Gaby Baginsky, ©Fracasso

Gaby Baginsky: „Da hab ich noch richtig Bock drauf“

Schlagerstar mit ganz viel Herz im Exklusiv-Interview

Gaby Baginsky, ©Fracasso
Gaby Baginsky, ©Fracasso

Ganz viele Schlagerstars wie Jürgen Drews, Ireen Sheer und Mary Roos haben in letzter Zeit aufgehört. Du denkst hoffentlich nicht ans Aufhören?


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„Nee…!“ sagt Gaby Babinsky ganz klar und lacht, wie immer gut gelaunt. „Da werde ich in letzter Zeit öfter drauf angesprochen. Warum sollte ich aufhören? Wenn meine Schlagerkollegen meinen, sie müssen aufhören, dann müssen sie es machen. Ich meine, dass ich noch nicht aufhören muss. Ich fühle mich noch fit und jung, und das Wichtigste: Mir macht es noch Spaß. Genau aus diesen Gründen habe ich bisher noch nie ans Aufhören gedacht.“

Wenn man Dich anschaut, sieht man Dir Dein Alter aber auch nicht an. Wie machst Du das?

Lacht wieder und bedankt sich: „Lebensfreude! Nein, ich liebe meinen Job. Ich liebe die Menschen. Ich liebe es, unterwegs zu sein. Ich will einfach nicht zuhause versauern und alt werden. Ich möchte den Menschen immer noch Freude bringen, und Singen ist schon immer mein Lebensmotto gewesen.

Gerade stecken wir kopfüber in Arbeit am neuen Album. In dieser Woche starten dafür schon die ersten Aufnahmen. Da sind wieder so unglaublich tolle Lieder dabei. Da hab ich wirklich noch richtig Bock drauf. Ich gehe darin richtig auf. Das hält einfach jung, und ich sage jetzt nicht einfach tschüß.

Wenn ich mal gehe, dann sage ich niemandem etwas. Dann höre ich einfach auf. Es wird dann auch keine Abschiedstournee geben. Sowas wäre für mich ganz furchtbar – wenn ich eine Abschiedstour machen und jeden Abend mitzählen würde: Das ist der drittletzte, der zweitletzte, der letzte – und dann? Nein, das kann ich nicht. Dann würde ich einfach sagen, dass ich mich jetzt zurückziehe, und fertig.“

Du sagtest, dass Du gerade an einem neuen Album arbeitest. Wann wird Dein neues Album erscheinen?

„Im nächsten Jahr erscheint das Album. Wir sind gerade dabei, die ersten vier bis fünf Titel aufzunehmen. Wir haben deshalb auch noch keinen Albumtitel. Aber was wir jetzt schon wissen, ist, dass die erste Auskopplung Ende Januar 2023 sein wird.“

Weißt Du schon den Titel der Single?

„Leider noch nicht. Wir müssen erstmal fünf Titel produzieren. Wir haben nämlich schon fünf richtig starke Titel, daraus kristallisiert sich dann einer heraus. Und der wird dann die erste Auskopplung. Da wir leider noch am Anfang stehen, kann ich noch nichts sagen. Es sind aber alles wieder tolle Gaby-Titel, auch witzige Texte, sogar bissige Texte sind dabei – alles halt in meiner Art. Das liebe ich einfach. Die heutigen Texte sind natürlich nicht mit meinen alten Texten aus den 70ern zu vergleichen. Wir versuchen, die heutige Aussprache zu vertonen.“

Gaby wird also moderner?

„Ja natürlich..!“ Beginnt zu lachen: „Also, ich mache jetzt keinen Rap oder sowas. Aber ich mache Dinge mit dem gewissen Esprit, halt mit dem gewissen Kick.“

Geht es viel um die Liebe in den neuen Texten?

„Nee, gar nicht. Es geht um Halsabschneider usw. Es wird einfach lustig!“

Du bist leider gar nicht mehr so häufig im Fernsehen vertreten. Du machst Dich so ein bisschen rar. Warum?

„Ja, da hast Du recht. Aber das liegt nicht an mir“, erklärt sie wieder einmal lachend. Bei Gaby merkt man: Sie ist ein glücklicher Mensch und mit ihrem Leben zufrieden.

Warum lädt Florian Silbereisen Dich nicht ein?

„Ehrlich, ich weiß es nicht. Vielleicht wollen sie nicht so viele ältere Künstler im Programm. Ich weiß nicht, was ich verbrochen habe. Aber ich komme damit klar. Ich habe mir in den ganzen Jahren ein Gesicht gemacht, ich existiere als Künstlerin auch so. Aber vielleicht klappt es irgendwann ja mal wieder. Es ist ja nicht so, dass ich sage, dass ich nicht ins Fernsehen möchte. Es ist schon so, dass es dort eine gewisse Gruppe gibt, die immer wieder dabei ist. Vielleicht habe ich ja bald wieder einen Titel, der unumgänglich ist, und dadurch wirst Du auf einmal wieder eingeladen.“

Gibt es bei Deinen ganzen Songs einen Lieblingstitel?

„Ich habe da ein paar Songs, die mir so richtig liegen. Da sind ein paar Songs aus der Hitparadenzeit, die ich immer gerne singe. Das erwarten die Fans natürlich auch von mir. Dann hab‘ ich das mit den Männern, hab‘ auch mal eine Ballade, die mir sehr gut gefällt. Aber im Großen und Ganzen einen Titel, der sich rauskristallisiert, gibt es nicht.

Früher hab‘ ich immer gesagt, ‚Männer verstehen nur, was sie wollen‘. Aber dann fand ich: ‚Jetzt ist Schluss mit den Männern‘. Ich hab‘ ja selber so ein Exemplar geheiratet. Nee! Da hab‘ ich einfach gesagt, jetzt ist ‚Männerschlussverkauf‘, jetzt ist Feierabend. Ich hab‘ auch mein Team ermahnt: ‚Kommt mir nicht wieder mit so einem Männertitel!‘ Aber einen Song auszuwählen, ist gar nicht möglich. Es sind zu viele tolle Titel dabei.“

Du hast ja aber auch ein Riesenrepertoire…

„Ja, das stimmt. Da ich früher auch viel mit Band aufgetreten bin. Das Repertoire ist groß. Es sind auch viele Musicaltitel dabei. Meine kompletten Schlagerhits habe ich auf Noten. Ich kann also alles auch mit Band spielen. Nur leider gibt es dafür aus Kostengründen nur wenig Möglichkeiten.“

Gaby Baginsky, ©Fracasso
Gaby Baginsky, ©Fracasso

Wie hat sich der Schlager für Dich in letzter Zeit verändert?

„Der Schlager ist gewachsen. Aber stell Dir mal vor, Schlager würde stehen bleiben. Das geht ja gar nicht. Es muss vom Sound her passen, auch der Schlager ist moderner geworden. Als wir die 70er hatten, haben wir ja auch nicht die Dinge aus den 50er Jahren aufgegriffen. Damals haben wir mit unseren Sachen auch schon der Zeit entsprechend moderne Dinge gefahren. Der Sound von Kerstin Ott ist super, Helene natürlich auch. Der neue Sound gefällt mir sehr gut. Es muss halt das gewisse Etwas haben.“

Gaby braucht keine großartige Akrobatik-Show an ihrer Seite, um zu funktionieren…

„Ach…, ich würde auch gern Tänzer haben“, lacht sie.

Aber Du füllst mit Deiner Präsenz auch alleine die Bühne aus…

„Danke. Es macht mir einfach Spaß. Natürlich würde ich auch mit Tänzern auftreten. Aber ich hole mir auch einfach mal jemanden aus dem Publikum, der dann mit mir tanzt. Darüber lacht sich das Publikum dann immer kaputt. So eine große Show mit Artisten und Tänzern, das kostet eine wahnsinnige Zeit an Vorbereitung.

Damals war eine Show mit ein bisschen Akrobatik auch mein Traum. Ich kam ja vom Ballett, und mit meinem Vater habe ich immer ein wenig Akrobatik gemacht. Wir wollten immer zum Zirkus oder Schlager machen. Beides zusammen ging damals noch nicht, also haben wir uns für den Schlager entschieden.

Früher war ich aber auch sehr schüchtern, habe mich nicht getraut, was zu sagen, habe mich geschämt, das was falsch sein könnte. Heute plappere ich einfach drauflos. Vielleicht war ja das gerade der Schlüssel, dass ich heute sage ‚ist mir shitegal‘.“

Du setzt Dich ganz stark für Katzen ein. Deine Katze „Stuart Little“ ist leider verstorben…

Plötzlich schlägt die immer gut gelaunte Gaby ruhigere Töne an. „Ja, das ist richtig. Ich habe bei uns viele gestrandete und/oder behinderte Tiere aufgenommen. Zur Zeit leben um die 20 Katzen bei uns. Wir waren aber schon mal bei über 40, die wir alle allein durchgebracht und so gerettet haben. Dafür haben wir kleine Holzhäuser für die Tiere auf unserem Grundstück.

Die Katzen sind Freigänger. Da wir nicht so städtisch wohnen, ist das möglich. Die Katzen gehen auch nicht mehr so weit weg. Die ältesten sind 20 Jahre alt, die jüngsten sind um die 12.

Im Moment habe ich leider zwei, denen es nicht so gut geht, mit denen ich wohl bald den schwersten Gang gehen muss. Und das ist für mich das Allerschlimmste. Da weine ich dann auch richtig. Ich bleibe bei den Tieren immer bis zum Schluss dabei. Ich denke, das ist man dem Tier auch schuldig.“

Während sie so berichtet, laufen bei Gaby Tränen über’s Gesicht. Denn den gestrandeten Tieren zu helfen, ist ihre eine Herzensangelegenheit.

„Das Tier merkt auch bei seinem letzten Gang, dass die Bezugsperson bei ihm ist, wenn es bis zum Einschlafen gestreichelt wird.“ Der Verlust eines Tieres geht Gaby wirklich nahe. „Ich breche dann immer fast zusammen.“
Wenn die Katze dann angekommen ist, nimmt sie sie mit nach Hause, wo sie ihre letzte Ruhestätte bekommt. „Wir verabschieden uns alle zusammen, auch die tierischen Geschwister.“

Wieder laufen große Tränen über Gabys Gesicht, die zusammen mit unserer Reporterin versucht, wieder Fassung zu finden. Ein so ehrliches und gefühlvolles Interview wie mit Gaby hat man selten.

„Wir lieben die Tiere einfach über alles. Wenn ich nicht da bin, muss ich immer eine Nanny da haben. Aber es ist ganz schön schwer, eine gute Nanny zu finden. Dann hat man eine gefunden, dann geht sie wieder oder zieht weg. Dann beginnt die Suche von Neuem. Das ist wirklich nicht leicht. Aber ich könnte nicht wegfahren, wenn ich nicht wüsste, das die Tiere gut versorgt sind. Bei mir kommt viel aus dem Herzen.“ Davon sind wir überzeugt.

Wo kommen die Katzen alle her?

„Das wissen wir teilweise nicht. Wir haben die Katzen gefunden. Dann hatten wir Würfe, die wir gar nicht gesehen hatten. Dann kamen die Kleinen, und ich hab‘ sie gefangen, bevor dann weitere Junge kommen. Dann ging es kurz zum Tierarzt, damit es keine Babys gibt. Danach konnte ich sie wieder frei lassen, aber sie sind natürlich geblieben. Es wurde manchmal ganz schön voll. Und alle im Haus aufzunehmen, war natürlich irgendwann nicht mehr möglich. Die Katzen waren richtig dankbar über ihre Häuschen mit Stroh, Heu und kleinen Bettchen.“

Was hast Du für die Zukunft noch für Projekte geplant?

„Eigentlich habe ich mir gar nicht so viel an Projekten vorgenommen. Ich wünsche mir, dass mein neues Album fruchtet, dass wir mit der Musik wieder die Menschen ansprechen, dass wir mit unseren Themen den Menschen aus dem Herzen sprechen, dass weiterhin die Gesundheit gegeben ist, dass ich noch einige Auftritte machen darf und ich Menschen lachen sehe – vor allem nach diesen blöden Jahren, die wir hatten. Dann macht es nach wie vor wieder richtig viel Spaß. Das Feedback der Menschen, das ich zurückbekomme, gibt mir unglaublich viel Kraft. Das ist auch der Grund, weshalb ich gar nicht sagen könnte, ich höre auf.“

Machst Du auch viel über die sozialen Netzwerke?

„Eigentlich weniger. Ich kann nicht den ganzen Tag da sitzen und mich nur mit Posts und so beschäftigen. Mein Mann unterstützt mich zwar, aber ich gehöre nicht zu den Personen, die ihr Essen posten. Ich habe schon mal versucht, die Storys von den Katzen zu posten, aber dann ist immer irgendwas. Das schaffe ich auch mit den 20 Tieren gar nicht. Da fehlt die Zeit. Die Tiere sind wie Kinder. Außerdem fahre ich regelmäßig zu meiner 96-jährigen Mutter.“

Vielen Dank für dieses sehr persönliche und sympathische Interview, eines der angenehmsten unserer gesamten langjährigen Journalistenlaufbahn. Liebe Gaby, bitte bleib genau so, wie Du bist!

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