Neue Single, neues Album, anderer Nino
Es war 1984, da machte „Jenseits von Eden“ Nino de Angelo mit nur 21 Jahren zum Megastar. Praktisch über Nacht wurde der smarte Sänger mit den rehbraunen Augen und dem lockigen, dunklen Haar zum Teenieschwarm und zierte die Titelseiten von Bravo und Co.
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Der schnelle Aufstieg ins Rampenlicht brachte für den jungen Mann auch Schattenseiten mit sich. Alkohol- und Drogenkonsum bestimmten sein Leben. In seiner neuen Single verarbeitet Nino den Kampf mit, gegen und für sich selbst.
Schaut man Nino de Angelo heute an, erkennt man: Der 59-Jährige hat gelebt. Was geblieben ist, ist die schlanke Statur. Die braune Lockenmähne musste längst weißen, kurzen Haaren weichen. Sein schmales, leicht eingefallenes Gesicht schmückt ein weißer Vollbart.
Seine CD-Cover wirken heute düster und bedrückend. Auch seine Musik ist härter und dunkler geworden.
Von dem einstigen Sunnyboy mit der Schmusestimme ist nicht viel geblieben. Trotz der immensen Veränderungen gehört Nino de Angelo immer noch zu den Größten im Schlagergeschäft – übrigens auch für uns!
Deshalb finden wir es um so schlimmer, wo wir doch selber früher vor dem Fernseher saßen und Nino in der Hitparade verfolgt haben, das zu sehen. Als Oma auf der Couch saß und die Hitparade eingeschaltet hatte, haben auch wir mit großen Augen damals noch in die Röhre geschaut und „Jenseits von Eden“ mitgesungen. Und manchmal vielleicht von einer ähnlichen Karriere geträumt…
Heute schlagen Songs wie „Gesegnet und verflucht“, was musikalisch gut gemacht ist, eher auf’s Gemüt.
Es bleibt die Frage: Möchte man den schweren Kampf von Nino musikalisch verfolgen? Möchte man auf diese Weise in die Höhen und Tiefen seines Lebens mitgenommen werden? Legt man sich nicht eher eine Schlager-CD auf, um zu entspannen und die Laune zu bessern?
Reichen die Einblicke in schlechte Zeiten von den immer gleichen Zeitungen und immer gleichen TV-Sendern und -Sendungen nicht aus? Für andere Medien haben viele Schlagerlegenden ja häufig keine Zeit…
Möchten wir ebenfalls über die Schattenseiten berichten, dürfen wir wie viele andere Portale Fernsehen schauen und schreiben. Aber ist das Recherche? Ist das Journalismus?
Wir dürfen uns dann durch hoch philosophische Pressemitteilungen kämpfen, die andere Portale vollständig abdrucken. Ist das ein Magazin oder die Bezeichnung „Profi“ wert?
In seinem neuen Song „Mein Kryptonit“ kämpft Nino die Schlacht gegen seine Dämonen. Versteht Ihr also, was wir meinen?! Wir sind hier nicht in der Serie „Supernatural“ oder gar in einer Marvel-Serie oder einem Comic.
Damals haben Songs wie „Ein bisschen Frieden“ und „Jenseits von Eden“ Menschen bewegt. Ja, jetzt kommen auch wieder Kritiker, die sagen „Am Tag, als Conny Kramer starb“ befasste sich mit einem ähnlichen Thema…
Aber zurück zu Nino. „Mein Kryptonit“ ist ein Vorbote seines neuen Longplay-Epos „Von Ewigkeit zu Ewigkeit“, das im Mai 2023 erscheinen soll.
„Mit der Album-Trilogie „Gesegnet und verflucht“ hat Nino in den letzten 2 Jahren das mutigste und persönlichste Werk seiner 40-jährigen Karriere vorgelegt“, heißt es im Pressetext. Eine Songsammlung, in der der 59-Jährige tief blicken lässt.
Über „Mein Kryptonit“ sagt der Pressetext weiter:
„Benannt nach der geheimnisvollen Superpower und gleichzeitig einzigem wunden Punkt aus den Superhelden-Comics stellt „Mein Kryptonit“ einen bittersüßen Lovesong mit autobiographischem Hintergrund dar, hatte Nino de Angelo in seinem Privatleben doch trotz seines Ruhms auch immer wieder mit Tiefpunkten in seinem Leben zu kämpfen. Vier Scheidungen, Alkoholeskapaden, Schulden, Suchtprobleme und schwere Krankheiten – ein bis heute andauernder Kampf, der den Musiker nur noch stärker und entschlossener gemacht hat.“
Für unseren Geschmack kommt vor allem der Refrain zu hart daher. Klar halten wir zu unseren Stars in guten wie in schlechten Zeiten. Dennoch könnte „Mein Kryptonit“ ein wenig mehr der oft erwähnten und auch kritisierten „heilen Schlagerwelt“ vertragen. Gerade in dieser Zeit, in der es überall schon genug Probleme gibt, würde etwas Superhelden-Optimismus sicher nicht schaden. Bitte wieder ein Stück mehr „Eden“…