarzen Haare, sein elegantes Auftreten, sein sanfter Blick sowie sein strahlendes Lächeln ließen Frauen jeden Alters ins Schwärmen geraten. Und die, die seinen optischen Reizen nicht vollständig erlagen, schmolzen spätestens, wenn der gebürtige Bayer zum Mikrofon griff, dahin.
Am 26. Oktober 1999 hielt die Schlagerwelt den Atem an, als der Tod des Schlagerstars bekannt wurde. Rex Gildo, der mit bürgerlichem Namen Ludwig Franz Hirtreiter hieß und 1936 in Straubing geboren wurde, stürzte aus dem Fenster seiner Münchener Wohnung. War es Selbstmord oder ein tragischer Unfall im Tabletten- und Alkoholrausch – bis heute ein Rätsel.
Statt an Erfolge aus früheren Jahren anzuknüpfen, sang die 63-jährige Schlagerlegende auf kleinen Festen. Der Unfall ereignete sich drei Tage, nachdem der Fiesta Mexicana-Sänger einen kleinen Auftritt in einem Möbelgeschäft vor 3000 Zuschauern hatte.
Anscheinend zerbrach Rex Gildo an seinem Leben, das komplett auf Lügen aufgebaut wurde. Als Sohn eines Kaufmannes kam er 1936 in Niederbayern zur Welt. Er war der jüngste Sprössling und hatte drei Geschwister. Offiziell wurde behauptet, seine Mutter sei Opernsängerin. Er habe bereits als Kind bei den Regensburger Domspatzen gesungen. Ja, selbst bei seinem Geburtsdatum wurde geschönt. Diese traurigen Tatsachen deckte ein ARD-Bericht bereits 2009 auf.
In einer Mischung aus Dokumentar- und Spielfilmelementen erzählt der berühmte deutsche Film- und Theaterregisseur Rosa von Praunheim in dem 90-minütigen Streifen über das tragische Leben des Schauspielers und Schlagersängers.
Praunheim gehört zu den wichtigsten Vetretern des neuen deutschen Films. Sein filmerisches Werk „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“ aus dem Jahr 1971 gilt als öffentlicher Wegbereiter und Mitbegründer der politischen Schwulen- und Lesbenbewegung.
Für „Der letzte Tanz“ wird die Biographie des Frauenschwarms als Grundlage verwendet. Er zeigt vor allem auch, wie Rex Gildo sein Liebesleben vor der Öffentlichkeit geheimhielt. Der Kultsänger liebte im wahren Leben Männer. Um das zu verheimlichen, heiratete er seine Cousine Marion. In Wahrheit gehörte sein Herz aber seinem Manager und Entdecker Fred Mickley, gespielt von Ben Becker.
Der Film zeigt Szenen, wie der junge Rex, gespielt von Kilian Berger, nackt durch das Schlafzimmer tänzelt und beide in eindeutigen Positionen anzutreffen sind. Dabei verdeckt lediglich ein Cowboyhut den „kleinen Rex“. Ehefrau Marion wird gespielt von Julia Klawonn. Den etwas älteren Rex verkörpert Kai Schumann.
Der Film wechselt zwischen echten Fimsequenzen und nachgedrehten Szenen. Zahlreiche Zeitzeugen kommen in der etwas anderen verfilmten Biographie des Elvis-Fans zu Wort. Schlagerkollegin und Duettpartnerin Gitte Haenning findet ebenso passende Worte wie Conny Froboess, Cindy Berger und Bernhard Brink. Auch die ehemalige Haushälterin Annegret Biehn sowie Journalistin Gudrun Gloth sind unter anderem in Zeitzeugeninterviews zu sehen.
Das gesamte Leben von Rex, einem der größten Stars der 50er und 60er Jahre wird mit seinen Sonnen- und Schattenseiten gezeigt. Dabei versteht es Rosa von Praunheim, das Leben im gesellschaftlichen Kontext der Schwulenunterdrückung der damaligen „heilen Schlagerwelt“ aufzuzeigen.
Nach der Vorstellung auf den Münchener Filmfestspielen wird der Film in den höchsten Tönen gelobt. Das „Männer Magazin“ schrieb: Rosa von Praunheim versteht es meisterlich, die Tragik im Leben aufzuarbeiten.
„Moviepilot“ meint: Einer der besten dokumentarischen Filme des Jahres 2022.