Nicole Konzert Stade, ©Fracasso

Nicole: Ein Abend der magischen Momente

Wenn Schlager die Welt verbessert

Es gibt Konzerte, und es gibt die Nicole-Tour „Ich bin zurück“. Dieser Abend ist mehr als ein Konzert, es ist eine emotionale Zeitreise für alle Sinne. Bereits der erste Titel ist Programm des Abends. Mit dem Namensgeber ihres Albums „Ich bin zurück“ eröffnet Nicole ihr befreiendes, über zweistündiges Bühnenprogramm, das sich dennoch anfühlt wie ein Kurzauftritt.


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Wenn Nicole zum Mikro greift, Anekdoten aus ihrer unbeschreiblichen Karriere erzählt, über ihre Liebe zu Afrika spricht und dabei auch noch einen Friedensappell ausspricht, vergeht die Zeit wie im Flug. Da braucht es kein gewaltiges Bühnenbild, akrobatische Einlagen, unnötige Pyrotechnik und athletische Backgroundtänzer. –> https://schlagerzeile.de/interviews/nicole-noch-immer-der-charme-von-damals/

Nicole schafft es, einzig mit ihrer Band, jahrzehntelanger Erfahrung und einer weißen Gitarre die Bühne vollständig auszufüllen. Da die 58-Jährige mit ihrer Stimme glänzt, ist auch der akustische Superpegel überflüssig.

Nach dem Konzert fühlt man sich in allen Sinnen stimuliert. Angenehme Lichtsetzung nimmt eine ebenso mit, wie Nicoles gefühlvolle Ansprachen, die authentisch und nicht aufgesetzt wirken. Das berührt Augen, Ohren und Herz gleichermaßen. Wenn die Sängerin darüber spricht, wie sie ihre Krebserkrankung überstanden hat, läuft bei ihr und beim Publikum die eine oder andere Träne über‘s Gesicht.

Ihre Songsauswahl: Ein gelungener Mix aus neuen Songs und ihren ganz großen Hits. Dabei nimmt Nicole ihre Fans mit auf eine Reise, angefangen mit Geschichten aus der ehemaligen DDR, wo sie als Sängerin eingeladen war. Nach der Pause nimmt die Band Platz an einem kleinen Tisch, der einer griechischen Taverne nachempfunden wurde. Nicole startet den zweiten Teil im Publikum. Wenn die Buzoukis erklingen zum Titel „Der alte Mann und das Meer“ ist es wieder da – dieses angenehme Ansprechen aller Sinne. Visuell nach Griechenland versetzt, spürt man förmlich den Wind in den Haaren und Salz auf der Haut.

Ebenso packend Nicoles Garderobenwechsel. In einem hellen afrikanischen Gewand erzählt die ESC-Ikone, was das Land mit ihr gemacht hat. Nicole plaudert über Reisen, bezeichnet dies als Freiheit. „Dieses Land hat mich verzaubert.“ Sie schwelgt in Erinnerungen an ihre erste Reise nach Südafrika. „Als ich das Land das erste Mal betrat, wusste ich, es passiert gerade was mit mir.“

Nicole hält kurz inne, dann fährt sie wie in Trance fort: „Ich spürte eine Vertrautheit.“ Das ging sogar soweit, dass sie abends mit einer Begleitung was trinken gehen wollte. Sie irrte durch die Straßen und steuerte geradewegs, obwohl sie dort noch nie war, auf eine Bar zu. Die Sängerin verrät: „Es ist wie eine Sucht. Jedes Jahr zieht es mich wieder nach Afrika.“

Doch der bewegendste Moment dann die Zugabe. Nicole nimmt auf einem Hocker vorn auf der Bühne Platz. „Es war der 24. April 1982, da betrat eine 17-jährige Gymnasiastin aus dem Saarland in England die Bühne, um Deutschland beim Eurovision Song Contest mit einem Friedenslied zu vertreten.“

Nicole hält inne: „Ein Lied, ein Hocker, eine Gitarre – mehr hatte ich nicht. Zur Zeit des kalten Krieges und der Aufrüstung sang ich an diesem Abend 750 Millionen Menschen aus dem Herzen, aus der Seele. Ich sprach das gesanglich aus, was viele dachten und sich wünschten: Endich Frieden in der Welt. An diesem Abend“, berichtet sie schwer atmend, „ging ein Traum in Erfüllung, ein Kindheitstraum.“

„Ich hatte es geschafft, und es gab eine Sensation. Zum ersten Mal – wir waren Deutschland – zum ersten Mal in der Geschichte bekam ein deutsches Mädchen mit einem Friedenslied, und wir kennen alle unsere Geschichte, aus Israel 12 Punkte. Volle Punktzahl, das war unglaublich.“

„Es gab eine Einladung der israelischen Regierung, die hab ich noch zuhaue. Diese Einladung war noch mit Schreibmaschine geschrieben. Ich sollte dort auftreten, in der Kaserne vor den Soldaten. Da dachte ich: ‚Wow, das wird spannend.‘“ Nicole machte sich also auf den Weg nach Tel Aviv und fand sich irgendwann auf einem Hocker in einem Innenhof sitzend.

„Ich hörte ein Signal, und die Türen flogen auf. Junge Mädchen und Jungs in meinem Alter setzten sich mir gegenüber und warfen ihre Waffen ins Gras, fassten sich an den Händen und warteten. Ich fing an zu singen, und dann begannen diese sanft schaukelnden Bewegungen und Wellen mit den Armen. Das war der Beweis, dass Musik Grenzen überwinden kann.“

„Dieses Bild ist jetzt 41 Jahre her, und ich habe es immer noch in meinem Kopf. Ich sehe immer noch Kinder, die nicht kämpfen wollten. Wir waren alle eins, und es spielte keine Rolle, aus welchem Land wir kommen. Das hat sich für immer in mein Herz gebrannt. Ich war mir bewusst, was mir da zuteil wurde.“

„Und jetzt, Jahrzehnte später, dazusitzen und in die Ukraine zu schauen, ohne zu verstehen, was das soll – WARUM? Ich finde keine Antwort, da setzt mein Menschenverstand aus. Wegen eines Stücks Land, das getränkt ist mit dem Blut unschuldiger Männer, die ihre Kinder und Frauen verlassen mussten und nicht wissen, ob sie nach Hause kommen? Ich habe dafür einfach keine Worte.“

„Ich habe ‚Ein bisschen Frieden‘ in sieben Sprachen gesungen, und dachte mir: ‚Warum soll nicht noch eine achte Sprache dazukommen, die diese gestrandeten Seelen, die zu uns kommen, verstehen können?!‘ Ich möchte damit den Geflüchteten das Gefühl geben, mit ihren Ängsten nicht alleine zu sein. Vielleicht hört ein gewisser Herr ja irgendwann auch diese Botschaft und kommt zu sich.“

Es folgt das unglaubliche Finale des Konzerts, natürlich mit „Ein bisschen Frieden“ und der weißen Gitarre auf dem Schoß, begleitet von Hunderten Handylichtern.

Nicole Konzert Stade, ©Fracasso

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