Amigos, Löbau, ©Fracasso

Amigos – Die Stimme des Volkes

Exklusiv-Interview aus Löbau

Sie sind das erfolgreichste Schlager-Duo Europas. Seit die Brüder Bernd und Karl-Heinz Ulrich 1970 mit Rudi Lang und Günther Zimmer die Amigos gründeten, hat sich viel verändert. Aus dem anfänglichen Quartett ist ein Duo geworden. Und dieses Duo hat es in sich, was 50 Jahre Bühnenpräsenz und sagenhafte 14 Nummer 1-Alben eindrucksvoll unter Beweis stellen. Schlagerzeile traf die Amigos beim Konzert in Löbau.


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Amigos, Löbau, ©Fracasso
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Sonntag, 16.00 Uhr, Messepark Löbau: Draußen zeigte sich der Herbst von seiner sonnigen Seite, drinnen in der fast ausverkauften Halle war die Spannung auf ihrem Höhepunkt. Das zugegebenermaßen überwiegend ältere Publikum hatte nur einen Wunsch – die Amigos endlich wieder live zu erleben.

„Ich habe mich schon so auf den heutigen Tag gefreut“, strahlt Bärbel Frieder, „die Musik der Amigos ist einfach zu schön. Da möchte man am liebsten 20 Jahre jünger sein und stundenlang mittanzen.“ Auf die Frage, wie lange sie schon Amigos-Fan ist, antwortet sie lachend: „Schon immer und ewig.“ Und damit ist sie offensichtlich nicht allein. Spricht man die Brüder auf ihren großen Erfolg an, bleiben sie bodenständig und bescheiden.

Amigos, Löbau, ©Fracasso
Amigos, Löbau, ©Fracasso

Leidenschaftlich ziehen die beiden Amigos an ihren Glimmstängeln, dem einzigen Laster, das sie haben, betrachten den eigenen Tour-Truck, der direkt hinter der Bühne in der Halle steht, und erzählen vom Leben, von der Musik und ihrer Botschaft.

14 Nummer 1-Alben…

„… in Deutschland. 11 in Österreich, 8 in der Schweiz und sechs mal das Triple, das heißt: in allen drei Ländern gleichzeitig.“

Hättet Ihr damit jemals gerechnet?

„Neiiiin. Natürlich hat das keiner gedacht. Aber ich glaube, unser Erfolg ist und bleibt, dass wir uns nie verbogen haben. Wir haben uns nie etwas vorschreiben lassen. Wir haben nie irgendwelchen Hirngespinsten von Plattenfirmen, die uns in irgendeine Schiene drängen wollten, nachgegeben und gesagt: ‚Nein, das machen wir nicht!‘

Wir sind unserer Linie, unserem Stil immer treu geblieben. Wir machen zwar jedes Jahr ein Album, was immer wieder eine Herausforderung ist. Aber mittlerweile haben wir im deutschsprachigen Europa, also Frankreich, Italien, Belgien, Österreich, Schweiz, Dänemark, egal, wo wir sind, so viele treue Fans, die genau diese Art der Musik wollen und auch mögen. Discofox, klar, 7 oder 8 Titel müssen dabei sein. Aber wir gehen auch in den sozialkritischen Bereich, greifen Themen auf, mit denen sich mit Sicherheit nicht viele in unserem Genre beschäftigen.“

Wie zum Beispiel?

„Wie zum Beispiel Obdachlosigkeit. Wir müssen unseren Kindern sagen: Geht nicht durch die Stadt und sagt, wenn jemand am Boden sitzt, ‚Was will der Penner da?‘ Macht Euch Gedanken, warum er sich so erniedrigt und dort hinsetzt!

Auch über unsere Umwelt haben wir schon einen Titel geschrieben. Es gibt Lieder über den Tod, der zu unserem Leben gehört, ein Tabuthema. Es ist nicht immer leicht, so eine Geschichte in 3 Minuten zu erzählen und in ein Lied zu verpacken. Das machen wir aber.

Ein ganz großes Anliegen ist uns, weil wir Botschafter des „Weißen Ring“ sind, gegen diesen unerträglichen Kindesmissbrauch vorzugehen. Und draußen am Fanstand merkst Du dann, wie gut das bei den Leuten ankommt. Leider gehen solche Treffen nur momentan nicht wegen der Sch…ss-Ansteckungsgefahr.

Aber da kommen Leute und sagen: ‚Hey Amigos, Hut ab, dass Ihr solche Themen angreift. Ich bin eine Betroffene.‘ Und dann hörst Du eine Geschichte, bei der es Dir kalt den Rücken runter läuft. Mit solchen Titeln wollen wir unseren Zuhörern einfach sagen: ‚Passt auf, Ihr dürft nicht schweigen, Ihr müsst das anklagen, damit diese Drecksschweine hinter Gitter kommen.‘ Die gehören nämlich weggesperrt und nie mehr raus! Wenn sich jemand an Kindern vergreift, ist das eine Unerträglichkeit, die alles übersteigt!“

Amigos, Löbau, ©Fracasso
Amigos, Löbau, ©Fracasso

Bernd, der selbst Vater ist, vertritt eine ganz klare Meinung: „Da muss unsere Regierung, der Gesetzgeber einfach mit härteren Strafen durchgreifen. Die Dunkelziffer bei diesen Straftaten ist so immens hoch, dieser Zustand ist nicht zu ertragen. Wir fühlen auch mit den Polizeibeamten, die unter unglaublichem psychischem Druck stehen und das ganze kinderpornografische Material sichten müssen. Deshalb schreiben wir solche Lieder.“

„Einige unserer hochgeschätzten Kollegen haben uns schon gefragt, wie man im Schlagergeschäft nur solche Texte schreiben kann. Worüber sollen wir denn schreiben? Über die heile Welt? Die gibt es nicht! Schalt mal den Fernseher ein, die Welt ist kaputt, ist im Bruch, wie arm ist das?!“

„Das ist sicher auch ein Teil unseres Erfolges. Weil wir halt so sind, wie wir sind. Wir nennen das Ding beim Namen. Wir verschönern nichts. Wir sagen nicht: ‚Der hatte eine schwere Kindheit und kann nichts dafür.‘ Nein, wer sich an einem Kind vergreift, muss weggesperrt werden!“ Und sonst zählt für uns nichts. Damit sprechen wir offenbar die Sprache des Volkes und sind eben auf Augenhöhe mit unseren Fans. Wenn zu uns einer Superstar sagt, dann muss ich lachen. Was soll ich denn machen als Superstar? Sag’s mir! Soll ich rumlaufen, ‚Ich bin ein Held‘?“

Für viele Künstler ist die Nähe zu den Fans und die gleiche Augenhöhe nicht so wichtig.

„Wir haben das schon erlebt bei einer Veranstaltung mit 12.000 Menschen. Da stehen Leute am Zaun. Auf der anderen Seite sitzen Menschen mit einer Behinderung und wünschen sich ein Autogramm. Die können nicht aufstehen und zu Dir kommen. Verdammte Sch…sse, dann geh‘ ich doch hin! Das sind doch die Leute, die Deine CDs kaufen. Da geht man nicht einfach vorbei mit dem Handy am Ohr und tut so, als hätte man ein wichtiges Gespräch!“

Mit dem Ruhm heben viele ab. Die Amigos nicht, warum?!

„So sind wir gar nicht erzogen worden. Wir haben weder ein Haus auf den Malediven, noch anderen Mist. Wir sind da daheim, wo wir geboren sind. Da ist unser Elternhaus, da sind unsere Freunde.“

Amigos, Löbau, ©Fracasso
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Jetzt meldet sich auch Karl-Heinz zu Wort: „Wir haben 35 Jahre lang Musik gemacht, im kleinen Kreis, auf Hochzeiten, auf der Kirmes, bei Jubiläen. Wir fingen an, als wir 14 und 16 Jahre alt waren. Wir waren sehr beliebt in unserem Umkreis, im Umkreis von 50 Kilometern weltbekannt!“

–> Fortsetzung folgt

–> mehr über die Amigos: Amigos Platz 1 in Deutschland

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Ein Kommentar

  1. Liebes Schlagerzeile -Team Wir haben uns nach dem Amigo Konzert in Löbau kurz unterhalten. ISeitdem lese ich mit großem Interesse Ihre Berichte. Macht bitte weiter so ,alles erdenklich Gute ,sowie ganz viele interessante Interviews.Liebe Grüße Bärbel aus Grossschönau.

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