Mit seinen Hits und Idolen auf Konzert-Zeitreise – Teil 1
Wenn er ruft, folgen ihm seine Fans. Zugegeben nicht mehr so schnell wie damals, aber schließlich gibt es darunter welche, die Peter Kraus seit 60 Jahren treu sind. So gesehen gestern in Lübeck.
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Auf der Bühne Weltstars wie Bill Haley, Elvis Presley, Frank Sinatra, Little Richard und Roy Orbison. Das Besondere: Alle verkörpert durch IHN, Peter Kraus, „The german King of Rock’n’Roll“.
Peter Kraus machte mit seiner sechsten Abschiedstour gestern in Lübeck Halt und nahm dabei sein Publikum mit auf eine musikalische Zeitreise der Extraklasse. Die 60 Jahre Karriere sieht man dem 83-Jährigen überhaupt nicht an. Die Steiermark scheint für den Vollblutmusiker, oder besser VollblutRock’n’Roller, eben ein wahrer Jungbrunnen zu sein.
„Mein ‚Sugar Baby‘ ist die Steiermark“, so Kraus über das Grüne Herz Österreichs. Eigentlich wollte er schon 2014 seinen Abschied von der Bühne feiern und sich nur noch um seinen Weinberg in der Steiermark kümmern. Die glasklare Luft, die Bewegung auf dem eigenen Weinberg tun dem Weinliebhaber gut.
Neben einer gesunden Ernährung mit Zuckerverzicht hält sich der damalige Teenieschwarm jung. Die Tolle ist mittlerweile etwas dünnerem Haar gewichen, aber der Anzug von früher passt noch wie angegossen.
Sein Konzert in Lübeck eröffnete Peter „The King“ Kraus mit dem Bill Haley-Klassiker „Rock around the clock“. Was für ein Einstieg, das Publikum tobte!
„Ich sage euch, ich war damals von diesem Song so begeistert“, plaudert der Entertainer aus dem Nähkästchen. „Ebenso von der Tatsache, dass es in Amerika speziell für uns Jugendliche auf den Markt kam, dass ich beschloss, diese Musik in deutscher Sprache in unser Land zu importieren.“ Für diese tolle Idee gab es erstmal mächtig Applaus von der fast ausverkauften Halle.
„Ich weiß, das klingt jetzt ein bisschen großkotzig“, witzelte der einstige Teenieschwarm. „Aber, wie sie wissen, ich habe es geschafft, und zwar gleich mit der ersten Single.“ Prompt stimmte er Little Richard’s Hit „Tutti Frutti“ von 1955 in der deutschsprachigen Version des „King of german Rock’n’Roll“ an.
„Ich nahm bereits in meiner Jugend Gitarrenunterricht bei einem Jazz-Gitarristen. Mein Vater schenkte mir ein Tonbandgerät. Nach der Schule, wo ich immer fleißig hinging, fuhr ich immer zu AFN. Das war der amerikanische Radiosender in München.
Die Jungs waren super. Sie überspielten mir die Scheiben von den jungen Rock’n’Rollern. Zuhause übte ich diese Lieder, um sie dann auf Partys mit meiner Gitarre zu singen. Ja…“, hält der charmante Teenieschwarm inne, „wir waren dick drin bei den Mädels.“
Gelächter im Saal. „Nein, das darf man heute, glaube ich, nicht mehr so sagen.“ Daher korrigiert der wilde Rock’n’Roller: „Ich spürte eine gewisse Zuneigung von der Damenwelt.“ Applaus.
„1956 wurde in München die Beschwerde laut, dass nichts für die Jugend getan wird. Da erklärte sich die Münchener Abendzeitung bereit, ein Jazzkonzert für die Jugend zu organisieren.“ Es wurde der Original-Flyer eingeblendet. „Alle meine Freunde sagten: ‚Da musst du auftreten.‘ Ich verneinte.“
Schließlich feierte der junge Peter als Schauspieler erste Erfolge. Mit 14 Jahren stand er in seinem ersten Kinofilm „Das fliegende Klassenzimmer“ vor der Kamera. „Das ist jetzt 68 Jahre her. Und damit sie nicht kopfrechnen müssen: Ich bin 83 Jahre alt.“ Das Publikum war begeistert.
Doch die Freunde blieben hartnäckig. „Da musst du mitmachen. Da spielen der Max Greger und Hugo Strasser.“ Peter ließ sich breitschlagen, griff zum Telefon und rief Max Greger an. „Das heißt, ich habe es probiert. Ich schaffte es tatsächlich bis zur Haushälterin.“
Bei Hugo Strasser hatte Kraus mehr Glück. „Hugo sagte: ‚Was willst du singen?'“ Begeistert antwortete der junge Musiker: „Rock’n’Roll“. Pause am anderen Ende der Leitung. „Dann fragte Hugo: ‚Was?'“ Aber Strasser fackelte nicht lange und lud seinen Gesprächspartner zum Vorsingen ein.
Peter Kraus machte sich mit seinem selbstgebastelten Gitarrenverstärker auf den Weg. „Ich habe ihm unter anderem ‚Heartbreak Hotel‘ von Elvis Presley vorgespielt.“ Hugo war begeistert, Peter durfte spielen.
Mit einfachsten Mitteln trat der passionierte Rock’n’Roller auf. „Trotzdem schrieb die Abendzeitung: ‚Er kam, sang und siegte.'“ In gewohnter Manier schmetterte Peter sein ‚Heartbreak Hotel‘ in Lübeck.
In den folgenden Jahren nahm seine musikalische Karriere an Fahrt auf. Zwar nicht mit typischem Rock’n’Roll: „Die Lieder, mit denen es weiter ging, nannte ich damals ‚MädchenEinlullLieder‘.“
Weiter gerockt wurde mit einem Peter-Kraus-Hitmedley, das mit „Diana“ endete. „Das war schon damals eine wilde Zeit“, gesteht Kraus, der anscheinend kein Kind von Traurigkeit war. „Aber darüber möchte ich hier jetzt nicht so sprechen. Dazu gibt es eigentlich nur zu sagen, dass das Wort ‚prüde‘ erst viel später erfunden wurde.“
Eine Anmerkung gab es dann doch:
„Ich glaube, ich hätte die wilde Zeit nicht so gut überstanden, wenn ich nicht aus einer Künstlerfamilie gekommen wäre.“
Danach luden Peter Kraus und seine Band das Publikum in eine Zeit ein, in der man seine Angebetete in Anzug und Krawatte in eine edle Bar ausführte und Champagner trank. Man lauschte guter amerikanischer Swingmusik. Swinging ging es dann auch mit den Titeln „L.I.E.B.E“ und „Sommerzeit“ weiter.
„Louis Armstrong war leider der von meinen Idolen aus der Kindheit, den ich nicht kennlernen durfte“, berichtete der Sänger nach seiner swingigen Runde. Und schon wartete die nächste Anekdote: „Ich war 19 Jahre alt und hatte mein erstes Geld verdient. Da hörte ich, dass Sammy Davis Jr. in Monte Carlo auftreten wird.
Ich sagte zu meinem Manager, dass wir dort hin müssen. Dafür mussten wir mir ein weißes Dinner-Jacket kaufen, weil die Gesellschaft so versnobt war. Sogar mit einem schwarzen Smoking wäre man unangenehm aufgefallen. Der Eintritt kostete damals 1.000 DM. Das war ein Vermögen. Eine Semmel kostete zu der Zeit 6 Pfennig.
Wir saßen dort und aßen. Dann sollte die Show von Sammy Davis Jr. kommen. Die Show begann. Aber keiner der Gäste drehte sich nach ihm um. Die Leute waren so versnobt, dass sie einfach weiteraßen. In der Fachsprache heißt es: ‚Er ist völlig abgestunken.‘ Fassungslos gingen wir in eine dunkle Bar.
Dann kam auf einmal eine Gruppe Männer herein und setzte sich an unseren langen Tisch. Und neben mir saß Sammy Davis Jr. Ich war ganz aufgeregt und habe überlegt, wie ich ihn was fragen könnte. Auf einmal sprach er mich aber an. ‚Hey man, do you speak english?‘ Ich nickte und sagte ‚Yes‘.
‚That’s great. But I can’t talk with you‘, antwortete er. Danach fiel sein Kopf auf die Tischplatte, und er schlief ein. So saß ich ungefähr eine halbe Stunde neben ihm, dann ging die Gruppe und nahm ihn mit.“
Danach sang Peter in Erinnerung an dieses markante Erlebnis seinen Titel „Mr. Bojangles“. Pfeifend und mit deutschem Text hatte der Vollblutmusiker auch hier wieder sein Publikum fest im Griff.
Auch mit dem Klassiker „Du, du liegst mir am Herzen“ aus dem Jahre 1952 von Marlene Dietrich machte Kraus eine gewohnt gute Figur und ehrte abermals ein weiteres Idol aus seiner Kindheit. Währenddessen gab Klaus „Nappo“ Bernatzki mit seinem Saxophon sein Bestes. Ein Raunen ging durch’s Publikum.
Bevor es mit einem Elvis-Medley, in dem Peter den Teddybär besang und den Schmusesong, oder wie er es ausdrücken würde „MädchenEinlullsong“ „Love me Tender“ einbaute, in die Pause ging, verriet Kraus noch, dass die „Idole“-Idee in der schwierigen Corona-Zeit enstanden war, und er viel Unterstützung von Kollegen wie Helge Schneider und Annett Louisan für Duette erhalten hatte.
Mit etwas Eigenwerbung den Merchandise-Stand begann anschließend die Pause.
Teil 1
- Rock around the Clock – Bill Haley 1954
- Tutti Frutti – Little Richard 1955
- Heartbreak Hotel – Elvis Presley 1956
- Peter Kraus Medley – (Kitty Cat – Hula Baby – Sweety – Va bene – Tiger – Mit 17 – Diana)
- L.I.E.B.E
- Sommerzeit (Summertime) – Louis Armstrong & Ella Fitzgerald
- Mr. Bojangles – Sammy Davis Jr.
- Du, Du liegst mir am Herzen
- Elvis Medley – Teddy Bear – Don’t be cruel – Love me tender – King Creole – Devil in disguise – Viva Las Vegas
- Love me tender – Elvis Presley 1956