Kerstin Ott, NDR Talkshow, ©Fracasso

Kerstin Ott: „Diesen Fimmel muss ich mir abgewöhnen“

Kerstin im NDR-Talk

Sie hat mit dem Rauchen aufgehört, ernährt sich vegan und ist alleine durch Portugal gewandert. Warum sie jetzt ihr Leben komplett umgestellt hat, mit welchem Gegenstand sie während ihrer Wanderung sprach und welchen Fimmel sie sich dringend abgewöhnen muss, darüber sprach Kerstin Ott in der NDR-Talkshow am Freitag.


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2016 veränderte das Leben von Malerin Kerstin Ott schlag(er)artig. Als sich die DJs von Stereoact ihres Songs „Die immer lacht“ bedienten, wurde die Wahl-Schleswig-Holsteinerin über Nacht zum Mega-Star. Ihr Erfolg wuchs, sie ist mittlerweile in den großen TV-Shows Stammgast und sang Duette mit Schlagergrößen wie Andrea Berg, Giovanni Zarrella, Howard Carpendale und Helene Fischer.

Eingehend in den Talkabend glänzte Moderatorin Bettina Tietjen mit Wissen und fragte:
Du hast mit dem Rauchen aufgehört. Wie hast du es geschafft?

„Ja, das simmt. Dazu muss man wissen, dass ich 30 Jahre lang geraucht habe. Deshalb bin ich gerade auch so stolz, dass das anscheinend erledigt ist. Seitdem ich aufgehört habe, geht es mir richtig gut. Leider habe ich dadurch einen riesigen Appetit entwickelt.

Aber ich habe es nach richtig vielen Versuchen endlich geschafft. Bin aber häufig gescheitert, weil es nicht der richtige Zeitpunkt war, oder es gab an dem Tag nochmal eine stressige Situation. Ich habe ja praktisch als Kind angefangen. Hätte ich damals gewusst, wie schwer es ist, sich das Rauchen abzugewöhnen, weiß ich nicht, ob ich damit agefangen hätte“, erklärt Kerstin Ott.

Wie hast du es jetzt geschafft? Mit Hypnose?

„Mit Hypnose hab ich es in der Tat vor ein paar Jahren probiert. Aber das war so grausam, weil die Frau dabei so um mich rum gesprungen ist und schrie ‚Du bist frei, du bist frei'“, erinnert sie sich lachend.
„Ein Auge war zu, das andere immer ein wenig auf, und ich musste mir das Lachen verkneifen. Mein erster Move, als ich draußen war, war der Griff zur Zigarette, und meine Frau hat sich totgelacht. Ich habe es letztendlich mit Nicorette®- Kaugummis geschafft.“

Deine Ernährung hast du jetzt auch noch umgestellt und lebst vegan?!

Das war nicht so geplant, es war mehr eine Kettenreaktion. Anfang des Jahres machte ich eine Wanderung durch Portugal. Ich dachte mir selbst: ‚Hast du vielleicht eine kleine Midlifecrisis?‘ Also ging ich Wandern, um zu gucken, was so los ist.

Als ich aus Portugal zurückkam, stand die Ernährung im Vordergrund, da ich ein sehr ungesunder Esser war. Ich entschloss mich, etwas umzustellen. Seitdem bin ich vegan und glücklich darüber. Ich habe mir überlegt, was ich da eigentlich esse und wie es den Tieren dabei geht. Das war ein großer Punkt bei meiner Entscheidung aufzuhören, Tiere und tierische Produkte zu essen. Vorbild war ganz klar meine Frau, die ein Jahr vorher damit anfing.“

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Deine Karriere begann ja schon vor sieben Jahren. Gibt es trotzdem noch Momente, in denen du denkst: „Ist das alles wahr?“

„Ja, gibt es. Wobei es seltener geworden ist. Wie ich zum Beispiel das erste Mal auf der Waldbühne in Berlin stand, da kneift man sich schon.“

Du bist in Berlin geboren und lebst mit deiner Frau und deinen Tieren heute in Dithmarschen. Wieviele Tiere leben bei euch?

„Wir haben zur Zeit nur drei Katzen und einen Hund.“

Kommen bei dir auch mal Fans vorbei, um zu schauen, wie du lebst?

„Ja, das hatte ich auch. Es gab da mal einen Fan, der herausgefunden hatte, wo ich wohne. Das fand ich allerdings ziemlich unlustig. Ist wahrscheinlich für jeden nachvollziehbar, wenn man auf dem Sofa sitzt und jemand versucht, durch das Gartentor reinzukommen. Da verstehe ich dann wirklich keinen Spaß. Sonntagabends um halb 10 hatte ich es auch schon.“

Du hast mal erzählt, dass du deine Gagen umrechnest in Malerstunden. Machst du das immer noch?

Kerstin lacht: „Das ist zu viel Rechnen. Nein, das mache ich nicht mehr. Was ich noch mache, ist, dass ich mir Baugeräte kaufe. Als ich noch im Handwerk gearbeitet habe, habe ich das einmal im Monat gemacht. Ich habe gedacht, wenn es irgendwann mal mit der Musik vorbei ist, bin ich auf dem neuesten Stand und kann wieder als Handwerkerin loslegen. Mittlerweile ist meine Werkstatt so proppevoll. Viele Dinge sind dabei unbenutzt. So langsam muss ich mir diesen Fimmel mal abgewöhnen.“

Deinen Kontostand kennst du aber?

„Natürlich. Da schaue ich jeden Tag drauf, da ich ein sehr vorsichtiger Mensch bin. Denn ich weiß, dass alles, was kommt, auch sehr schnell wieder weg sein kann.“

Thema Portugal – du bist ja ganz alleine losgegangen. Was für eine Route hast du dir da ausgesucht?

„Ich bin den Fishermans-Trail gewandert. Ich wählte Portugal, weil ich dachte, dass es dort nicht so überlaufen ist. Und so war es auch. Am ersten Tag dachte ich, dass ich es total verkackt habe. Denn ich startete mit zahlreichen Wanderern am selben Punkt.

Es blieb aber nicht so, und ich muss sagen, dass Portugal ganz toll ist. Ab und zu flossen Tränen, da der Weg nicht so wollte wie ich, obwohl es in der Beschreibung anders stand. Abends kehrte ich immer in eine Unterkunft, die ich mir suchte, ein. Mit Schlafsack im Zelt würde ich morgens nicht mehr hochkommen.
So steckte ich mir täglich ein Etappenziel. Ich suchte mir immer eine Unterkunft für die darauffolgende Nacht. Einmal hatte ich mich mit dem Wasser verkalkuliert. Da hab ich mir gedacht: ‚Das sind ja nur 15 Kilometer.‘ Wenn dir dann aber bei 30 Grad das Wasser ausgeht, ist das wirklich ungeil. Aber eins ist wichtig zu sagen: Ich wandere wie ein Anfänger, habe aber eine Profiausrüstung.“
–> https://schlagerzeile.de/kurze-schlagerzeilen/kerstin-ott-und-die-natur/

Du bist alleine losgewandert. Gab es trotzdem auch Momente, wo es dir schwerfiel, alleine zu sein?

„Ja. Abends, wenn ich mit meiner Frau telefoniert habe, habe ich mir schon mal gewünscht, dass sie da wäre und man sich über den Tag unterhalten kann. Aber heute kann man das ja mit Videotelefonie ausgleichen, sogar für mich als totalen Technik-Blödmann.
Aber ich muss zugeben, dass ich Angst hatte, wenn ich durch einsame Wälder lief, dass da irgendjemand hinter dem nächsten Busch stand. Mein K.O.-Spray hatte ich immer dabei.“

Kerstin Ott, NDR Talkshow, ©Fracasso

Du hattest aber dennoch einen besonderen Begleiter dabei?

„Ja, Wilson. Wilson war auf der Reise mein Gesprächspartner. Das habe ich mir in der Tat vom Film ‚Castaway‘ abgeschaut, wo Tom Hanks einem Ball ein Gesicht gemalt hatte. Für die einsamen Momente habe ich mir einen Stein fertig gemacht.“

Hattest du auch Euphorien?

„Auf jeden Fall, zum Beispiel ganz tolle Sonnenuntergänge. Du sitzt auf einer Klippe, und du weißt, dein Tagesziel ist erreicht, und siehst dieses Naturschauspiel und hörst die Wellen an Felsen knallen. Das ist schon Wahnsinn. Das waren die unvergesslichen Momente.“

Wenn man das so hört, bekommt man Lust, auch alleine loszuwandern…

„Ich kann das wirklich sehr empfehlen. Es ist toll, sich aus dem schnellen Leben einfach mal rauszuziehen. Man findet dort Zeit, sich über sein eigenes Leben Gedanken zu machen. Diese Ruhephase tat mir auch gut vor meiner Tour, die ansteht.“

Ist deine Frau mit auf Tour?

„Ja, das ist mir ganz wichtig. Sie hält Dinge von mir fern, die ich vor einem Auftritt nicht gebrauchen kann. Im Alltag kümmert sie sich dann um die Gespräche mit den Veranstaltern usw. Und wenn mal was nicht glatt läuft, hilft es ungemein, wenn man jemanden vor Ort hat, mit dem man darüber sprechen kann.“

Früher hattest du stark mit Lampenfieber zu kämpfen. Du sollst vor einem Auftritt eine halbe Flasche Wodka getrunken haben..?

„Ja, das stimmt. Heute weiß ich nicht, wie ich so noch auftreten konnte. Damals ging so ein Auftritt 15 Minuten, heute ist es entsprechend länger. Bei einem 2-Stunden-Tourauftritt kann ich mir natürlich nicht eine halbe Flasche Wodka in den Kopf nageln. Das Lampenfieber war so groß, ich konnte zum Publikum nicht mal ‚Hallo‘ sagen. Ich konnte nur meine Lieder singen, dazwischen habe ich keinen Pieps rausbekommen. Da hat der Wodka schon geholfen.“

Und heute hast du kein Lampenfieber mehr?

„Ich habe heute schon auch noch Lamperfieber, aber nicht mehr so schlimm wie früher. Das ist bei mir sehr von der Tagesform abhängig. Wenn es an einem Tag mal ganz extrem ist, würde ich zum Publikum sagen: ‚Ich bin heute etwas ruhiger drauf, aber das liegt nicht an euch.'“

Gibt es Momente bei einem Konzert, auf die du dich besonders freust?

„Ich liebe es, wenn die Menschen ganz begeistert dabei sind. Wenn ich was vorsinge, und sie singen mit. Dann entsteht eine Energie, das ist unvorstellbar. Auf der Waldbühne habe ich mit einem kleinen Mädchen gesungen, das bei seinem Vater auf der Schulter saß, und sie war so textsicher. Das sind besondere Momente für mich.“

Gibt es auch Dinge, auf die du dich nach einer Tour zuhause freust?“

„Auf meine bekloppten Tiere auf jeden Fall und darauf, Zeit mit der Familie zu genießen.“

Kerstin Ott, NDR Talkshow, ©Fracasso
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