Schlagerjünger verneigen sich vor Michael Holm
Das Wetter kaiserlich, die Stimmung bombastisch, die Kostüme genial, die Trucks der Hammer. Doch weder Trucks, noch Party-DJs konnten dem absoluten Highlight des 25. Schlagermove das Wasser reichen. Schlagerikone Michael Holm katapultierte die Fans auf der After-Move-Party in den Schlagerhimmel. Hamburgs Herz schlägt für Michael Holm. Das Heiligengeistfeld sollte in „HeiligenHolmfeld“ umbenannt werden, findet Sabine aus Altona.
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„Du kannst nicht immer 17 sein“, schmettert es aus den Boxen. Das braucht er auch nicht! Schon folgt der nächste Kultschlager von Wencke Myhre: „Er hat ein knallrotes Gummiboot.“ Auch das stimmt nicht ganz.
Die ersten der 48 Trucks setzen sich langsam und fast pünktlich kurz nach 15.00 Uhr auf dem Heiligengeistfeld in Bewegung. Da hört man Costa Cordalis von einem der Wagen singen: „Er fand sie irgendwo, allein in Mexiko.“ Nicht wirklich – stattdessen fragt er Lucille, warum sie jetzt gerade gehen muss, und macht sich barfuß im Regen auf den Weg nach Mendocino.
Ihr wisst längst, wer gemeint ist. Die Rede ist vom lebendigen Schlagerkult Michael Holm, dem Mann gestern beim 25. Schlagermove „im Wagen vor mir“. Auf Truck 29 „Boerney & die Tri Tops Party Truck“ war neben Boerney kein Geringerer als Michael Holm zu Gast. Mit einem sommerlichen Hut als Kopfbedeckung schützte sich der 79-Jährige vor der Kraft der Sonne und feierte zusammen mit 400.000 Schlagerfans den 25. Schlagermove.
Die 3,3 Kilometer lange Partystrecke führt vom Heiligengeistfeld runter zum Hafen, entlang den Landungsbrücken und über die Reeperbahn zurück zum Ausgangspunkt. Auf der gesamten Strecke bunte, gutgelaunte Schlagerfans in Schlaghosen und geblümten Hemden. Die weiblichen Schlageranhänger tragen luftige Kleider mit typischen 70er Mustern. Bei dem hochsommerlichen Wetter ist ein weiteres Accessoire Pflicht: Die bunte oder viel zu große Sonnenbrille.
Seit 1997 gibt es die „größte Kostümparty“, wie Michael Holm den Schlagermove auf der After-Move-Party nennt. „Ich liebe den Schlagermove“, verrät Michael Holm dem Publikum und outet sich als Fan: „Wo gibt es eine so tolle, große Schlagerveranstaltung, die so friedlich verläuft wie der Schlagermove in Hamburg?“ Für so ein nettes Statement gibt es natürlich tosenden Applaus.
Es kamen Besucher aus allen Bundesländern nach Hamburg, um ihre Musik, den Schlager, mit Sonnenbrillen und Federboas zu feiern. Nachdem die Trucks mehrere Stunden durch das Herz von Hamburg rollten, ging es auch dieses Jahr mit der legendären After-Show-Party weiter. Auf der sorgte vor allem Michael Holm für einen Hammerabend.
Den Eisbrecher macht gegen 19.45 Uhr Rex Cordales. Der auch als Shelvis bekannte Sänger und Radiomoderator ist Schlagermove-Fans längst kein Unbekannter. War er schon vorher auf den Trucks und vor ein paar Wochen beim ersten Schlagermove Golf&Friends-Turnier live on Stage, feiert der deutsche mit halb pakistanischer Herkunft sein Debüt bei der After-Show-Party. Mit Hits wie „Hey Amigo Charly Brown“ singt er das Zelt zum Tanzen.
Das Publikum will Rex Cordales gar nicht mehr gehen lassen. Nach seinem ersten Song hat der 48-Jährige die Schlagerfreunde gekonnt im Griff. Nach seinem Auftritt muss Rex daher noch über eine halbe Stunde Autogramme geben. Von einer Dame gibt es sogar einen Blumenstrauß. Cordales strahlt: „Wow, was für ein fantastisches Publikum.“
Da Rex Cordales auch „Fiesta Mexicana“ im Programm hat, ist er nach seinem Auftritt nervöser als vorher. „Ich hätte so gern ein Foto mit Michael Holm“, verrät er uns. Denn schließlich hat Michael Holm den Song zusammen mit Ralph Siegel für Rex Gildo geschrieben.
Kurz nach seinem Auftritt rollt dann ein dunkler Van an das Zelt. Bei genauerem Hinsehen kann man durch die schwarzgetönten Scheiben erkennen, wer darin sitzt: Michael Holm.
Gut gelaunt steigt der 79-Jährige im eleganten Anzug aus. Diesmal hat er nicht seinen roten Gürtel und die roten Turnschuhe an. Heute setzt Michael stattdessen wieder auf seine weißen Turnschuhe als bequemes Bühnenoutfit. Schlagerzeile berichtete über seine Leidenschaft für das Schuhwerk.
Eigentlich sollte Michael Holm 35 Minuten singen, doch daraus wurde nichts. Holm begeistert mit seinen Hits wie „Mendocino“ und „Lucille“ und legt dazwischen sportliche Kicks und Tanzeinlagen hin. Neben seinen ganz großen Hits und Anekdoten aus seiner traumhaften Karriere rockt er das Heiligengeistfeld mit Songs wie „La Bamba“. Nach unzähligen Zugaben, darunter zweimal „Tränen lügen nicht“, verlässt der „alte Holm-Michel“ nach über einer Stunde unter tosendem Applaus die Bühne.
Schlagerzeile-Kinderreporterin Finja ist geflasht: „Wie cool war das denn?!“ Dieser Meinung schließt sich Sabine aus Altona an. Mit blinkender Krone auf dem Kopf stimmt sie Finja zu: „Was für ein Hammer-Auftritt! Das Heiligengeistfeld sollte in HeiligenHolmfeld umbenannt werden, Michael ist Kult!“
Lokalmatador Peter Sebastian glänzte auf dem Charity-Rollstuhl-Truck mit sozialem Engagement. Weniger Glück hatte da Olaf Henning, für den die Reise endete, bevor sie überhaupt begann. Sein Truck konnte sich gar nicht erst in Bewegung setzen, da eine Frau auf der Treppe des Doppeldeckers stürzte und herausgeschnitten werden musste (Schlagerzeile berichtete: Schlagermove: Unfall stoppt Olaf-Henning-Truck). Olaf Henning und Gaby Baginsky improvisierten stattdessen im DJ-Tower auf dem HeiligenHolmfeld.
Insgesamt spricht die Polizei von einer friedlichen Veranstaltung, was natürlich der fantastischen Planung des Schlagermove-Teams zu verdanken ist. Nur deshalb wächst der Schlagermove stetig.
Einigen Anwohnern von St. Pauli ist dies jedoch ein Dorn in Auge. Die Veranstaltung sei mittlerweile zu groß für die Weltstadt Hamburg, klagen sie. Mit den Besuchermassen komme es auch zu einer Müllwelle. Darüber gibt es Beschwerden über zerbrochene Glasflaschen, Federboa-Reste und Wildpinkler.
Schlagerzeile kommentiert: Mal ehrlich, liebe St. Paulianer, sieht die Reeperbahn nicht nach jedem Wochenende ähnlich aus? Vor allem nach einem Wochenende mit Dom und Fußballspiel? Darüber hinaus läuft Letzteres häufig nicht so friedlich ab!
Aber wir können den Schlagermove ja auf die A7 verlegen: Kein Lärm, da überdacht, und Stau ist ja sowieso immer. Diese Meinung dürfen wir uns erlauben, da unser Chefredakteur im Karoviertel aufgewachsen ist.
Das kann ja bis zum 26. Schlagermove am 25. Mai 2024 noch ausführlich diskutiert werden. Bis dahin verbleiben wir mit „HOSSA“ und freuen uns auf das nächste Festival der Liebe.