Stefanie Hertel, NDR Talkshow, ©Fracasso

Stefanie Hertel: Sie lebt ihren langersehnten Traum

Stefanie auf der Musical-Bühne

Für Stefanie Hertel geht ein langersehnter Traum in Erfüllung. Der riesengroße ABBA-Fan steht in der Hamburger Neuen Flora beim ABBA-Musical „Mamma Mia!“ auf der Bühne. In der NDR-Talkshow sprach sie zusammen mit Musicalkollege Tetje Mierendorf über die größten Herausforderungen auf der Musical-Bühne.


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Stefanie Hertel, Tetje Mierendorf, NDR Talkshow, ©Fracasso
Stefanie Hertel, Tetje Mierendorf, NDR Talkshow, ©Fracasso

Kaum eine Band prägte die Popmusik mehr als ABBA. Über 400 Millionen Tonträger verkauften die ehemaligen Paare Agnetha Fältskog und Björn Ulvaeus sowie Benny Andersson und Anni-Frid Lyngstad. Damit gehört die schwedische Popgruppe zu den erfolgreichsten Bands der Musikgeschichte. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis um das musikalische Meisterwerk der Gruppe ein Musical geschrieben wird.

Die Idee: Aus den ABBA-Hits ein Musical zu machen, ohne dabei die Bandgeschichte zu erzählen. Band-Mitglied Björn Ulvaeus zu dem Musical, das am 6. April 1999 in London Premiere feierte: „‚Mamma Mia!‘ ist das Musical, von dem wir nicht wussten, dass wir die Geschichte geschrieben haben.“

Diese Geschichte ist schnell erzählt: Auf einer griechischen Insel lebt die alleinerziehende Donna. Donnas 20-jährige Tochter Sophie steht kurz vor ihrer Hochzeit. Aus dem Tagebuch ihrer Mutter erfährt die Tochter vom recht bewegten Leben ihrer Mutter und drei möglichen Vätern. Kurzerhand beschließt sie, der Ungewissheit ein Ende zu setzen, und lädt alle in Frage kommenden Väter ein. Chaos vorprogrammiert. Noch chaotischer wird es, als Donnas beste Freundinnen aus vergangenen Tagen anreisen…

Tetje Mierendorf spielt schon seit 180 Vorstellungen in der Neuen Flora. Jetzt kommt mit Stefanie Hertel im kommenden Monat prominente Unterstützung für ausgewählte Termine. Die gemeinsamen Proben in Hamburg laufen bereits.

„Ihr habt Euch eigentlich die beiden coolsten Rollen geholt“, findet Moderatorin Barbara Schöneberger. „So übernimmst Du, Stefanie, die Rolle der Tanja, der abgeklärten, männerfressenden Freundin von Mutter Donna. Und Tetje ist der coole Abenteurer Bill, einer der möglichen Väter.“

Tetje: „Das Problem an der Rolle von Bill ist, dass er im Laufe des Stückes immer mehr in seiner Männlichkeit beschnitten wird. Erst ist Bill der Abenteurer und Checker. Aber während der Show wird’s dann immer dünner. Zum Schluss bin ich fast der kleine Junge.“

Das Besondere an dem Musical ist, dass alle ABBA-Songs ins Deutsche übersetzt gesungen werden…

Tetje: „Es wurde fantastisch umgesetzt. Natürlich war ich am Anfang auch kritisch.“

Stefanie Hertel: „Das hat alles der Michael Kunze geschrieben. Ich war damals zur Premiere in Hamburg. Auch ich war wie alle anderen total skeptisch. Wir wurden alle sowas von überzeugt. Es war eine fulminante Premiere.“

Barbara Schöneberger: „Singt das Publikum nicht jeden Abend komplett mit?“

Tetje: „Oftmals ja. Häufig haben wir es, dass wir auf der Bühne stehen und denken: ‚Da singt doch irgendjemand schief. Das kann doch nicht sein.‘ Und dann klärt sich alles: ‚Ach ja, meine Eltern sitzen wieder im Publikum.'“

„Tetje, Du hast jetzt schon viele Vorstellungen gespielt. Geht da auch mal was schief?“

„Oh ja, wir hatten mal eine Vorstellung, da konnte eine Darstellerin nicht weitermachen, weil sie sich verletzt hatte.
Und es gibt eine Szene, in der meine Bühnenpartnerin Rosi (gespielt von Franziska Lessing) und ich uns näher kommen, in der Kirche, kurz vor der Trauung. Wir wollen übereinander herfallen. Wir liegen quasi schon aufeinander und werden dann von einem Kollegen unterbrochen.“

„Kommt das im Film auch so vor?“

„Das weiß ich nicht“, schmunzelt der Checker. „Auf jeden Fall waren wir kurz davor uns auszuziehen und haben darauf gewartet, dass der Kollege reinkommt und uns unterbricht.“

„Nein, wie geil“, platzt es lachend aus Barbara heraus.

„Aber der Kollege kam nicht. Wir haben gedacht: ‚Dann müssen wir jetzt wohl. Es schauen ja nur 1.000 Leute zu.‘ Für so viel körperlichen Einsatz gab es einen Riesen-Applaus vom Publikum.“

„Für Dich, Stefanie, ist das, glaube ich, kein Job von vielen. Für Dich ist es eine Herzensangelegenheit, diese Rolle in diesem Musical zu spielen…“

Stefanie: „Total. Ich bin ABBA-Fan seit meiner frühesten Kindheit. Als Kind in den 90er Jahren musste ich mich wirklich immer dafür entschuldigen, dass ich ABBA-Fan bin. Das war einfach total out. Dann kam irgendwann die erste Welle mit „ABBA Gold“ und danach endlich das Musical.

Ich war zur Premiere in Hamburg, und ich verspürte so eine Genugtuung. Denn von dem Moment an war ABBA wieder ganz toll. Ich saß da und dachte:

‚Das hab ich euch immer gesagt.'“

„Was hat Dir an ABBA so gefallen? Und hattest Du auch eine Lieblingssängerin?“

„Ja, ich war Agnetha- und Björn-Fan. Das waren ganz klar meine Lieblinge. Die Musik ist einfach genial. Sie ist auch heute noch immer aktuell und kann sich mit aktuellen Songs aus den Charts messen.
Ich glaube, man hat die Sänger von ABBA auch etwas verkannt, weil man gedacht hat, dass nur Whitney Houston, die da oben rumjodelt, eine tolle Sängerin ist. Aber Songs wie ‚Dancing Queen‘ sind nicht leicht zu singen.“

In der Sendung „Beckmann“ aus dem Jahr 2002 durfte die etwas jüngere Stefanie tatsächlich ihr Idol Björn treffen. Natürlich wurde ein kleiner Ausschnitt von diesem Zusammentreffen gezeigt, sehr zur Freude von Stefanie Hertel, die neben Björn saß und ihn anhimmelte.

„Mit dem Titel ‚Thank you for the music‘ fing meine Liebe zu ABBA an“, verriet Stefanie Hertel. „Es war so toll“, schwärmt sie nach dem Ausschnitt. „Der Björn war so herzallerliebst zu mir. Er redete sogar ein paar deutsche Sätze mit mir. Danach war ich wirklich fix und fertig.“

„Ich habe Benny Andersson mal kennenlernen und ankündigen dürfen“, plaudert Barbara Schöneberger. „Meine Damen und Herren, hier kommt Benny Andersson von den Beatles“, war es ihr damals herausgerutscht.

Das Publikum tobt vor Lachen.

Doch Barbara korrigiert: „Das hatte ich absichtlich gesagt. Benny hörte auf zu spielen und sagte: ‚ABBA!‘ Ich sagte: ‚Wie auch immer…'“

Wieder Applaus für die Anekdote aus dem Moderatorenleben.

Barbara Schöneberger, ©Fracasso
Barbara Schöneberger, ©Fracasso

„Tetje, Du hast selbst eine zehnjährige Tochter. In dem Musical geht es um ein Mädchen, das flügge wird. Wie gehst Du bei Deiner Tochter damit um?“

„Ich bin wirklich emotional, was so ein Thema angeht. Ich bin einer der drei potenziellen Väter. Wir haben zum Schluss diese Verabschiedungsszene, wenn die Tochter auf Reisen geht. Das fällt mir alles wirklich sehr schwer. Ich habe auch eine andere wunderschöne Szene mit meiner Vielleichttochter, in der sie mich fragt: ‚Bill, bist du mein Vater?‘ An dieser Stelle muss ich wirklich jeden Abend heulen. Ganz ehrlich: Körperlich ist Bill keine anstrengende Rolle. Aber emotional nimmt mich die Rolle ganz schön mit.“

„Stefanie, Du fängst, glaube ich, auch bei einem Song zu weinen an? Eigentlich kann man es gar nicht fassen, dass Du eine 21-jährige Tochter hast.“

„Ja, sie ist schon erwachsen und aus dem Haus. Der emotionalste Song ist natürlich ‚Slipping through my fingers‘. Dabei geht es genau um dieses Thema, wie Tetje gerade sagte.“

Tetje: „Wenn du bei dem Song ins Publikum schaust, siehst du sofort, wer Kinder hat und wer nicht.“
Stefanie: „Die Zeit rinnt einem durch die Finger. Und man realisiert, dass die Kinder erwachsen geworden sind und was man vielleicht verpasst hat.“

„Tetje, Du hast was Gewaltiges für Deine Tochter gemacht, als sie da war. Du hast 70 Kilo abgenommen.“

„Emma war gerade zwei Jahre alt. Zwei Jahre vorher war unser lieber Kollege Dirk Bach gestorben. Es gab gewichtstechnisch bei uns immer eine gewisse Vergleichbarkeit. Das brachte mich ins Grübeln. Es hat zwei Jahre gedauert, bis es in meinem Kopf ankam, dass ich etwas verändern muss. Ich machte einen Lebenserwartungstest, und da kam bei mir raus, dass ich noch zwei Jahre Lebenserwartung habe. Das war eine Aussage, die mir kein Arzt in der Deutlichkeit gesagt hatte. Eine Nacht nach dem Test hatte ich einen Traum.

In einem Park bei uns in Eppendorf fuhr meine Tochter auf dem Rad. Sie hatte es endlich gelernt. Neben ihr lief meine Frau, wiederum daneben lief der Familienvater, der mich angrinste, und das war nicht ich. Ok, von da an wusste ich, ich spiele keine Rolle mehr im Leben meiner Familie. Du musst jetzt was ändern. Ich legte den Schalter um und machte mich ran an den Speck.“

Zum Schluss gab es dann noch einen kleinen musikalischen Vorgeschmack. Stefanie schnallte ihre Mandoline um. Dieses Instrument lernte sie während der Pandemie kennen und zu spielen.

Die Mandoline ist übrigens auch das Instrument des Jahres.

Live vom Sofa spielten die beiden Darsteller „Mamma Mia“ aus dem ABBA-Erfolgsmusical – natürlich auf Deutsch. Dafür gab es tosenden Applaus.

„Eure Kombo ‚More than words‘ gibt es immer noch?“

Stefanie: „Natürlich. Die Countryband mit meinem Mann und meiner Tochter, die wir gegründet haben, macht tierisch viel Spaß.“

Stefanie Hertel, NDR Talkshow, ©Fracasso
Stefanie Hertel, NDR Talkshow, ©Fracasso

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